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Beratung zur Hofübergabe aus der Frauenperspektive

Ausschuss für Einkommenskombinationen der Kammer tagte
Von Daniela Rixen, Landwirtschaftskammer SH
Gruppenarbeit zum Thema Rolle der Frau bei der Hofübergabe – hier die Ausschussmitglieder Eike Brandt, Iris Petersen, Heidi Thamsen (v. li.). Fotos: Daniela Rixen

Der Fachausschuss Einkommenskombinationen tagte in der ersten Oktoberhälfte in Rendsburg. Neben Berichten aus der Landwirtschaftskammer und aus dem Bereich Einkommenskombinationen befasste er sich mit dem Thema Hofübergabe aus Sicht der Frauen und der dazugehörigen Beratung.

Auf eine Anfrage des Kammervorstandes beschäftigten sich die Ausschussmitglieder diesmal konkret mit den Fragen: „In welchem Umfang findet Beratung zu den Themen Betriebsübergabe und Alterssicherung statt? Ist der Umfang der Beratung zu den genannten Themen insbesondere aus dem Blickwinkel der Frauen ausreichend und erschöpfend?“

Dazu wurden in Gruppen unterschiedliche Rollen von Frauen unter die Lupe genommen und diskutiert: die Frau als Überlasserin des Hofes, als weichende Erbin, als Hofübernehmerin und als Ehepartnerin des Übernehmers. Der Tenor war, das wurde von verschiedenen Ausschussmitgliedern betont, dass die Landwirtschaftskammer in der Beratung gute Unterstützung biete, dass es aber gelte, die Themen der jüngeren Frauen noch mehr in den Fokus zu rücken. Ein Auftrag an die Kammer sei daher zu schauen, wie dies gelingen könne.

Vorsitzende Ute Bielfeldt berichtete, dass ihre Befragung von jungen Frauen gezeigt habe, dass für viele das Thema Hofübergabe in jungen Jahren gar nicht auf der Agenda stehe. Dr. Klaus Drescher, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer, merkte an, dass man viele Probleme bereits vorher auf dem Hof regeln müsse, bevor die Übergabe anstehe. Als Beispiel nannte er die private Altersvorsorge außerhalb der SVLFG im aktiven Erwerbsleben. Des Weiteren müsse jeder jungen Familie klar sein, dass eine Risikolebensversicherung abgeschlossen werden müsse, um einen Unfall oder Todesfall abzusichern, so Dr. Drescher.

Zur Direktvermarktung im Bereich Fleisch, insbesondere Rindfleisch, gibt es die meisten Beratungsanfragen bei der Kammer, darunter auch zu den Auflagen bei der Schlachtung.
Kostensteigerungen und Fachkräftemangel machen Direktvermarktung und Hofcafés zu schaffen. Trotzdem wartet Schleswig-Holstein mit einer großen Vielfalt an Betrieben in diesen Betriebszweigen auf.

Als eine Gelingensbedingung der Hofübergabe wurde herausgestellt, dass rechtzeitig und mit allen Beteiligten kommuniziert werde. Dafür könne es überaus sinnvoll sein, neutrale Beratung oder Mediation in Anspruch zu nehmen, um nicht nur die fachlichen Themen zu besprechen, sondern auch die menschlichen Aspekte, denn die Gefühle aller Beteiligten rund um die Hofübergabe würden nach Erfahrung der Prozessberaterinnen und -berater oft vernachlässigt, seien aber sehr wichtig für eine gelungene Hofübergabe.

Dr. Wiebke Meyer, Beraterin für Direktvermarktung und Bauernhofgastronomie und Prozessberaterin bei der Kammer, berichtete, dass die Beratungsnachfrage im Bereich Direktvermarktung bei der Kammer etwas zurückgegangen sei. Grund dafür seien einerseits die schwierigen Wirtschaftsbedingungen durch Kaufzurückhaltung der Verbraucher und auf der anderen Seite gestiegene Kosten für die Betriebe.

In der Beratung gehe es oft um die Direktvermarktung von Rindfleisch und um Schlachtung, dabei werden Auflagen von den Kreisveterinärämtern nicht einheitlich gehandhabt. Der Bereich Bauernhofgastronomie sei ebenso von Kostensteigerungen und oft fehlendem Personal betroffen, was auch Nachfragerückgänge in der Beratung zeigten, so Meyer.

„Gemütlich Kaffee trinken auf dem Land“ sei mit 70.000 Stück immer noch die auflagenstärkste Broschüre, aber der Verkauf der Inserate unter den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kein Selbstgänger.

Zugenommen hätten jedoch die Beratungsanfragen im Bereich Hofübergabe und Hofaufgabe bei den sozioökonomischen Beratern.

Ausschussvorsitzende Ute Bielfeldt (li.) und Ausschussgeschäftsführer Enno Karstens
Dr. Wiebke Meyer, die die aktive Gruppenarbeit mit den dargestellten Leitfragen anleitet
Inken Engelbrecht stellte die Perspektive der weichenden Erbin vor.

Stärken der Beratung sichtbar werden lassen

Enno Karstens, Abteilungsleiter Bildung, Betriebswirtschaft und Beratung sowie Geschäftsführer des Ausschusses, machte deutlich, dass es in der Beratung der Kammer darum gehe, die besonderen Kompetenzen der Landwirtschaftskammer sichtbar werden zu lassen und stetig zu verbessern. Mit Blick auf die Beratung sei es dabei auch wichtig, neue Mitarbeitende gut starten zu lassen.

