Die Fleischnachfrage geht tendenziell zurück. Viele Verbraucher kaufen kleinere Mengen, achten dafür aber mehr auf Qualität. Gefragt ist daher Ware aus der Fleischtheke. Um die Kunden über die Herkunft dieser meist unverpackten Ware zu informieren, sind ab dem ersten Februar neue Bestimmungen in Kraft getreten. Bislang galt ein Herkunftsnachweis nur für frisches Rindfleisch. Jetzt soll man auch bei Schweine-, Schaf- und Geflügelfleisch sehen können, wo die Tiere aufgezogen und geschlachtet wurden. Bei verpacktem frischen Fleisch galt dies schon vorher. Dies soll die Nachfrage nach heimischen Produkten stärken und wird von Landwirten und Verbrauchern begrüßt.
Neben der Information über das Herkunftsland ist für den Verbraucher auch die Haltungsform von Interesse. Einzelne Handelsketten verschaffen sich Vorteile, wenn sie strengere Kriterien für die Herkunft aufstellen als die Konkurrenz. Viele verabschieden sich bei ihren Eigenmarken bereits von den Haltungsstufen 1 und 2. Bei Rindfleisch wird Haltungsform 3 bevorzugt. Im Fleischgroßhandel wird bereits darüber diskutiert, dass Rindfleisch aus niedrigen Haltungsformen Absatzprobleme bekommen kann.
Wasser predigen …
Bereits in der Vergangenheit hat die Landwirtschaft Änderungsbereitschaft bewiesen. Die Parole „Alles soll so bleiben wie es war“ zählt heute nicht mehr. Wie in anderen Wirtschaftsbereichen sind laufend Anpassungen nötig. Eine Umstellung der Tierhaltung auf eine neue Haltungsstufe ist jedoch nicht in jedem Fall möglich. Wie es scheint, bleibt der hiesige Lebensmittelhandel auf Kurs. Problematisch wird es vor allem dann, wenn Handelsketten sich mir Regionalprogramm rühmen, das Fleisch jedoch im Ausland einkaufen. Ein weiteres Problem entsteht, wenn die höheren Haltungsformen zum Standard werden. Statt Aufschlägen für die höheren gibt es dann Abschläge für die niedrigeren Haltungsformen. So verkauft eine große Handelskette Käse mit dem Label der Haltungsform 3 ohne einen Preisaufschlag für die Verbraucher. Die Milch für den Käse stammt aus den Niederlanden. Dabei wechseln gerade viele der hiesigen Milchviehbetriebe in die höhere Haltungsform 3. Im Bereich des Schweinefleischs konnte man zuletzt beobachten, dass Zuschläge für Haltung und Herkunft schnell wieder gekürzt werden, sobald die Nachfrage schwächelt.
Der Kunde entscheidet
Zuletzt konnte man beobachten, dass die Politik oftmals dem Lebensmittelhandel hinterherhinkt. Obwohl bereits Haltungskennzeichnungssysteme existieren, soll ein neues staatliches System eingeführt werden. Aus Marktsicht sind Eingriffe der Politik in den Handel kritisch zu sehen. Man kann einem Unternehmen nicht diktieren, wo es seine Ware einkauft, noch kann man dem Verbraucher vorschreiben, was er zu essen hat. Letztlich entscheidet der Kunde. Trotz aller Qualitätskriterien bleibt aber auch günstige Ware gefragt, vor allem in Verarbeitungsprodukten. Auch diese Nachfrage muss künftig bedient werden.
Somit bleibt die Hoffnung, dass die Landwirte etwas mehr Planungssicherheit bekommen und die Verbraucher im Dschungel der vielen Haltungs-, Herkunfts- und Qualitätssiegel den Überblick behalten.