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Beste Zuchtqualität aus neun Rassen

Landesjungtierschau der Fleischrinder 2022
Von Dr. Walter Reulecke, Fleischrinderzuchtverband
Mit viel Engagement und Begeisterung präsentierten die Jungzüchter ihre Tiere. Neben ganz viel Vor- und Nachbereitung waren die Vorführung ihrer schönen Rinder und das anschließende Gruppenbild bei der Siegerehrung die Höhepunkte. Fotos (3): Britta Reulecke

Über 70 aufgetriebene Fleischrinder aus neun Rassen und sehr viele gespannte Besucher – das zeugte von einem wirklich regen Interesse auf allen Seiten: Der Fleischrinderzuchtverband Schleswig-Holstein (FRZ) scheint mit dieser erstmalig im Mai auf dem Messegelände in Rendsburg ausgerichteten Schau den Nerv derjenigen getroffen zu haben, die für die Fleischrinderzucht brennen oder an Mutterkuhhaltung interessiert sind.

Über 70 schicke Jungtiere aus neun Rassen stellten sich dem Publikum bei optimalem Wetter zur Präsentation.

Neben den hervorragenden Vertretern der Intensivrassen Blonde d’Aquitaine, Charolais und Limousin zeigten sich die mittelintensiven Angus und Hereford, die Robustrassen Galloway und Highland Cattle sowie das Rind der seltenen Rasse White Park in bester Qualität. Bei den Dextern ging es sogar um einen Bundeswettbewerb: Hier waren Züchterinnen und Züchter aus fünf Bundesländern angereist, um ihre Jungbullen und Färsen zu zeigen.

Als Preisrichter konnte Paul Bierstedt von der Rinderzucht Berlin-Brandenburg (RBB) gewonnen werden.

Angus

Ein Bulle war aufgetrieben: Der gut entwickelte „AM Alister“ von André Martens aus Schackendorf wurde gleich nach der Schau von seinem neuen Käufer übernommen und in den Deckeinsatz geschickt.

In der ersten Gruppe dominierte bei den Färsen „AM Rosalie“ (1a) von André Martens aus Schackendorf, Kreis Segeberg, ein schickes, funktionales Rind, vor der brillant vorgeführten „Pineta” von Familie Kühl aus Fockbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde. So blieben für die jüngeren Färsen aus Tüttendorf-Blickstedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde, „Sonne“ und „Mary“, nur der 1c- und 1d-Platz. Bei der zweiten Gruppe hatte der Richter, der sonst sein Urteil immer noch einmal überprüfte, ehe er es verkündete, von Anfang an keine Zweifel: „Pialotta“ von Hof Kamerun, Hennstedt im Kreis Steinburg, war hier die Kompletteste, gefolgt von „Fabienne20“ von Hof Christelhoi in Mittelangeln. ­„Unica“ von Hof Kamerun (1c) und „AM Blümi“ von Schackendorf (1d) rundeten das Bild ab. Bei der Siegerauswahl zwischen den 1a- und 1b-Tieren beider Gruppen wurde die kompakte „Pialotta“ an die Spitze gesetzt und errang den Landessieg; der Titel der Landesresevesiegerin ging an „AM Rosalie“ von Schackendorf – ein toller Erfolg für die beiden Betriebe.

Blonde d‘Aquitaine

Da müssen sich die Gratulanten ganz schön strecken, damit sie auf dem Bild zu sehen sind: Martin Rockel präsentierte seinen eineinhalbjährigen Blonde-d‘Aquitaine-Bullen „Rahm“, der zum Mr. Schleswig-Holstein gekürt wurde.

„Rahm“, ein „Loubart“-Nachkomme und der einzige Bulle seiner Klasse, zeigte sich in seinen Vorzügen so hervorragend, dass der Richter ihn zum Mr. Schleswig-Holstein kürte.