Dafür sei das Mentoringprogramm eingeführt worden. Es werden junge und erfahrene Beratungskräfte zusammengebracht, sodass den jungen Kolleginnen und Kollegen ein möglichst reibungsloser Start in der Landwirtschaftskammer ermöglicht wird. Zudem gebe es eine breite Palette an fachlichen Fortbildungen, in denen die Beratungskräfte gezielt geschult werden. Eine Besonderheit im Beratungsangebot der Kammer sei die sogenannte Prozessberatung. Hier werde zusätzlich zur fachlichen Beratung auch die menschliche Seite bei betrieblichen Veränderungen begleitet. Die Prozessberaterinnen bedienten sich aus einem weit gefächerten Portfolio an Coaching-Methoden.

Prozessberater werde man nicht über Nacht, betonte Dr. Wiebke Meyer. Dies brauche eine profunde, methodische Ausbildung, viel Übung und wachsende Erfahrung, damit das Dienstleistungsangebot der Landwirtschaftskammer auch langfristig seinen Qualitätsstandard mit fachlich guten, sensiblen Beratungskräften behalte, so Enno Karstens. Die Beraterinnen in Sachen Einkommenskombinationen finden sich unter https://www.lksh.de/beratung/beratung-in-einkommenskombinationen

Der Blickwinkel der Ehepartnerin

Ute Bielfeldt lobte die Projektarbeit von Maria Nielsen von der Landwirtschaftskammer im Bereich GreenCare (soziale Landwirtschaft). Hier gebe es einen großen Bedarf. Der Fortbildungskurs sei fundiert und werde sehr gut angenommen, was die interessanten Projekte zeigten, die im Rahmen der diesjährigen Zertifikatsübergabe präsentiert worden seien (siehe Ausgabe 42, Seiten 51 und 52). GreenCare ist nicht nur ein Thema für Frauen auf den Höfen. Zwei GreenCare-Projekte waren diesmal von Männern vorgestellt worden.

Weiterbildungssaison und Projekte

Im Bereich der Weiterbildung habe man für die Wintersaison 2024/25 wieder ein umfangreiches Fortbildungsprogramm für die Praxis zusammengestellt, erläuterte Karstens. Außerdem habe sich die Landwirtschaftskammer erneut auf verschiedene Eler-Beratungsbereiche beim Land beworben. Die Entscheidung, wer den Zuschlag bekommt, stehe aber noch aus.

Die Landwirtschaftskammer sei an drei EIP-Projekten beteiligt, darunter „Green­Care“ und „RindforNet_SH“, das Fragen der Digitalisierung in der Milchviehhaltung beim Weidemanagement, in der Überwachung der Eutergesundheit und bei der Nutzung von Klimabilanzierungstools beleuchtet, sowie am EIP-Vorhaben „Flugsaat“, einem Projekt zum Einsatz einer Drohne zur Ausbringung von Zwischenfruchtsaat. Auf diese Weise werden Innovationen weiter erprobt und Ergebnisse in die Praxis getragen.

Weitere Infos zu den Projekten finden sich hier: https://t1p.de/91cal und unter https://t1p.de/m8z55 und hier.

Bericht aus der Kammergeschäftsführung

Zu Beginn der Sitzung berichtete Dr. Klaus Drescher den Ausschussmitgliedern aus der Arbeit der Landwirtschaftskammer. Er konnte vermelden, dass man dabei sei, das Landwirtschaftskammer-Gesetz zu ändern, der Beschluss des Landtags stehe allerdings noch aus. Hintergrund sei der durch die Grundsteuerreform verursachte Wegfall des Einheitswertes, der durch den Grundsteuerwert ersetzt wird. Die Bemessungsgrundlage für die Kammerumlage müsse also angepasst werden.

Der Kammergeschäftsführer berichtete ferner über den aktuellen Stand der Baumaßnahmen im Schweine- und Rinderbereich im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp. Die diesjährige Norla sei hinsichtlich der Besucherzahl und der Aussteller erfolgreich gewesen, zwei Hallen wurden als „fliegende Bauten“ errichtet.

Bei der Deula werden derzeit ein Schulungszentrum sowie ein Gästehaus gebaut. 

Im Fachaustausch (v. li.): Dr. Klaus Drescher mit Annette Blöcker und den beiden Anwärterinnen des MLLEV, Celine Joost und Giulia Strecker

Fazit

Mit dem Bereich Prozessberatung hat die Landwirtschaftskammer in der Beratung wertvolle Alleinstellungsmerkmale, insbesondere beim Thema Hofübergabe stehen nicht nur rechtliche und organisatorische, sondern auch menschliche Themen im Fokus. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz bietet die Kammer nicht nur bei diesem komplexen Thema Hilfestellung, sondern auch bei anderen großen Veränderungsfragen. Der Bereich Einkommenskombinationen liefert seit Jahren Erfolgsbeispiele, wie Betriebe zusätzliche Einkommen schaffen können. Auch hier steht die Kammer mit kompetenter Beratung in vielen Bereichen parat. Das nächste Mal will sich der Ausschuss auf einem Betrieb mit Einkommensquellen im Energiebereich treffen, und zwar im Frühjahr.

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