Die historisch hohen Erzeugerpreise für Milch haben im vergangenen Jahr den Abbau der Milchkuhherden in der Europäischen Union gebremst. Dies zeigen die vorläufigen Viehzählungsergebnisse für November beziehungsweise Dezember 2022.
In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden im Dezember 2022 insgesamt 20,09 Millionen Milchkühe gehalten; das waren 124.670 oder 0,6 % weniger als ein Jahr zuvor, zeigen die Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat). Demnach hatte sich die Abnahmerate verlangsamt. Von 2019 bis 2021 war die jährliche Abnahmerate mit durchschnittlich 300.000 Tieren oder 1,4 % mehr als doppelt so hoch ausgefallen. Mitverantwortlich für die weitere Abnahme der EU-Milchkuhherde war Frankreich. Dort ging der Bestand im Vorjahresvergleich um 91.170 oder 2,7 % auf 3,23 Millionen Stück zurück. Die meisten Milchkühe wurden mit 3,81 Millionen Tieren weiterhin in Deutschland gehalten; das waren 23.000 oder 0,6 % weniger als im November 2021. In den beiden Vorjahren hatten die Erzeuger hierzulande noch jeweils 2,3 % ihrer Milchkühe abgeschafft.
Einen regelrechten Einbruch bei der Haltung von Milchkühen soll es in Kroatien mit einem Minus von 23.000 Tieren oder 22,5 % auf 79.000 Stück gegeben haben. Dieses Ergebnis ist aufgrund vorläufiger Daten aber wohl mit Vorsicht zu bewerten.
Irland und Niederlande stocken auf
Aus zehn der insgesamt 27 Mitgliedstaaten wurden Eurostat zufolge zunehmende Milchkuhbestände gemeldet. Dazu zählte mit einem moderaten Anstieg von 0,3 % auf 1,51 Millionen Kühe Irland, wo die Herde bereits seit Jahren aufgestockt wird. Die niederländischen Milcherzeuger hatten mit 1,57 Millionen rund 16.000 Kühe oder 1 % mehr im Stall als ein Jahr zuvor. Auch die italienischen Halter stockten ihre Bestände auf, und zwar um 20.600 oder 1,1 % auf rund 1,87 Millionen Tiere. Zudem wuchs die Milchkuhpopulation in Belgien binnen Jahresfrist um 1,2 % auf 544.000 Stück. EU-weit am stärksten legte der Milchkuhbestand in Österreich mit 4,6 % auf gut 550.000 Tiere zu. Sollten die Milcherzeugerpreise im weiteren Verlauf von 2023 stärker einbrechen, halten Analysten einen insgesamt wieder stärkeren Bestandsabbau und mehr Kuhschlachtungen für wahrscheinlich. Die gesamte Rinderherde in der EU ging laut den Statistikern aus Luxemburg gegenüber November 2021 um 141.300 Stück zurück beziehungsweise um 1,3 % auf 10,42 Millionen Tiere.
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