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Beratung wird Teil des Geschäftsmodells

EU-Agrarerzeugung hat ihren Höhepunkt erreicht
Von Redaktion
Ein neuer Schwerpunkt im Pflanzenschutz- und Düngergeschäft wird die Beratung, erwartet der Rabobank-Analyst Harry Smit. Foto: Landpixel

Die Umsetzung des Green Deal erfordert eine intensivere und transparente Zusammenarbeit der Unternehmen entlang der gesamten Vermarktungskette – von den vorgelagerten Bereichen über die Landwirtschaft und die Lebensmittelhersteller bis hin zum LEH. Darauf hat Harry Smit, Analyst bei der niederländischen Rabobank, auf der Frühjahrstagung der Verbindungsstelle Landwirtschaft-Industrie (VLI) am Mittwoch in Leverkusen hingewiesen.

Der Aufgabenschwerpunkt der Anbieter von Inputs wie Pflanzenschutzmitteln und Dünger wird sich künftig mehr auf Beratungsleistungen für Landwirte verlagern müssen. Der Industrie komme dabei zunehmend die Aufgabe zu, ihr umfassendes Fachwissen an die Landwirte zu vermitteln, erklärte Smit seine Sicht auf die Entwicklung der Branchen.

Derweil müssten die Bauern ihre Produktionsverfahren entsprechend verbessern, ihre Leistungen messen und diese Daten digital dokumentieren. Indes seien die Verarbeiter und der LEH dafür verantwortlich, Standards zu setzen, diese zu kommunizieren und Leistungen der Landwirtschaft zu belohnen.

Mit Blick auf die Abfederung volatiler Agrarpreise verwies der Analyst auf gute Erfahrungen mit längerfristigen Geschäftsbeziehungen im Rahmen vertikal integrierter Produktionsrichtungen wie der Geflügelfleischerzeugung. Der Wandel sei anstrengend und koste Geld, betonte der Banker.

Landwirtschaft hat größten CO2-Fußabdruck

Smit berichtete, dass aktuell kaum ein Landwirt den CO2-Fußabdruck seines Betriebes kenne. Dabei sei die Branche der wichtigste Emittent von Treibhausgasen in der Vermarktungskette von Lebensmitteln.

Die Auswertung von Treibhausgasbilanzen zahlreicher Supermärkte in der EU und dem Vereinigten Königreich wie Tesco, Delhaize und Carrefour habe nämlich ergeben, dass durchschnittlich 97 % der betreffenden Emissionen Quellen zuzurechnen seien, die das bilanzierende Unternehmen nicht besitze oder direkt kontrolliere (Scope 3).

Auf der Ebene der Lebensmittelhersteller wie Danone und Nestlé sinke der Anteil von Scope-3-Emissionen lediglich auf durchschnittlich 95 %.

Kompass der nächsten Generation

Dem Analysten zufolge hat die EU-Agrarerzeugung ihren Höhepunkt bereits erreicht. Während sich die Getreideproduktion in den kommenden Jahren mengenmäßig wohl kaum verändern werde, sei für andere Betriebszweige wie die Erzeugung von Schweinefleisch und Milch sogar mit negativen Wachstumsraten zu rechnen.

Künftig dürften deshalb Mengensteigerungen nicht mehr im Vordergrund stehen. Vielmehr werde es darum gehen, die Wertschöpfung der Produkte zu steigern.

Der Green Deal sei als Kompass der nächsten Generation für den politisch angestrebten Wandel in der EU zu verstehen, hob Smit hervor. Als Vorteile des Konzepts nannte der Niederländer unter anderem konkretisierbare und wichtige Schritte hin zu einer ressourceneffizienten Wirtschaft. Ferner gewährleiste der Green Deal gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Unternehmen in der Gemeinschaft und begünstige Innovationen. Allerdings seien die Ziele häufig sehr ambitioniert. Dadurch könnten die Wettbewerbsposition unter Druck geraten und die Produktion sinken. age

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