Anfang Juni erreichten der Basispreis für Schlachtschweine ein neues Rekordhoch. Am Mittwoch, 7. Juni, stieg der Vereinigungspreis der Schlachtvieherzeugergemeinschaften auf 2,43 €/IP. Dieses Preisniveau konnte sich auch in der Vorwoche behaupten. Ein weiterer Preisanstieg fand jedoch nicht statt. Damit zeigt der rückläufige Schweinebestand Wirkung. Trotz der vielen Feiertage im Mai und im Juni war von Angebotsüberhängen keine Spur. Es wird im Gegenteil nach zusätzlichen Stückzahlen gesucht. Dies zeigt das Ergebnis der ISN-Schweinebörse. Dort wurden am Freitag voriger Woche frei gehandelte Schweine mit 2,64 €/kg SG notiert.
Schweinepreis in China „nur“ bei 2,55 Euro
Das knappe Angebot im Binnenland bleibt der Motor dieser Entwicklung. Die hiesige Schweinefleischnachfrage ist tendenziell eher rückläufig. Die wöchentlichen Schlachtzahlen liegen bundesweit 7 % unter den Vorjahreszahlen. Dabei haben die Einfuhren von Schlachtschweinen aus dem EU-Ausland deutlich zugenommen. Die Zahl der Sauenschlachtungen liegt fast 22 % unter dem Vorjahreswert. Der Export von Schweinefleisch aus der EU in die asiatischen Länder, der sonst hierzulande die Kurse gestützt hat, ist eher ruhig. Dafür sind die Preise in der EU zu hoch. Hier haben Lieferanten aus den USA oder aus Südamerika Vorteile, da die Kurse dort deutlich unter dem hiesigen Niveau liegen. Entsprechend liegt die Notierung im Exportland Dänemark mit 1,98 €/kg SG auf dem letzten Platz im europaweiten Vergleich der Schweinepreise.
Hohe Ferkel- und Schweinepreise lassen die Betriebsleiter aktuell etwas aufatmen, auch vor dem Hintergrund der reduzierten Kurse für Futtermittel. Dennoch lassen sich die wirtschaftlichen Verluste der vergangenen Jahre kaum aufholen.
Noch ein neues Tierhaltungslabel?
Dies fragen sich viele Verbraucher und Tierhalter nach dem Beschluss des Bundestages, ein neues Tierhaltungskennzeichnungsgesetz einzuführen. In den Kühltheken trifft das künftige staatliche Logo auf eine etablierte Konkurrenz. Bereits seit 2019 gibt es eine weit verbreitete eigene Kennzeichnung der Supermarktketten mit dem Aufdruck „Haltungsform“. Viele Kunden kennen das System inzwischen, das noch länger parallel bestehen bleiben dürfte – zumal es außer Fleisch von Schweinen auch schon Produkte von Geflügel und Rindern umfasst. Trotzdem wird das neue Gesetz, das die Haltungsform in fünf Stufen darstellt und vorerst für Schweinefleisch an der Frischetheke eingeführt werden soll, auch von vielen Landwirten begrüßt. Damit bekommt man endlich etwas Planungssicherheit beim Bau von Ställen und der Weiterentwicklung der Betriebe. Dennoch sind weitere Änderungen im Baugesetzbuch notwendig, um Vorgaben zu beseitigen, die sich bislang gegenseitig widersprechen.
Über die weitere Entwicklung im Schlachtschweinehandel gibt es derzeit widersprüchliche Meinungen. Die Erzeugerseite erkennt aufgrund der guten Nachfrage Spielraum für weitere Preisaufschläge. Dafür sehen die Schlachtbetriebe kaum Möglichkeiten, die Fleischpreise im LEH nochmals zu erhöhen, obwohl die sommerliche Witterung den Absatz von Grillartikeln begünstigt. Ihrer Ansicht nach ist die Lage im Schlachtschweinehandel aktuell überhitzt. Dies gelte auch vor dem Hintergrund der beginnenden Sommerferien in vielen Bundesländern.