Charolais

Mit der sehr schönen „Jakobus“-CH-Tochter „Maja“ von der Albrecht GbR aus Tetenhusen, Kreis Schleswig-Flensburg, freute sich der Richter, eine gelungene Nachzucht eines Besamungsbullen aus seinem Zuchtgebiet zu sehen.

Dexter

In der ersten Bullengruppe erschienen die knapp einjährigen Bullen. Der kompakte „Barney“ aus der Zucht von Dähmlow aus Lindholz und im Besitz von Familie Grot aus Sanitz (beide Mecklenburg-Vorpommern) mit viel Rasse­typ machte hier das Rennen und setzte sich vor den mächtigeren „Festus“ von Gerald Stumpf aus Satow (Mecklenburg-Vorpommern). Den 1c-Platz eroberte „Carlson“ von Familie Reinsch aus Bispingen (Niedersachsen), der nach der Schau seinen Besitzer wechselte. „Idris“ von Jörn Rundshagen aus Ahrensburg (Schleswig-Holstein) landete so auf 1d. In der zweiten Bullengruppe setze sich „Maximus Grossensee“ aufgrund der guten Beinstellung vor die typvollen Bullen „Pepe“ (1b) und „Pirat“ (1c) der Familie Projahn aus Arendsee (Sachsen-Anhalt), sodass „Neptun“ vom Kronwald aus der Zucht von Klingberg, Nossendorf, und im Besitz von Familie Grot (beide Meckenburg-Vorpommern) auf dem 1d-Platz landete.

In der dritten Bullengruppe wurden die älteren Bullen (zirka 21 Monate) aufgetrieben: Der „Große Fritz“ von Gerald Stumpf aus Satow erhielt hier den 1c-Platz hinter „Kenni“ (1b) von Familie Reinsch aus Bispingen. Dominieren konnte „Karl von der Landwehr“ von Familie Wünnemann aus Bergkamen (Nordrhein-Westfalen), ein korrekter Bulle mit genügend Masse, der in dieser Gruppe vom Richter auf den 1a-Platz gestellt wurde und bei der Endausscheidung vor „Maximus Grossensee“ sogar den Bundessieg errang.

Bei den Dexterfärsen fand ein Wettbewerb auf Bundesebene statt, an dem elf Züchterinnen und Züchter aus fünf Bundesländern beteiligt waren. Zuerst starteten die fünf jüngsten Färsen: zwei erst acht Monate alte Färsen von Familie von Marées aus Bleckede (Niedersachsen), von denen die anmutige „Clara“ aufgrund ihres Rassetyps und ihrer Breite und Tiefe bei sehr femininem Ausdruck vor der Kielerin „Kiara vom Wellsee“ (1b) den 1a-Platz errang. So blieb für „Pia aus Bleckede“ der 1c-Platz vor „Bailey“ und ­„Bella“ von der Schäfers Ranch aus Klappholz, Kreis Schleswig-Flensburg, die sich trotz ihrer soliden Qualität in dieser Gruppe nicht durchsetzen konnten.

In der zweiten Gruppe war ein Rind, das zunächst gar nicht hervorstach, bei genauerem Hinsehen nach Auskunft des Richters das korrekteste: „Labine Grossensee“ aus der Zucht von Hundsdoerfer-Pokupic erfreute ihren Besitzer Walter Reulecke mit dem 1a-Platz. In dieser Gruppe errangen die Floreks aus Kosel mit „Lara van de Beek Wischen“ den 1b-Platz vor „Line vom Wellsee“ (1c) und „Themis Grossensee“ (1d).

