Der Deutsche Bauernverband (DBV) will das von einer Arbeitsgruppe entwickelte Konzept des „Zukunftsbauern“ in die Fläche tragen und mit diesem Landwirtinnen und Landwirten eine Perspektive geben.
Das Konzept Zukunftsbauer basiert auf einer Studie der Agentur Rheingold Salon und ihres Ge-schäftsführers Jens Lönneker sowie dem Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und wurde erstmals beim Bauerntag in Lübeck 2022 vorgestellt. Kernpunkte sind ein verändertes Selbstverständnis, das dem Wandel des Landwirts vom Ernährer zum Dienstleister Rechnung trägt, sowie ein neues Rollenverständnis. Das sieht eine Abkehr von der bisherigen Opferrolle des Landwirts vor, der sich wachsender Kritik und immer höheren Anforderungen gegenübersieht. Stattdessen sollen vielmehr die aktiven Beiträge der Landwirtschaft zur Lösung von Problemen und zur Zukunftsgestaltung in den Vordergrund rücken. Darauf aufbauend soll eine veränderte Kommunikationsstrategie des Berufsstandes in der Öffentlichkeit entwickelt werden. DBV-Vizepräsidentin Susanne Schulze Bockeloh rief beim Fachforum im Rahmen der Internationalen Grünen Woche (IGW) ebenso wie Verbandspräsident Joachim Rukwied die Landesbauernverbände dazu auf, die Diskussion über den Zukunftsbauern aktiv zu führen und mit Leben zu füllen.
Rukwied unterstrich die Entschlossenheit des Verbandes, sich auch selbstkritisch aktuellen Herausforderungen zu stellen: „Wir wollen und müssen vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden Wertewandels in unserer Gesellschaft neue Antworten finden.“ Dazu gehöre es, das eigene Selbst- und Rollenverständnis in der Gesellschaft zu thematisieren und die Kommunikation zu stärken.
Auf längere Sicht müsse sich auch die Politik zum Zukunftsbauern bekennen: „Die Bäuerinnen und Bauern der Zukunft werden weiterhin ihrer zentralen Rolle als Erzeuger von Nahrungsmitteln gerecht werden, immer stärker aber auch als Energiewirte arbeiten und ihr Einkommen als Schützer der Artenvielfalt erzielen“, erläuterte Rukwied.
„Beim Zukunftsbauern geht es darum, dass jeder für sich und der Berufsstand gemeinsam neue Wege findet, um Veränderungen mitzugestalten und für sich als Chance zu nutzen“, sagte das Mitglied der DBV-Arbeitsgruppe Zukunftsbauer, Claus Hartmann, Landwirt aus Niedersachsen. Nach Auffassung der sächsischen Landwirtin Ines Wendt darf und soll das traditionelle Bild des Landwirts als Ernährer der Bevölkerung weitergelebt werden. Es werde jedoch nicht mehr das alleinige bleiben. „Der Zukunftsbauer ist eine Haltung und hat kein bestimmtes Geschlecht oder Alter“, betonte Wendt.
Um die in Teilen der Gesellschaft existierenden negativen Bilder über Landwirtschaft zu entkräften und mittelfristig durch positive Bilder zu ersetzen, empfahl der Psychologe Lönneker der Branche eine neue Kommunikation. Diese solle die Beiträge der Landwirtschaft zur Lösung gesamtgesellschaftlich relevanter Themen wie Tierwohl, Klimawandel und biologische Artenvielfalt aufgreifen. Lönneker gab allerdings zu bedenken, dass hierfür deutlich größere Ressourcen benötigt würden als die Branche gegenwärtig aufbringe. age