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Freiwilligkeit und Verbindlichkeit bringen Erfolg

Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Allianz für Gewässerschutz und des Runden Tischs Nährstoffmanagement
Von Mechthilde Becker-Weigel
Tobias Goldschmidt, Dr. Torsten Birkholz, Werner Schwarz, Hans-Heinrich Gloy und Ludwig Hirschberg (v. li.) besiegeln die Aufnahme des Landwirtschaftsministeriums in die Allianz für Gewässerschutz. Foto: mbw

Der Bauernverband Schleswig-Holstein, das Umweltministerium und andere Allianzpartner würdigten das zehnjährige Bestehen der Allianz für Gewässerschutz und die erfolgreiche Kooperation. Bei dem Festakt am Freitag, 10. März, in Rendsburg wurde auch das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) offiziell in den Kreis der Allianzpartner aufgenommen.

Die Allianz für Gewässerschutz wurde im Frühjahr 2013 gemeinsam vom Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) und dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume begründet, um wichtige Eckpunkte für den Gewässerschutz zu bearbeiten. Ziel ist, die Nährstoffeinträge in die Gewässer zu senken. Die Bilanz könne sich sehen lassen, resümierte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) in seiner Rede zum zehnjährigen Bestehen der Allianz. Die Düngeraufwendungen und -überschüsse sind rückläufig. Die Stickstoffwerte sanken seit Beginn der Vergleichsmessungen 2015 um 30 % und die Werte für Phosphor sogar um zwei Drittel. Immer mehr tierhaltende Betriebe unterschritten die gesetzlichen Grenzwerte für Stickstoff, Erste näherten sich einer Null-Bilanz, so Schwarz. Dazu wurden zahlreiche Maßnahmen angewendet, die schließlich zum Erfolg führten.

Runder Tisch Nährstoffmanagement ist der Anker

Hinter den Erfolgen steckt der Runde Tisch Nährstoffmanagement als Kernelement der Allianz. Ziel des Runden Tisches, dem unter anderem der BVSH, das Umweltministerium, das Landwirtschaftsministerium, die Energie- und Wasserwirtschaft, Wasser- und Bodenverbände, die Landwirtschaftskammer, die Gewässerschutzberatungsbüros, Ackerbau und Rinder-, sowie Schweinespezialberatung, der Lohnunternehmerverband, das Landesamt für Landwirtschaft und Umwelt, Universität und Fachhochschule, Naturschutz sowie die Ökoverbände angehören, ist es, die Effizienz des Nährstoffmanagements weiter zu steigern. In verschiedenen Arbeitsgruppen haben die Vertreter zahlreiche Maßnahmen entwickelt, um die Ziele zu erreichen. Ein Baustein ist die Gewässerschutzberatung für Bauern, die mittlerweile 2.300 Betriebe in Anspruch genommen haben. Die Betriebe liegen vorwiegend auf der Geest, wo Austräge aus der Düngung wegen der geologischen Verhältnisse besonders kritisch sind. Die Beratung wurde im vorigen Jahr auf die Marsch und das Östliche Hügelland ausgeweitet.

Randstreifen und Beratung sind Erfolgsparameter

Die Allianz hat sich beispielsweise dafür eingesetzt, dass an besonders sensiblen Uferabschnitten Gewässerrandstreifen eingerichtet werden. Seit 2019 wurden auf 54 Uferkilometern Randstreifen angelegt. Der Umfang erschließt sich, wenn man die Relevanz der Flächen zugrunde legt und das Augenmerk auf die Effizienz für die Natur richtet und nicht rein auf die Strecke. Auf den tierhaltenden Betrieben fanden erfolgreiche Beratungen statt zur sicheren Lagerung von Wirtschaftsdünger sowie zur Optimierung der Tierfütterung, um Ausscheidungen zu minimieren.

Die Freiwilligkeit der Gewässerschutz-Maßnahmen ist ein Erfolgsfaktor. Foto: Imago

Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) lobte die Arbeit der Allianz und begrüßte die Aufnahme des Landwirtschaftsministeriums: „Erfolgreicher Gewässerschutz ist Teamarbeit. Das entstandene Vertrauen zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft ist ein wesentliches Verdienst der Allianzarbeit“, sagte Goldschmidt. Außerdem verwies er auf die Erfolge bei der Gewässerschutzberatung: „Die Gewässerschutzberatung in Schleswig-Holstein hat sich zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. Sie ist in der Landwirtschaft breit akzeptiert und wird entsprechend gut angenommen.“

Verantwortung der Landwirtschaft

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) gestand: „Die Landwirtschaft trägt als größter Flächenbewirtschafter eine besondere Verantwortung für den Gewässerschutz. Daher freue ich mich umso mehr, dass wir als Landwirtschaftsministerium ein fester Bestandteil dieser Kooperation sind.“ Er stellte die Besonderheit der Allianz heraus: „Die Allianz ist ein einzigartiger Zusammenschluss, der die vorhandene Expertise aus den Bereichen Gewässerschutz und Landwirtschaft in Schleswig-Holstein bündelt. Im konstruktiven und sachlichen Dialog erarbeiten die Bündnispartner Ergebnisse, die von allen gemeinsam getragen werden. Die Erfolge ihrer Arbeit sind heute bereits sichtbar: Die Düngeraufwendungen sowie die Überschüsse sind in den vergangenen Jahren rückläufig.“

Der Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Ludwig Hirschberg, betonte, dass es weiterhin ein Schwerpunkt der Allianz bleibe, die zusammengetragenen Erkenntnisse auf die landwirtschaftlichen Betriebe zu bringen. „Winterveranstaltungen und Praxistage mit Unterstützung aller am Runden Tisch Nährstoffmanagement sitzenden Institutionen vermitteln praxisgerechte Maßnahmen für eine optimierte Düngung, mit denen wir Bäuerinnen und Bauern noch effizienter werden können und dabei bares Geld sparen“, resümierte Hirschberg.

