Sie waren alle gekommen zur Verabschiedung von Ulrike Röhr. Es war ein Stelldichein der Politik, der Verbandslandschaft und der Macher im ländlichen Raum Schleswig-Holsteins, allen voran Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).
Die Geschichte der Präsidentin begann weit vor dem Jahr ihrer Wahl 2017. Es war ein Märztag 2009. Damals tagte die Vertreterinnenversammlung der schleswig-holsteinischen LandFrauen noch im ehrwürdigen Saal des Kieler Schlosses. Vier Kandidatinnen bewarben sich um einen Platz im Präsidium. Eine Kampfabstimmung, eine große Sache! Eine zierliche Stormarnerin trat ans Rednerpult. Ohne Zettel. Jedes Wort saß, jeder Satz war wohldurchdacht. Ulrike Röhr wurde gewählt.
Gerechtigkeitssinn, Empathie, das Respektieren anderer Meinungen, Organisationstalent und Strukturiertheit – so beschrieb die spätere Präsidentschaftskandidatin ihre wichtigsten Eigenschaften. Sie brauchte sie alle, um eine von außergewöhnlichen Umständen begleitete Präsidentschaft zu meistern. Unter ihrer Führung entwickelte sich aus einer notwendigen Umstrukturierung in der Geschäftsstelle ein im gesamten Deutschen LandFrauenverband noch immer einmaliges Modell, dass sich zwei Geschäftsführerinnen eine Stelle teilen.
2018 gründete sich im Kreis Stormarn die erste Projektgruppe der Jungen LandFrauen. Die Präsidentin unterstützte die Idee, den Initiatorinnen dafür Freiraum und Eigenständigkeit zu gewähren. Die Bewegung erfasste das ganze Land.
Zum Tag der Deutschen Einheit in Kiel im Oktober 2019 durfte der LandFrauenverband eine der Fürbitten vortragen. Ulrike Röhr ließ ihrer Vizepräsidentin Claudia Jürgensen den Vortritt: „Du kannst einfach besser Platt sprechen.“
Dann kam die Covid-Pandemie, die wohl größte Herausforderung ihrer Amtszeit. Die digitale Verbandsarbeit bis hin zu einem digitalen LandFrauentag mit Erdbeerkuchennetzwerk etablierte sich. Aber live war einfach besser. Nach der Pandemie wurde erstmals bei einem LandFrauentag getanzt.
Sie sei „großkariert“, bescheiden und doch bestimmt, aber vor allem eine sehr kommunikative Netzwerkerin und gute Rednerin, wurde Ulrike Röhr zum Abschied bescheinigt. Abschied? Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) freut sich, dass Ulrike Röhr weiter im Dialogprozess „Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein“ mitarbeitet. Auch als Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer wird sie weiterhin tätig sein.
Nach dem langen Tag in den Holstenhallen gönnte sich Ulrike Röhr ein kleine Reise mit ihrem Mann. Drei Tage. Aber dann habe sie so einige Projekte, verriet sie. Wer Ulrike Röhr kennt, weiß: Die Geschichte ihres Engagements ist noch lange nicht zu Ende.
Zitate
„Ich werde dich in Berlin als zuverlässige, konstruktive und starke Partnerin vermissen. Dass der Deutsche LandFrauentag 2024 in Kiel stattfindet, daran hast du einen wesentlichen Anteil.“
Petra Bentkämper, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes
„Du hältst alle und alles zusammen, bist der Fels in der Brandung, mutig und bescheiden. Du kämpfst unaufgeregt, leise und trotzdem bestimmt. Ich freu mich sehr auf unsere zukünftige Zusammenarbeit.“
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
„Für den Ruhestand wünschen wir dir: Ruhe dich aus, erkunde die Welt, steh spät auf, nutze die Freizeit für Familie und Freunde, tanze durchs Leben und angle dir ein neues Hobby!“
Jessica Bruhn, Vorsitzende des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein
„Als Präsidentin des LandFrauenverbandes waren Sie das Gesicht einer zukunftsoffenen Ausrichtung und des Wandels der LandFrauen. Sie haben damit an einer ganz entscheidenden Stelle an den Lebensmöglichkeiten für den ländlichen Raum mitgewirkt.
Bischof Gothardt Magaard