Widerstandskraft gegen Belastungen stärken kann unter anderem auch eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Familie Grell und die Duvenseer Blasmusik.
Wenn sie die „Guten-Morgen-Polka“ spielen, springen die Leute auf und klatschen im Takt. „Das Stück haben wir aus Österreich eingeführt, und jetzt ist es das Duvenseer Lied geworden“, sagt Hans-Peter Grell. Die Original Duvenseer Blasmusik ist für ihn und seine Familie ein willkommener Ausgleich zum landwirtschaflichen Alltag auf dem Milchviehbetrieb.
Die Blasmusik ist eigentlich der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr, und bei gegebenen Anlässen trägt man Feuerwehruniform. Doch meist tritt die Kapelle in bayerisch-österreichisch anmutender Tracht auf, und es versteht sich, dass dann nicht Seemannslieder oder die „Nordseewellen“ erklingen, sondern zum Beispiel der „Erzherzog-Albrecht-Marsch“.
„Seit fast 30 Jahren haben wir die Tracht“, erzählt Hans-Peter Grell, der bis vor Kurzem Vorsitzender des Kreisbauernverbands Herzogtum Lauenburg war. „Am Anfang haben sie alle geguckt, aber inzwischen sind ja auch im Norden Oktoberfeste ,in‘.“ Das Oktoberfest in Duvensee, ausgerichtet von der Feuerwehr, sei immer ein Highlight. „Vergangenes Jahr waren über 500 Gäste aus Schleswig-Holstein und darüber hinaus da.“ Und wenn seine Söhne auf die Kieler Woche gingen, dann überhaupt nur wegen der Bayernzelte!
Der derzeit fast zwanzigköpfige Musikzug besteht mehrheitlich aus Duvenseern. Drei kommen allein vom Hof Grell: Der 66-jährige Hans-Peter spielt erste Trompete. Bis vor 20 Jahren war er Musikzugführer, dann wurde er zum Bürgermeister der Gemeinde Duvensee gewählt und gab die Leitung an seinen Sohn Knud-Frithjof (35) ab, der das Baritonhorn bläst. Junior Frenz-Jasper (21) spielt Tenorhorn. Einmal in der Woche wird geprobt, und dazu kommen diverse Auftritte – natürlich abhängig vom Wetter und Betriebsablauf, das geht vor. „Unsere Familie war schon immer musikalisch, auch mein Vater Franz war schon in der Kapelle“, sagt Hans-Peter Grell.
Zwar ist die Musik für ihn willkommener Ausgleich zur Landwirtschaft, aber nicht als Notwendigkeit. „Ich bin beides gern, Landwirt und Musiker. Es ist ein schönes Hobby, und ich bin froh, die Musik zu haben.“ Für seinen Sohn Knud-Frithjof, Juniorchef auf dem Familienbetrieb, ist es ähnlich: „Es ist eine schöne Abwechslung zum Alltag“, sagt er. „Bei den Proben und auch bei den Veranstaltungen entstehen Kontakte. So erweitert man sein Netzwerk, auch über den landwirtschaftlichen Bereich hinaus. Wir verstehen uns alle gut und haben viel Spaß.“
„Es ist uns eine Herzensangelegenheit, die Musik im Dorf am Leben zu erhalten“, resümiert Vater Hans-Peter. Und die Landwirtschaft natürlich. Aber darüber werde bei den Proben eher weniger geredet. „Da trifft man ja auch völlig andere Leute, und das ist auch mal gut.“