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Bundeswaldinventur: Umbau verlangt Ausdauer

Landwirtschaftsminister Özdemir stellt Ergebnisse vor
Von Agra-Europe/jh
Der deutsche Wald gibt mehr Kohlenstoff ab als er aufnimmt. Baumartenmischung, Schichtung und Naturnähe der Wälder konnten jedoch laut BWI zulegen. Foto: Imago

Der deutsche Wald gibt mehr Kohlenstoff ab, als er aufnimmt. Das zeigt die am Dienstag von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) vorgestellte Bundeswaldinventur (BWI), in deren Rahmen zuletzt 2022 umfangreiche Daten zum Zustand der Wälder in Deutschland erhoben wurden.

Danach hat sich der Kohlenstoffvorrat im Wald seit 2017 um 41,5 Mio. t verringert, da der Abgang, überwiegend durch Stürme und Dürre sowie Käferbefall, den Zuwachs an lebender Biomasse überstieg. Verantwortlich für den Negativsaldo ist Özdemir zufolge die Klimaveränderung. Um die Entwicklung umzukehren, sei der weitere Umbau der Wälder und damit viel Ausdauer notwendig.

Aus Sicht von Naturschutz und Biodiversität zeigt die BWI aber auch positive Entwicklungen. So ist die Menge an Totholz um ein Drittel gegenüber der letzten Inventur vor zehn Jahren gestiegen. Außerdem sind die Wälder seitdem strukturreicher geworden. Sie haben eine stärkere Baumartenmischung und vermehrte Schichtung, auch die Naturnähe hat zugenommen. Der Anteil der Nadelbäume sank von 60 % im Jahr 2012 auf 52 %  zehn Jahre später. Die Daten zur nachwachsenden Waldgeneration bestätigen diese Trends. Özdemir wertet das auch als eine Folge der politischen Maßnahmen zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel. Er nutzte den Termin, um einmal mehr für seinen Vorschlag eines neuen Bundeswaldgesetzes zu werben.

Insgesamt zeigt die BWI außerdem eine leicht positive Waldflächenentwicklung in Deutschland; unterm Strich waren 2022 bundesweit 15.000 ha mehr bewaldet als zehn Jahre zuvor. Das Ergebnis überrascht auf den ersten Blick, insbesondere im Kontext der fortschreitenden Flächenversiegelung durch Siedlung und Infrastruktur. Dr. Thomas Riedel vom Thünen-Institut begründet den Befund mit dem hohen Schutzstatus, den der Wald in Deutschland genieße.

Die BWI berücksichtigt auch die Bedeutung des Walds als Rohstoffquelle. So wurde errechnet, dass der deutsche Wald über einen Holzvorrat von 3,7 Mrd. m3 oder durchschnittlich 335 m3 / ha verfügt. In den zehn Jahren bis 2022 wurden in Deutschland durchschnittlich 72,6 Mio. m3 Rohholz jährlich geschlagen. Auf einen Hektar bezogen entspricht das 6,7 m3, die pro Jahr genutzt wurden. Der Holzzuwachs betrug rund 9,4 m3/ha.

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