In der dritten Gruppe der Dexterfärsen konnten sich die älteren Färsen „Hyazinth Grossensee“ (1d), „Lexi“ (1c) und „Pocahontas“ (1b) (beide Familie Projahn, Arendsee, Sachsen-Anhalt) nicht durchsetzen gegen „Taiga van de Beek Wischen“ von Familie Florek aus Kosel, Kreis Rendsburg-Eckernförde: Diese breite, tiefe und trotzdem feminine Färse war hier die kompletteste und errang nicht nur vor „Labine Grossensee“ den Landessieg, sondern am Ende den Bundesreservesieg gleich hinter der jungen „Clara“ von Familie von Mareés, die sich zur Bundessiegerin krönte.

Galloway

Von den zwei Jungbullen der Familie Danker aus Bothkamp setzte sich der dunfarbige „Hannes“ vor den schwarzen „Hein“; beide Bullen sind etwa ein Jahr alt und werden sicher später noch auf Schauen zu sehen sein.

Die etwa einjährigen Färsen starteten zu viert: Die soliden Dithmarscher Färsen „Lieselotte vom Lindenhof“ der Zuchtgemeinschaft (ZG) Haalck (1d) und „Joanna“ von der ZG Plähn (1c) hatten es hier schwer gegen die weiße „Underwood vom Bebensee“ von Mechthild Bening (1b) und die fast perfekte „Cosima von der Fuhlenau“ der Zuchtstätte Harder aus Groß Vollstedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde; 1a und später Landessiegerin – mehr geht nicht!

Als Siegerin der zweiten Gallowayfärsengruppe wurde sofort „Tiffany vom Bebensee“ ausgemacht, die mit ihren Vorzügen bei der Ausscheidung zum Landessieg später den Reservesiegertitel erhielt. Den 1b-Platz in dieser Gruppe belegte „Natascha“ von der ZG Plähn vor „Hera vom Fieler Moor“ (1c) von Christoph Rohrmoser aus Hemmingstedt, Kreis Dithmarschen, und den Färsen „Mira“ und „Mara“ aus dem Besitz von Familie Dirks aus Duvensee, Kreis Herzogtum Lauenburg. In der dritten Gruppe der Gallowayfärsen war Dithmarschen vorn: „Conny vom Lindenhof“(1a) und „Line vom Lindenhof“ (1b) belohnten die stetige Ausstellungsbereitschaft von Carsten Haalck aus Linden mit den vordersten Plätzen, gefolgt von „Corona von der Fuhlenau“ (1c; Familie Harder, Groß Vollstedt) und „Biene vom Fieler Moor“ (1d; Familie Rohrmoser, Hemmingstedt).

Hereford

Zwei sehr gut entwickelte Färsen aus dem Betrieb von André Rusch aus Lütjenwestedt-Königswill, Kreis Rendsburg-Eckernförde, wurden in den Boxen präsentiert: Auch wenn sie aufgrund einer Verletzung des Züchters nicht in den Ring gingen, kann man stolz sein auf solche Nachzucht!

Highland Cattle

Die erste Gruppe der Highlandbullen wurde angeführt von „Duncan vom Großsolter Moor“, einem breiten, korrekten Tier aus dem Betrieb Springholz, das schon mit gut einem Jahr eine tolle Ausstrahlung zeigte und den 1a-Platz belegte; dicht gefolgt von „Dadou von Dreimühlen“, der ihm nur wenig nachstand. Den 1c-Platz belegte der jüngere „Boyd vom Marienkoog“. In der zweiten Gruppe lief ebenfalls ein „Dreimühlen“-Bulle, der aber zurückstehen musste (1b) hinter „Piet ut Heidbarg“ (1a), der etwas mehr Tiefe aufwies und insgesamt harmonischer wirkte. Dieser Bulle wurde in der folgenden Ausscheidung Landesreservesieger, nur noch getoppt von dem Großsolter „Duncan“ aus der ersten Gruppe, der damit den Titel des Landessiegers errang.

