Anfang des Monats kam es an den Aktienmärkten weltweit zu einem regelrechten Börsen-Crash. Besonders heftig erwischte es Japan. Dort verlor der japanische Leitindex Nikkei rund zwölf Prozent und durchlitt damit den schlimmsten Börsenhandelstag seit 35 Jahren. Doch auch in Deutschland und den USA kam es zu einem regelrechten Kursrutsch. Für diesen Absturz gibt es mehrere Gründe: zum Einen verbreitete sich an den US-Finanzmärkten die Angst, die US-Zentralbank FED hätte den Leitzins zu lange hochgehalten und die US-Wirtschaft damit in eine Rezession gestürzt. Denn zu Monatsanfang hatte die FED den Leitzins immer noch bei 5,0 – 5,25 % belassen. Diese Angst wurde dann noch von einem Arbeitsmarktbericht befeuert, der die Arbeitslosenzahlen in den USA überraschend deutlich nach oben korrigierte.
Anleger sichern sich Kursgewinne
Diese angespannte Situation in den USA gepaart mit der schwächelnden Konjunktur in Europa hat viele Anleger dazu bewogen, ihre Aktien jetzt zu verkaufen, um sich die Kursgewinne der vergangenen Monate zu sichern. Ein weiterer Grund sind die Tech-Aktien. Sie waren aufgrund des Hypes um die Künstliche Intelligenz regelrecht durch die Decke gegangen. Hauptsächlich getrieben von den sogenannten „Glorreichen Sieben“: Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Tesla und dem Chip-Produzenten Nvidia. Diese Luft entweicht nun aus der IT-Blase. Verstärkt wird der Drang der Anleger zur Risikoverminderung auch durch die Spannungen mit unklarem Ausgang zwischen Israel und dem Iran. Die Folgen eines solchen Krieges wären für die Märkte unabsehbar.
„Carry-Trade“ wird zum Problem
Die japanischen Aktienmärkte leiden besonders unter dem Börsen-Crash, weil die japanische Wirtschaft stark exportorientiert ist und somit unter dem starken Yen im Vergleich zu einem schwachen US-Dollar besonders leidet. Zudem hat die japanische Zentralbank den Leitzins angehoben und somit ist auch der Kurs des Yen deutlich gestiegen. Nun wird ein bei Investoren beliebter, bisher lukrativer Deal zum Bumerang: der sogenannte Carry-Trade. Dabei leihen sich Investoren billig Geld in Japan, um es dann im Ausland anzulegen. Dieser Deal geht solange gut, wie die Renditen im Ausland höher sind, als die in Japan zu zahlenden Zinsen. Doch genau dieser Plan geht durch die Zinserhöhung in Japan nun nicht mehr auf und viele Investoren benötigen nun Liquidität um solche riskanten Positionen zu schließen.
Was bedeutet das für die Agrarmärkte?
Für die US-Rekordweizenernte erhöht ein schwacher Dollar erst einmal die Exportchancen und wirkt sich in den USA also preisstützend aus. Für den europäischen Getreidemarkt ist das Gegenteil der Fall, es verschlechtert die Position für europäisches Getreide auf dem Weltmarkt. Ein Funken Hoffnung auf höhere Getreidepreise in Europa gibt es aber noch: Die Investmentfonds ziehen durch die oben angeführten Gründe ihr Kapital aus den Märkten und somit auch aus den Rohstoffmärkten ab. Die Agrarmärkte gehören auch zu den Rohstoffmärkten, die Fonds im Agrarbereich sind aber alle „short“. Das heißt sie haben umfangreiche Leerverkäufe getätigt. Leerverkäufe sind Verkäufe von Gütern, die der Verkäufer gar nicht hat. Anders gesagt: es sind Wetten auf fallende Kurse. Wenn sie nun ihr Engagement reduzieren wollen, müssen sie umfangreiche Deckungskäufe tätigen. Dies würde die hiesigen Kurse stützen.