Weltweit steigt der Anbau von biologisch bewirtschaftete Flächen. Ende 2021 waren es rund 76 Mio. ha. 23 % der Hektare liegen in Europa. Der größte Anteil mit 47 % fällt auf Ozeanien. Obwohl in Nordamerika gerade mal 5 % der Anbauflächen liegen, generieren diese den zweitgrößten Umsatz im weltweiten Vergleich. Insgesamt wurden global betrachtet in 2021 124 Mrd. € Bio-Umsatz generiert. Auf Platz 1 mit einem Anteil von 44 % steht der Umsatz in Europa. Die beiden Jahren 2020 und 2021 waren geprägt von der Coronakrise. In dieser Zeit haben die Ausgaben der Konsumenten in Deutschland für Bioprodukte um 25 % zugelegt. Viele Betriebszweige der Bio-Betriebe wurden als Gewinner der Krise gesehen. Nach diesem besonderen Hype hat sich die Situation geändert. Absatzprobleme und hohe Produktionskosten sowie zu geringe Erlöse prägen den Biosektor. Die gestiegenen Energiekosten und die hohe Inflation führen beim Verbraucher dazu, weniger oder günstigere Bioprodukte zu kaufen. Die mit der Coronazeit gestiegene Bio-Nachfrage konnte auch im vergangenen Jahr in etwa gehalten werden.
Bio wird vermehrt im Discounter gekauft
Wenn Bioprodukte lange Zeit Nischenprodukte waren, so ist dies mittlerweile anders. Etwa zwei Drittel des Bioumsatzes (insgesamt rund 15 Mrd. €) wurden in Deutschland 2022 im Discounter und Supermärkte gemacht, die mittlerweile auch Bio-Verbandsware anbieten. 30 % der landwirtschaftlichen Fläche sollen laut Koalitionsvertrag bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden. Doch die Anzahl der Umstellungsinteressierten ging zuletzt zurück. Zudem liebäugeln Biolandwirte aus ökonomischen Gründen zum Teil damit, wieder auf konventionelle Bewirtschaftung umzustellen. 30 % Ökofläche – ein hoch gestecktes Ziel für die nächsten sieben Jahre. Insgesamt sind 2022 11,2 % der Fläche ökologisch bewirtschaftet. Rund 280.000 ha müssten jedes Jahr dazu kommen. Mit einer langsameren Flächenausdehnung, wie zuletzt in 2022 mit 67.000 ha, gebe es die Chance, dass sich Preisgleichgewichte am Markt schneller wiedereinstellen.
Blick auf den Bio-Getreidemarkt
Mit der Ernte 2022 schien die Bio-Getreideernte knapp. Die Preise lagen auf einem vergleichsweise hohen Niveau, ähnlich wie beim konventionellen Getreide nach dem Beginn des Ukrainekrieges. Viele Verarbeiter haben Verträge abgeschlossen. Doch der Absatz fiel geringer aus als erwartet. Kontrakte wurden nachverhandelt oder nicht in voller Menge abgerufen. So sind einige Lager noch nicht geräumt und führen bei Erzeugern zu Sorge, denn die neue Ernte steht vor der Tür. Ende Juni rechnen Marktteilnehmer damit, dass bei den Sommerungen, speziell Hafer, Mais und Leguminosen unter der Trockenheit besonders leiden und Erträge geringer ausfallen werden. Beim Dinkel wird von einer deutlich geringeren Anbaufläche berichtet, die wiederum zu einer geringeren Produktion führen wird. Überlagerte Bestände könnten somit auch Vorteile mit sich bringen. Seitens des Öko-Getreidehandels gibt es Stimmen, die 2024 einen Rohstoffmangel erwarten. Sich mit der Umstellung des eigenen Betriebes auf die ökologische Bewirtschaftung auseinander zusetzten kann auch in diesen Zeiten sinnvoll sein.