Für Hans-Heinrich Gloy, Verbands­vorsteher des Landesverbandes der Wasser- und Bodenverbände Schleswig-Holstein, ist die Bereitstellung gewässerangrenzender Flächen zur Einrichtung breiter, dauerhafter Gewässerrandstreifen ein wirkungsvoller Beitrag zum Gewässerschutz. Seit 2019 hätten sich die Wasser- und Bodenverbände Schleswig-Holsteins sehr erfolgreich der Sicherung gewässerangrenzender Flächen verschrieben und trieben damit wirkungsvoll den Schutz der Fließgewässer voran. Auch Dr. Torsten Birkholz vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bestätigte die wertvolle Gewässerkooperation: „Nach sechs Jahren Allianz für den Gewässerschutz können wir ein grundsätzlich positives Fazit ziehen, da der intensive Austausch zu einem gegenseitigen Verständnis beigetragen hat.“

Dr. Mareike ­Stanisak, stellvertretende Geschäftsführerin des Landesverbandes der Wasser- und Bodenverbände, stellte die Arbeitsgruppe ­„Gewässerrandstreifen“ vor und zeigte zwei Möglichkeiten, Flächen für Gewässerrandstreifen zur Verfügung zu stellen: durch Nutzungsaufgabevertrag mit dem örtlichen Wasser- und Bodenverband oder Verkauf an den örtlichen Wasser- und Bodenverband. Sie betonte den finanziellen Verfügungsrahmen beim Landesverband und die schnelle Abwicklung.

Lars Reinhold vom Landesverband der Maschinenringe, Sprecher der Arbeitsgruppe „Transportwürdigkeit von Wirtschaftsdüngern“, betonte, dass sich die Arbeitsgruppe hinsichtlich der Praxisreife mit den derzeit verfügbaren Techniken und Verfahren für die Landwirtschaft sowie den Biogassektor befasse, um eine bessere ökologische und ökonomische Verteilung der Nährstoffe im Land zu ermöglichen.

Die Arbeitsgruppe „Ausbringtechnik und Digitalisierung“ leitet Prof. Yves Reckleben von der FH Kiel. Kernthema ist, inwieweit die Digitalisierung Landwirten helfen kann, die Vorgaben der neuen Düngeverordnung einzuhalten. Dafür werden Ausbringtechniken in Kombination mit der Digitalisierung beleuchtet.

Lisa Hansen-Flüh vom Bauernverband SH betonte, die Arbeitsgruppe „Eintragspfade und Minimierung von Phosphor“ habe zum Ziel, auf die Bedeutung eines gezielten Phosphormanagements auf den Betrieben aufmerksam zu machen und mögliche Maßnahmen für einen umweltschonenden Umgang mit Phosphor aufzuzeigen. Ein effizienter und bedarfsgerechter Einsatz von Phosphor in der Landwirtschaft sei auch vor dem Hintergrund der Düngeverordnung von großer Bedeutung.

Gewässerschutz und Moor untrennbar

Den Stand Schleswig-Holsteins in der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie erläuterte Dr. Johannes Oelerich vom Umweltministerium. Er attestierte in einem Zwischenfazit, dass bisher viel habe erreicht werden können und erste Erfolge und Verbesserungen sichtbar seien. Er warb dafür, dass die Zustandsverbesserung der Gewässer Zeit brauche, unter anderem weil häufig eine Belastung durch mehrere Faktoren erzeugt werde und die Gewässerfauna und -flora verarmt seien und die Wiederbelebung Zeit brauche. Zudem reicherten Böden und Sedimente Nährstoffvorräte nur langsam ab. Er warb dafür, auch kleine Maßnahmen umzusetzen, die sogar sinnvoller sein könnten, wenn sie schneller griffen.

Wie eng Aufgaben der Allianz für Gewässerschutz mit der Niederungsstrategie 2100 verknüpft sind, machte Klaus-Peter Dau, Vorsitzender des KBV Schleswig und Mitglied im Sielverband Mittlere Sorge, deutlich. Die vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Niederungsgebiete stehen vor dem Hintergrund des Klimawandels und der sich ändernden Umweltbedingungen vor erheblichem Anpassungsbedarf. Die Niederungen werden zu großen Teilen aktiv über Schöpfwerke und Siele entwässert. Das Thema Klimaschutz durch Moorschutz und Wiedervernässung sei im politischen Tagesgeschehen ein Dauerbrenner. Für die betroffenen Landwirte stelle sich die Frage nach effektiven Lösungen wie Ersatz- oder Ausgleichsflächen. Er plädierte für einen Austausch zwischen Landwirtschaft und Politik auf Augenhöhe und die Einrichtung von Niederungsbeiräten, die vor Ort vermitteln und Entscheidungen unterstützen könnten. Dau empfahl, statt auf Verordnungen auf Freiwilligkeit und langfristige Perspektiven zu setzen.

In seinem Resümee zu den bisherigen Leistungen der Allianz für Gewässerschutz betonte der Generalsekretär des BVSH, Stephan Gersteuer, dass die Freiwilligkeit der Schlüssel zum Erfolg sei und das Vertrauen aller Beteiligten fördere. Er sprach sich dafür aus, auch den Naturschutz aktiv zu integrieren. mbw

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