Trotz Inflation, wirtschaftlicher Einbußen durch den Ukraine-Krieg und der noch immer anhaltendenden Corona-Pandemie macht der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) eine „ungebrochene Verbrauchertreue“ bei Bio aus. „Auch die Bauern, Herstellerinnen und der Lebensmittelhandel halten an Öko als wegweisende Landwirtschaft der Zukunft fest“, berichtete die BÖLW-Vorstandvorsitzende, Tina Andres, vergangene Woche bei der Eröffnungspressekonferenz der BioFach in Nürnberg.
An Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) appellierte Andres, jetzt die Weichen in Richtung Bio zu stellen. Die Kunden legten mit ihrem Konsumverhalten vor, und nun müsse die Politik mitziehen. Andres wies darauf hin, dass sich der deutsche Biomarkt in den aktuell unruhigen Zeiten sehr robust und zuverlässig zeige. In den ersten fünf Monaten 2022 hätten die Verbraucher rund 35 % mehr für Bio-Frischeprodukte ausgegeben als im gleichen Zeitraum von 2019, also vor der Corona-Pandemie. Allerdings seien die Umsätze des Lebensmittelhandels im ersten Halbjahr 2022 insgesamt rückläufig gewesen. Umso wichtiger sei es jetzt, dass die Verantwortlichen in EU, Bund und Ländern den Biosektor ebenso unterstützten wie Solar, Wind oder Wasser im Energiebereich.
Nach den Worten der BÖLW-Vorstandschefin zeigt der Blick auf 2022 und die vergangenen Jahre, dass das in der Farm-to-Fork-Strategie gesetzte 30-%-Bioziel bis 2030 erreichbar ist. Damit in Zukunft genügend Unternehmen die „Bio-Chance“ nutzen könnten, müsse die Politik die Signale entschieden auf Nachhaltigkeit stellen „Die grundsätzlich hohe Umstellungsbereitschaft auf Ökolandwirtschaft kann auch aufgrund der unklaren Rahmenbedingungen aktuell nicht ausreichend wirksam werden“, beklagte Andres. Deshalb müsse Özdemir dafür sorgen, dass bei der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) die erforderlichen Mittel eingeplant würden, um 30 % Ökolandbau zu erreichen.
„Dass die finanziellen Anreize zur Umstellung auf Bio erhöht werden, ist wichtig, um die Leistungen von Bio für Klima, Biodiversität und saubere Gewässer angemessen zu honorieren“, pflichtete BÖLW-Geschäftsführer Peter Röhrig bei. „Wichtig ist, dass die EU-Kommission gerade in dieser Zeit der multiplen Krisen an der Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie und den Zielen für die Pestizidreduktion im speziellen festhält“, forderte Röhrig. Mehr denn je zeigten die Klimakatastrophe, das rapide Artensterben wie auch die Folgen des Ukraine-Krieges, dass eine resiliente, umweltverträgliche und von chemisch-synthetischen Betriebsmitteln unabhängige Landwirtschaft gebraucht werde. age