Während die Schlachtschweinekurse in der Vorwoche neue Rekordmarken erreicht haben, stehen die Preise für Schlachtrinder unter Druck. Zu dieser Jahreszeit, wenn eher Grillartikel vom Schwein gefragt sind als Rinderbraten, ist diese Entwicklung nicht ungewöhnlich. In diesem Jahr sorgen verschiedene Faktoren jedoch für eine sehr ausgeprägte Ausbildung.
Im Rinder- wie auch im Schweinebereich sind die Bestände in den letzten Jahren in Deutschland und auch in der Europäischen Union zurückgegangen. In Deutschland werden die Schlachthofkapazitäten nur zögernd reduziert. Derzeit profitierten vor allem die Schweinemäster von dieser Entwicklung, da sich die Abnehmer einen starken Konkurrenzkampf um das knappe Schlachtschweineangebot liefern.
Schlachtschweinekurse auf neuem Rekordhoch
Bereits im Vorjahr nahmen die Schweineschlachtungen in Deutschland um 9 % ab. Der Basispreis für Schlachtschweine stieg von 1,20 €/kg SG zu Beginn des Jahres 2022 auf 2,00 €/kg SG zum Jahresende. Im laufenden Jahr erhöhte sich der Kurs bis März auf 2,33 €/ kg SG und stieg in der Vorwoche auf 2,38 €/kg SG. Dieser Preisaufschlag ist nicht nur eine Folge der knappen Angebotsmengen zu Beginn der Grillsaison. Ein weiterer Impuls war die Meldung, dass aus Regionen in Deutschland ohne Fälle von Afrikanischer Schweinepest nun Schweinefleisch nach Südkorea geliefert werden kann. Damit kann erstmals seit 2,5 Jahren wieder ein namhafter Kunde in Asien beliefert werden. Obwohl zunächst nur wenige Schlachtbetriebe von dieser Regelung profitieren, erhöhte sich der Vereinigungspreis. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass auch mit China bald ein sogenanntes Regionalisierungsabkommen abgeschlossen werden kann.
Während die Schlachtschweinekurse somit einen neuen Rekordwert erreicht haben, tendieren die Notierungen für Schlachtrinder aktuell eher nach unten. Obwohl das aktuelle Lebendangebot nicht gerade umfangreich ausfällt, übersteigt es die Nachfrage. Auch die Schlachtkuhnotierungen geben nach. Im Sommer steigen die Kurse hier eigentlich an. Als Hauptgrund für diese Ursache wird die durch die hohen Lebenshaltungskosten aktuell geringe Rindfleischnachfrage gesehen.
Rinderschlachthof vor der Schließung
Ein weiterer Faktor, der die Rindernachfrage hierzulande reduziert, ist die angekündigte Schließung des Schlachthofes in Bad Bramstedt, der zum Vion-Konzern gehört. Begründet wird dieser Schritt mit Überkapazitäten an Schlachthaken im Rinderbereich und der „allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zu weniger Fleischkonsum“. Bereits Ende Juli dieses Jahres soll die Arbeit eingestellt werden. Den hiesigen Landwirten bereitet diese Entwicklung Sorgen, da jetzt ein großer Handelspartner im Rinderabsatz fehlt. Obwohl in Bad Bramstedt große Stückzahlen aus anderen Bundesländern geschlachtet wurden, muss ein Teil der hiesigen Schlachtrinder an deutliche weiter entfernte Abnehmer geliefert werden. Damit verlängern sich die Transportwege, da die verbleibenden hiesigen Schlachtbetriebe bereits jetzt gut ausgelastet sind. Dies betrifft vor allem den Absatz von Jungbullen. Bislang gibt es wenig Hoffnungen, dass ein Wettbewerber den Schlachthof übernimmt. Für rund 250 Angestellte bedeutet dies den Verlust des Arbeitsplatzes. Bereits seit einiger Zeit wurden in Bad Bramstedt die vorhandenen Kapazitäten nicht voll ausgeschöpft. Als eines der Probleme sieht man die behördlichen Auflagen, die dort schärfer gehandhabt werden sollen als anderswo. Dazu werden eine zu geringe Zerlegung der Fleischartikel und ein Investitionsstau angeführt. Große Abnehmer von Fleischartikeln sollen zuletzt als Kunden abgesprungen sein. Hinzu kämen die bundesweite Erhöhung des Mindestlohns und die Einschränkungen bei der Vergabe von Arbeiten im Schlachtbetrieb an osteuropäische Zeitarbeitsfirmen.
Diese Nachricht hat den norddeutschen Schlachtviehhandel verunsichert. Es gibt jedoch auch viele Stimmen, die eine rasche Marktberuhigung erwarten. Es sollten schnell neue Handelswege gefunden werden. Die Landwirte sollten jetzt keinesfalls Schlachtvieh überstürzt abliefern. Alle Beteiligten arbeiten an Lösungen für den Rinderabsatz in Schleswig-Holstein.
Marktlage für die Woche vom 29.5. bis 4.6.2023
Getreide: Nach dem jüngsten Preiseinbruch konnten sich die Matif-Weizenpreise in der Vorwoche wieder etwas erholen.
Raps: Auch die Rapskurse stiegen in der Vorwoche wieder an. Die Märkte für pflanzliche Öle haben sich etwas erholt.
Futtermittel: Die US-Sojakurse konnten sich nach dem jüngsten Einbruch wieder etwas erholen.
Kartoffeln: Die Nachfrage über Pfingsten entsprach nicht den Erwartungen. Gute Qualitäten bleiben im Preis stabil.
Schlachtrinder: In der Vorwoche gaben die Kurse sowohl für Schlachtkühe als auch für Jungbullen nach.
Schlachtschweine/-sauen: In der Vorwoche wurden der Vereinigungspreis um 5 ct erhöht. Neue Exporte werden möglich.
Ferkel: In der Vorwoche blieb der Basispreis noch unverändert. Die Zuschläge stiegen jedoch weiter an.
Milch: Die Milchanlieferung hat die Saisonspitze erreicht und sollte Anfang Juni zurückgehen.
Schlachtlämmer/-schafe: Es werden vergleichsweise wenige Lämmer gehandelt. Die Kurse blieben unverändert.
Markttendenz für die Woche vom 5. bis 11.6.2023
Getreide: Der verlängerte Getreidedeal sorgt für Preisdruck. Neue Wetterrisiken haben die Kurse wieder steigen lassen.
Raps: Die Preiserholung wird durch neue Ernteschätzungen der EU und der Ukraine gebremst.
Futtermittel: Futtergetreide und Sojaschrot gaben im Kurs nach. Rapsschrot wurde in Hamburg etwas teurer.
Kartoffeln: Erste überregionale Frühware kommt in den LEH, hierzulande nur vereinzelt im Ab-Hof-Verkauf.
Schlachtrinder: Rindfleisch ist wenig gefragt. In der laufenden Woche hält der Preisdruck für alle Kategorien weiter an.
Schlachtschweine/-sauen: Die Mäster setzen auf weitere Preisaufschläge und haben die Ablieferungen reduziert.
Ferkel: Entsprechend der Entwicklung im Schweinehandel wurden auch die Ferkelkurse deutlich erhöht.
Milch: Die Großhandels- und Börsennotierungen bewegen sich seit Wochen seitwärts.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Schäfer hoffen auf höhere Kurse und halten Stückzahlen zurück.