Das Ehepaar Kyra-Lina und Frank Fritze hat keinen familiären Zuchthintergrund. Mit viel Liebe und Einsatz haben sie sich das Wissen um Holsteiner Stammbäume, Hengste und Stuten sowie ein Auge für Springvermögen und Bewegung angeeignet. Mit Erfolg, wie die Bilanz von zwölf Jahren Fritzenhof zeigt: Siegerfohlen, gekörte Hengste und ein hocherfolgreiches Sportpferd haben sie schon zu verbuchen.
Frank Fritze ist als Kind eine kurze Zeit lang geritten. Doch seine Liebe zu Pferden machte eine Pause. „Ich wollte lieber Fußball spielen und dann kam auch ziemlich schnell die Musik“, erzählt der heute 52-Jährige. Denn Fritze ist als Franky Tunes ein international erfolgreicher Techno-DJ. Mit seinem Projekt „Starsplash“ veröffentlichte er den einzigen Dance Act, der jemals vor Michael Jackson in die deutschen Charts eingestiegen ist. Der Job beinhaltete, jedes Wochenende an einem anderen Ort zu sein. Lange hatte Fritze nichts mit Pferden zu tun.
Das änderte sich, als er eine reitende Freundin hatte. Über sie kehrte er zu seiner Liebe zu Pferden zurück. So kaufte der DJ 2011 seine erste Zuchtstute, Pia Corrada von Corrado-Lorenz (Stamm 6660). Aus ihr zog er zwei Stutfohlen: Frieda Gold und Grey Pia. Letztere hatte zwei Hengstfohlen von Casall. Einer der beiden Söhne wurde zweijährig nach Kanada verkauft und ist dort inzwischen als Belgisches Warmblut gekört. „Weil das gewünschte Stutfohlen ausblieb, wollten wir sie gern wieder in den Sport bringen, denn sie hatte einen super Stutenleistungstest gemacht“, erinnert sich der Züchter.
Er schrieb einige der ihm bekannten Reiter an, um einen Partner zu finden, der bei der Stute mit einstieg. Doch niemand hatte an der inzwischen sechsjährigen Stute Interesse. „Sie war zu dem Zeitpunkt kein Vorzeigemodell. Das Fohlen war gerade abgesetzt und sie hatte nur noch wenig Muskulatur“, erklärt Fritze. Darum gab er Grey Pia nach Maasbüll, Kreis Schleswig-Flensburg, zu Rainer Christiansen. Dort wurde sie wieder antrainiert und konnte schon nach wenigen Wochen einen kleinen Sprung zeigen. „Das Video davon habe ich in meinen Status gestellt und plötzlich haben mich alle angerufen und wollten das Pferd“, lacht Fritze.
Enge Zusammenarbeit
Rasmus Lüneburg aus Hetlingen, Kreis Pinneberg, war der Einzige, der von Anfang an nicht ganz abgeneigt gewesen war, daher gaben Fritzes ihm das Pferd. Grey Pia gewann gleich ihr erstes Turnier gegen mehr als 90 Starter. Kurze Zeit später siegte sie auch in ihrer ersten Springpferdeprüfung der Klasse L. „Das war natürlich eine anormale Quote an Starts und Platzierungen“, meint Fritze. Doch die gute Phase hielt nicht an. Erst verletzte sich Rasmus Lüneburg, dann hatte auch Grey Pia einen Unfall und fiel für ein gutes Jahr aus. Fritze und Lüneburg nahmen sie wieder in die Zucht, doch nach zwei Jahren musste sie tragend eingeschläfert werden. Was blieb, war die gute Zusammenarbeit zwischen Familie Fritze und Familie Lüneburg. „Es ist eine enge und vertrauensvolle Freundschaft entstanden“, sagt der Züchter. Inzwischen hat Lüneburg immer die erste Option auf Fritzes Pferde und viele gehören den beiden zusammen.
Bei Frank Fritze hatte sich in der Zwischenzeit privat und beruflich einiges verändert. Der weit gereiste DJ macht jetzt jeden Morgen den Stall, bevor er sich ins Auto setzt und nach Pferden sucht. Denn aufgrund eines Hörsturzes vor neun Jahren kann er kaum noch Musik machen. Die ersten drei Jahre galt für ihn ein vollständiges Musikverbot. „Das war ein absoluter Schock für mich. Ich war emotional und finanziell auf null gestellt. Alles, was ich gern gemacht hatte, war plötzlich weg“, erinnert sich Fritze. Die Umstellung war hart, denn 20 Jahre lang war er jedes Wochenende durch die ganze Welt geflogen. Plötzlich war er nur noch zu Hause.
Kein Weg zurück
Inzwischen ist er glücklich mit seinem Leben. „Jetzt bekomme ich den Sonnenaufgang mit, nachdem ich geschlafen habe und nicht davor“, sagt er lachend. Auch ist sein soziales Umfeld viel größer geworden. „Ich konnte ja vorher an kaum einer privaten Wochenendveranstaltung teilnehmen. Mal eben mit Freunden grillen war nicht drin“, erklärt er. Als DJ tritt er aus Leidenschaft wieder auf, nimmt aber höchstens zwölf Gigs im Jahr an. Die restliche Zeit kümmert er sich um den Hof und arbeitet als Pferdevermittler. „Das möchte ich nicht zurücktauschen“, macht er klar.
Auch privat hat sich einiges verändert. Schon 2014 hatte der Musiker Kyra-Lina von der Ropp-Brenner kennengelernt. Die gebürtige Neumünsteranerin ist mit Pferden aufgewachsen, selbst lange geritten und teilt seine Liebe zu den Vierbeinern. Neben ihrem Beruf im öffentlichen Dienst kümmert sie sich um das Wohl aller Vierbeiner auf dem Hof in Neumünster-Einfeld, den das inzwischen verheiratete Paar 2017 kaufte. Hier sind auch zwei Hunde und die Pferde zu Hause.
