Für die meisten Ferkelerzeuger in Schleswig-Holstein war das vergangene Wirtschaftsjahr erfreulich. Sowohl die biologischen als auch die ökonomischen Leistungen sind auf ein Spitzenniveau gestiegen.
In der jährlichen Auswertung der Mitgliedsbetriebe der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein, die gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein durchgeführt wird, wurden 46 Betriebe mit angeschlossener Ferkelaufzucht ausgewertet.
Biologische Auswertung
Im Vergleich zum Vorjahr haben die Ferkelerzeuger wieder mehr remontiert, was möglicherweise auch zu der Erhöhung der lebend geborenen Ferkel (LGF) auf 37,4 Ferkel je Sau und Jahr (SuJ) geführt hat. Im Schnitt wurden 32,1 Ferkel abgesetzt (AGF/SuJ) und 30,9 verkauft.
Ökonomische Auswertung
Der wirtschaftliche Vorteil wurde in diesem Wirtschaftsjahr maßgeblich durch den guten Ferkelerlös bestimmt. Mit 101 € je Ferkel war dies im Mittel der Betriebe eine nochmalige Steigerung zum Vorjahr um 19 €. Somit konnten die Leistungen auf rund 3.230 €/ SuJ gesteigert werden.
Während die Futterkosten gesunken sind, stiegen alle anderen Direktkosten teilweise deutlich an. Rekordverdächtige 1.570 € Direktkostfreie Leistungen (DKfL) ohne Sonderzahlungen (SoZ) konnten durch die hohen Erlöse erzielt werden.
Festkosten im Überblick
Berücksichtigt werden in den direktkostenfreien Leistungen jedoch nur die variablen Kosten, daher ist die zusätzliche Betrachtung der festen Kosten von erheblicher Bedeutung. Dort sind als kalkulatorischer Ansatz (unter Neubaubedingungen) je Sau und Jahr für die Arbeitserledigungskosten 394 € angesetzt, für die kalkulatorischen Gebäudekosten 624 € und für die kalkulatorischen Gemeinkosten inklusive Zinssatz 317 €. In der Summe sind dies 1.335 € feste Kosten, was zu einem kalkulatorischen Betriebszweigergebnis von 233 € je Sau und Jahr führte.
Wurde für die Initiative Tierwohl (ITW) gewirtschaftet, hatten die Betriebe Kosten und Einnahmen daraus, die in der Tabelle 2 unter SoZ aufgeführt sind. Der größte Kostenblock für den dazugehörigen Mehraufwand bei 10 % mehr Platz und zusätzlichem Raufutter entsteht allerdings in den Festkosten. Dafür wird bei den kalkulatorischen Arbeitserledigungskosten 413 €, also 19 € mehr je Sau und Jahr angesetzt, bei den kalkulatorischen Gebäudekosten 655 € (21 € mehr) und bei den kalkulatorischen Gemeinkosten inklusive Zinsansatz 333 € (16 € mehr). So, dass das kalkulatorische Betriebszweigergebnis bei ITW-Teilnahme 235 € zeigt. Damit wird der deutliche Vorteil, der sich erst noch in den direktkostenfreien Leistungen zeigt, nahezu aufgebraucht.
Oberes und unteres Viertel
Das obere und untere Viertel wurde nach den DKfL eingeteilt. Also die zwölf Betriebe im oberen Viertel haben die höchsten DKfL und das untere Viertel die niedrigsten.
Die Punktewolke in Grafik 1 macht deutlich, dass der Zusammenhang zwischen den DKfL und den AGF deutlich gegeben war. Vor allem in den Jahren mit guten Ferkelerlösen stehen die Betriebe mit einer höheren Anzahl an Ferkeln günstig da. Der Ferkelerlös unterscheidet sich zwischen unteren und oberen Viertel nur um 3 € je Ferkel, aber dafür setzte das obere Viertel 7,4 Ferkel/SuJ mehr ab. Auch bei allen weiteren biologischen Kennwerten wird sichtbar, dass Betriebe sehr gute biologische Leistungen haben müssen, um zu den ökonomisch erfolgreichen zu gehören. Die Verluste bei den Sauen und Saugferkeln sind im oberen Viertel zirka 5 % niedriger und auch in der Ferkelaufzucht sind es 3,6 %, was zu 8,6 mehr verkauften Ferkeln/SuJ führt. Dadurch unterscheiden sich die beiden Viertel im Ferkelerlös um 960 €/SuJ. Jedoch spart das obere Viertel nicht an den Ausgaben. Beim Futter geben sie zirka 200 € mehr aus und auch die Veterinär- beziehungsweise Gesundheitskosten sind höher.
Wie teuer die Mehrleistung in der Biologie erkauft wird, ist immer wieder Grundlage der Diskussion auf den Betrieben. Dafür wurde nach AGF ausgewertet und die zwölf Betriebe mit den meisten abgesetzten Ferkeln mit dem Durchschnitt verglichen. Im Mittel setzte das biologisch obere Viertel mit 35,9 Ferkel 3,8 Ferkel mehr als der Durchschnitt ab.
Mit besseren biologischen Leistungen steigen auch die Ansprüche der Sauen an das Futter. Die biologisch besten 12 Betriebe kauften das Sauenfutter je dt im Schnitt 35 ct teurer ein und benötigten 34 kg/ SuJ mehr, was zu gut 18 € höheren Sauenfutterkosten/SuJ führte. Jedoch konnten die Futterkosten auf mehr Ferkel verteilt werden, was zu knapp 1 € günstigeren Sauenfutterkosten/AGF beim erfolgreichen Viertel führte.
Beim Ferkelfutter sieht es anders aus. Oft angeführte Argumente der Notwendigkeit hochwertigeren Ferkelfutters können nur teilweise durch die Auswertung bestätigt werden. In der Grafik 2 sind die AGF und der Ferkelfutterpreis aufgeführt. Erkennbar ist, dass im Bereich zwischen 25 und 34 abgesetzten Ferkeln kein Zusammenhang zum Ferkelfutterpreis besteht. Erst bei Leistungen über 34 abgesetzten Ferkeln steigt der Preis an. Im Vergleich zwischen biologisch oberen Viertel und Durchschnitt gibt es beim Ferkelfutter keinen Unterschied in den Kosten je Ferkel.
Steigende Veterinärkosten je Sau sind durch den großen Anteil der Impfkosten im Bereich der Saugferkel begründet. Bei den Veterinärkosten weisen Betriebe sowohl mit 28 als auch mit 35 AGF im besten Falle Veterinärkosten von lediglich 4 €/Ferkel und im teuersten Fall von 10,50 €/Ferkel auf. Ein direkter Zusammenhang kann aus unseren Auswertungen nicht erklärt werden.
Die Arbeitserledigungskosten je Ferkel sind sehr betriebsindividuell. Erfahrungsgemäß steigen der Betreuungsaufwand und damit die Lohnkosten erst bei sehr hohen biologischen Leistungen.
Fazit
Gute biologische Leistungen unter modernen, tierwohlorientierten Haltungsbedingungen kosten Geld. Seit Langem wurde das im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr 2023/24 einmal wieder honoriert. Seit vielen Jahren war in diesem Jahr auch das kalkulatorische Betriebszweigergebnis mit 234 €/SuJ das erste Mal im guten Plus. Dies wird jedoch auch dringend benötigt, weil immer noch Löcher aus den Vorjahren zu stopfen sind, und neue Investitionen zum Beispiel bezüglich Umbau des Deckzentrum bevorstehen.