In Schleswig-Holstein stehen knapp 900 Biogasanlagen (BGA) mit einer installierten Gesamtleistung von über 0,5 GW. Deutschlandweit sind es fast 10.000 BGA mit einer installierten Leistung von knapp 6 GW. Sie decken über 5,4 % des deutschen Stromverbrauchs. Biogasanlagen (BGA) sind grundlastfähig, sie produzieren auch dann Energie, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht. Die Grundlast wird für Deutschland mit 40 bis 60 GW angegeben, BGA stellen heute schon 10 % davon bereit. Hinzu kommt die Abwärme aus den Motoren der BGA, die ausreichend für über 2,5 Millionen Haushalte ist. Ein geringer Teil des Biogases wird aufbereitet, als Biomethan in das Gasnetz eingespeist und dort gespeichert.
Landwirtschaftliche Biogasanlagen dominieren
Landwirtschaftliche BGA dominieren mit rund 96 % der Produktionsstandorte. Sie werden mit Gülle und Festmist sowie Nachwachsenden Rohstoffen betrieben. Hier dominiert derzeit Silomais, weitere bedeutende Einsatzstoffe sind Ganzpflanzensilagen aus Gras, Getreide oder Zuckerrüben. Um einer Ausweitung des Maisanbaus zur Biogaserzeugung entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung bereits mit der EEG-Novelle 2012 einen „Maisdeckel“ von 40 % eingeführt, ab 2026 sind es 30 %. Der Fokus soll laut BMEL auf den verstärkten Einsatz von Gülle und Mist sowie alternativen Energiepflanzen gelegt werden.
Bei Gülle und Mist gibt es noch erhebliche Potenziale, die genutzt werden können. Aktuell wird zirka ein Drittel genutzt, dabei ist nach Expertenmeinungen ein weiteres Drittel mit angemessenem Aufwand für die Biogasnutzung erschließbar. Wirtschaftsdünger, die noch nicht als Substrat in BGA genutzt werden, verursachen jährlich rund 250.000 t Methanemissionen. Methan ist zirka 25-mal klimaschädlicher als CO2. Vergärung in BGA sei die einzige etablierte Technologie, diese THG-Emissionen zu vermeiden, so die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe.
Klimaschutz durch Biogasanlagen
Laut Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein reduzieren BGA in Deutschland den CO2-Ausstoß um über 20 Mio. t pro Jahr, weil Strom und Wärme aus BGA fossile Energieträger ersetzen. Auch vermeiden die Lagerung und Vergärung von Gülle in BGA das Entweichen von Methan. Gärreste ersetzen energieaufwendig hergestellten Mineraldünger.
Die Bundesregierung hat gerade die neue Kraftwerkstrategie vorgestellt. Diese sieht zunächst den Bau von bis zu 10 GW an wasserstofffähigen Gaskraftwerken vor. Ziel ist es, dass im Jahr 2030 mindestens 80 % des verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren Energien stammen – vor allem aus Windkraft- und Solaranlagen. Es wird auf klimafreundlichen Wasserstoff zur Stromproduktion gesetzt. Der Umbau wird 15 bis 20 Mrd. € innerhalb der nächsten 15 Jahre kosten. Der Preis für Grünen Wasserstoff ist derzeit nicht bekannt und er ist noch kaum verfügbar. Zusätzlich sollte bedacht werden, das die US-Regierung nun prüfen will, wie sich die LNG (Flüssiggas)-Exporte auf Umwelt, Energiekosten und die Versorgungssicherheit der USA auswirken. Zunächst wurden einige der geplanten Exportgenehmigungen gestoppt.
Aktuell werden BGA in der Kraftwerkstrategie nicht erwähnt. Dabei sind diese eine bewährte, etablierte Technologie, die heute schon dezentral und regional auf Basis vorhandener, kostengünstiger Ressourcen einen signifikanten Beitrag zur Erneuerbaren grundlastfähigen Energieproduktion leistet, dabei vorhandene Strom- und Gasnetze nutzt sowie Treibhausgase reduziert.