Fritzes erste Stute Pia Corrada erlebte den Umzug nicht mehr mit. Die Züchter hatten sie gerade erst von Casall besamen lassen, als die Stute plötzlich verstarb. Da noch keine Trächtigkeit bestätigt war, durfte die Besamung umgeschrieben werden. „Allerdings hatten wir keine Stute“, erinnert sich Fritze. Gemeinsam mit seiner Frau machte er eine Tour durch Schleswig-Holstein. „Wir haben bestimmt 20 Stuten gesehen“, erinnert er sich.
Am Ende kauften sie die siebenjährige Zarin von Calido I (Stamm 776) und besamten sie mit Casall. Aus dieser Anpaarung entstand AGS Casallida, die nicht nur teuerstes vierjähriges Pferd der Eliteauktion in Neumünster und beste sechsjährige Holsteinerin bei den Weltmeisterschaften der jungen Springpferde war, sondern inzwischen auch unter dem Schweizer Arthur Gustavo da Silva bis 1,55 m erfolgreich ist.
Fohlen auf Umwegen
Einige Jahre nach Zarin kauften die Fritzes die Stute Vette Klein (Stamm 2445). „Ich wollte schon immer eine Caretino-Stute haben und Kyra hatte bei Facebook eine Anzeige gesehen, dass eine tragende Stute verkauft wird“, erinnert sich Fritze. Vette Klein bekam ein Hengstfohlen von Unlimited. Danach wollte das Züchterehepaar unbedingt Dominator Z einsetzen. Der Hengst war damals unter Christian Ahlmann schon hocherfolgreich und so war es ein Kampf, an den Samen zu kommen.
Doch die Stute resorbierte. Im Jahr darauf meldete sich das Gestüt Zangersheide, wo Dominator Z stationiert ist, jedoch wieder bei den Züchtern und erinnerte daran, dass sie noch eine Portion Samen gut hätten. „Der war so teuer, ich hätte es wohl nicht noch einmal probiert“, gibt Fritze zu, der sich sehr über das Verhalten des Gestütsleiters freute.
Das Ergebnis war ein Hengstfohlen. Als der Kleine im Stroh lag, dachte Fritze nur: „Schade, keine Stute.“ Doch dass der Hengst etwas Besonderes war, sah er auch. Langbeinig, viermal weiß und dunkelbraun, war er nicht nur hübsch, sondern auch gleich sehr modern. Der Hengst siegte bei der Fohleneintragung im Körbezirk. Auch bei den Stutfohlen setzte sich in dem Jahr ein Zuchtprodukt der Fritzes an die Spitze: eine Tochter des Clarimo aus der Zarin. Sie wurde als Dreijährige verkauft. Das Hengstfohlen hingegen blieb im Besitz von Fritzes und Lüneburg.
Als feststand, dass der Hengst zur Körung zugelassen würde, schlug Lüneburg vor, ihn DJ Franky Tunes zu nennen. „Am Ende haben wir uns auf Deejay geeinigt“, erinnert sich der Züchter. Deejay wurde 2023 in Holstein gekört, legte im Anschluss eine sehr gute Hengstleistungsprüfung ab und ist inzwischen auch in Oldenburg, Hannover, Westfalen und bei den süddeutschen Verbänden gekört. Aufgestellt ist er im Stall Fromberger auf dem Gestüt Osterrade in Bovenau, Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Höhen und Tiefen
Im Sport stellt ihn Rasmus Lüneburg vor, der ihn seit dem Absetzen auf seinem Hof hatte. „Deejay war immer ein besonderes Pferd. Freundlich, aufgeschlossen und auch im Deckeinsatz unkompliziert. Wenn man ihn arbeitet, ist er immer voll da, denkt mit, kämpft mit, und es macht richtig Spaß“, schwärmt sein Reiter, der den Hengst im vergangenen Jahr bei den Landeschampionaten in Elmshorn auf den sechsten Platz ritt.
In dieser Saison ist als Nächstes ein Auftritt bei der ersten Norddeutschen Hengstschau des Clubs der Springreiter am Freitag, 31. Januar, in den Holstenhallen in Neumünster geplant. Eine Qualifikation zu den Bundeschampionaten und einen erneut guten Auftritt bei den Landeschampionaten haben Reiter und Züchter ebenfalls anvisiert.
Die beiden gekörten Hengste und die im Sport so erfolgreiche Casallida sind der ganze Stolz des Ehepaars Fritze. „Wenn die Pferde erfolgreich sind, macht das Züchten Spaß. Aber es kann auch sehr hart sein“, hat Fritze inzwischen gelernt. Für die diesjährige Fohlensaison läuft alles anders als gedacht. Sechs Fohlen haben die Fritzes erwartet. Eine Stute mussten sie einschläfern, zwei haben resorbiert. Nun sind es noch drei Fohlen, die hoffentlich gesund auf die Welt kommen. Darunter sind auch zwei Nachkommen von Deejay. Bei den Geburten, um die sich ausschließlich Kyra kümmert, gab es bisher allerdings noch nie Probleme.
„Unsere Pferde sind immer den ganzen Tag draußen“, erklärt Fritze. Das ist auch ein Faktor, der ihm und seiner Frau in der Zusammenarbeit mit Lüneburgs so wichtig ist. „Bei Rasmus geht es den Pferden einfach gut. Das ist der Inbegriff von moderner Sportpferdehaltung und Ausbildung“, erklärt Frank Fritze.