Die Highland-Cattle-Züchter traten mit zwei Färsengruppen an: Der 1a-Preis der ersten Färsengruppe ging an die sehr gut entwickelte „Sobhrach 1. vom Bestethal“ der Hahn und Lange GbR, Rümpel, und zwar noch vor „Ginetta von Dreimühlen“ vom Betrieb Rohrmoser aus Tetenbüll, Kreis Nordfriesland, (1b) und „Magaidh 1. vom Beste­thal“. In der zweiten Gruppe dominierte die bestechend schöne, äußerst korrekte „Anna vom Lütten Diek“ aus der Zucht des „Baron von Buchholtz“ von Heiko Krause aus Norderstedt – hier belegten die Bestethal-Färsen „Bean 3.“ und „Elisabeth“ den 1b- und 1c-Platz vor „Havanna von Dreimühlen“ (1d; Rohrmoser) und „Gala vom Marienkoog“ von Martin Kluge aus Galmsbüll, Kreis Nordfriesland, (1e). Der überaus gute Entwicklungszustand der beiden 1a-Färsen führte am Ende dazu, dass sie den Landessieg („Anna vom Lütten Diek“) und den Landesreservesieg („Sobhrach vom Bestethal“) der Highland-Cattle-Färsen insgesamt errangen.

Limousin

Die beiden Bullen aus der Lucanus Rockel GbR aus Fargau-Pratjau, Kreis Plön, wurden hochgelobt; hier rangierte der größere „Jupiter” vor dem kleineren „Ludwig”. Der Betrieb Hahn aus Kiel zeigte drei richtig gut entwickelte Färsen unterschiedlicher Altersstufen: Nach diesem Kriterium wurden sie jedoch nicht rangiert, sondern sogar umgekehrt: Die jüngste „Elisa“ bekam den 1a-Platz, die zweit­älteste „Erle“ den 1b- und die älteste „Drossel“ den 1c-Platz.

White Park

Die Rasse White Park war würdig auf der Flora vertreten und wurde von Horst Derjong aus Brinjahe, Kreis Rendsburg-Eckernförde, präsentiert. Seine dreijährige Färse „Ela von der Wisbeker Dreangel“ zeigte sich gut gezeichnet und absolut ruhig dem Publikum. Bleibt zu hoffen, dass diese vom Aussterben bedrohte Rasse weitere Freunde findet.

Bestes Rind und bester Bulle

Ein weiteres Highlight war der rasseübergreifende Wettbewerb zur Kür von Miss und Mr. Schleswig-Holstein: Der Titel Miss Schleswig-Holstein wurde an die Highland-Cattle-Färse „Anna vom Lütten Diek“ (Heiko Krause, Norderstedt) vergeben.

Besonders beeindruckte der enorme Blonde-d‘Aquitaine-Bulle „Rahm“ von der Lucanus-Rockel GbR und sicherte sich so den Titel Mr. Schleswig-Holstein.

Die neue Landessiegerin der Highland-Färsen „Anna vom Lütten Diek“ und Besitzer Heiko Krause (r.) aus Norderstedt freuten sich zusätzlich über den Titel Miss Schleswig-Holstein, v. li.: Dr. Walter Reulecke, Zuchtleiter und Geschäftsführer FRZ, Richter Paul Bierstedt (RBB), Bernd Irps, stellvertretender Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer SH, Lothar Möhding, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Rendsburg Foto: Karen Grot

Fazit

Die Wettbewerbe dieser Schau waren auf hohem Niveau. Auch in diesem Jahr haben die Fleischrinderzüchterinnen und -züchter wieder Bullen, Kühe und Färsen in hervorragender Qualität aufgetrieben, um diese Schau gemeinsam auszurichten. Das Konzept ist aufgegangen, und die Schau war ein voller Erfolg. Ganz besonders erfreulich aber war die Teilnahme so vieler Jungzüchterinnen und Jungzüchter, die mit Begeisterung dabei waren und der Schau ein wirklich junges Gesicht gaben. Eine detaillierte Tabelle der prämierten Tiere findet sich im Internet unter www.lksh.de unter Aktuelles.

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