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Bäuerinnentag ist jeden Tag 

Editorial zum Internationalen Frauentag
Von Mechthilde Becker-Weigel
Immer mehr junge Unternehmerinnen übernehmen die Verantwortung für Betriebe. Foto: rq

In Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern war am Mittwoch ein gesetzlicher Feiertag. Jedes Jahr am 8. März wird der Internationale Frauentag begangen. Was gibt es da zu feiern? Erst einen Tag zuvor, am 7. März, war in diesem Jahr Equal Pay Day, der Tag, bis zu dem Frauen seit Jahresbeginn rechnerisch im Durchschnitt ohne Bezahlung gearbeitet haben und von dem an sie jetzt bis zum Jahresende gleich viel verdienen würden wie ihre männlichen Kollegen. Dabei geht es symbolisch um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. 

Im Jahr 2009 lag der Equal Pay Day noch am 20. März. Es hat sich also ein ganz klein wenig bewegt. Aber es müsste in vielen Bereichen noch viel mehr sein. Die Frauenbewegung begeht den Internationalen Frauentag bereits seit 112 Jahren. Als Begründerin gilt die Sozialistin Clara Zetkin. Auf ihre Anregung hin versammelten sich im März 1911 Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich, Schweden und der Schweiz. Sie kämpften für das Frauenwahlrecht, forderten politische Mitbestimmung, gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen sowie um mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Der Frauentag wurde in seiner Geschichte geliebt, belächelt, benutzt und vergessen. Während der Nazi-Diktatur war er verboten, stattdessen wurde der Muttertag benutzt, um die Ideale der „arischen Frau“ zu propagieren. In der DDR ließ die Staatspartei SED den Tag mit Pomp feiern. In Westdeutschland wurde die Tradition erst von der 68er Generation wiederentdeckt. Am 8. März 1977 wurde der Internationale Frauentag von den Vereinten Nationen (UN) offiziell zum Feiertag erklärt. Heute geht es um Themen wie Gleichstellung im Arbeitsleben, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Gewalt gegen Frauen.

Frauentag ist selbstverständlich auch in der Landwirtschaft ein Thema und zwar jeden Tag. Die Frauen sind nicht nur der Kitt, sondern das Rückgrat aller Aktivitäten zwischen Hof, Stall, Familie, Schule, Kindergarten, Altenteiler, Pflege, Büroorganisation, Ämtern und allem, was zusammenhält. Es hat lange gedauert, bis die Frauen in der Landwirtschaft in den politischen Gremien der Entscheider angekommen sind. Am 10. Mai 2022 wurde der Fachausschuss „Unternehmerinnen in der Landwirtschaft“ vom Deutschen Bauernverband (DBV) eingesetzt. Da bestand der DBV seit fast 75 Jahren. Beim Bauerntag im Juni 2022 wurde die Satzungsänderung beschlossen, die den schnellsten Weg frei machte für eine Frau im Präsidium. 

Das ist ein positives Startsignal für die Frauen in der Landwirtschaft, auch in den berufsständischen Gremien sichtbarer und lauter zu werden. Mittlerweile zeigt sich auch beim Bauernverband auf der regionalen Ebene Bewegung. Es gehen mehr landwirtschaftliche Unternehmerinnen auch im Landesverband und in den Kreisverbänden gemeinsam nach vorne. Das zeigen neu gegründete Unternehmerinnenausschüsse und das Unternehmerinnen-Netzwerk in Schleswig-Holstein. Sie repräsentierten die wachsende Zahl der Frauen in der Landwirtschaft. In Schleswig-Holstein werden 12 % der Betriebe von Frauen geleitet, an der Spitze der Kreis Plön mit 15 %. Über 20 % der Auszubildenden in landwirtschaftlichen Berufen sind weiblich, rund 50 % der Studierenden. 

Es ist also Zeit, dass die Frauen auch in den Entscheidungsgremien ihre Plätze einnehmen. Auf dem Hof ist schließlich schon jetzt jeder Tag Bäuerinnentag. 

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