Den Namen haben die Erhebung und ihre Publikation schon mehrfach gewechselt: Vom „Jagdartenbericht“ über den „Jagd- und Artenschutzbericht“ wurde sie vor gut einem Jahrzehnt zum „Jahresbericht zur biologischen Vielfalt“. Früher vom Landwirtschaftsministerium veröffentlicht, ist nun auch die Umweltverwaltung in Kiel daran beteiligt. Die beiden Häuser stellten sie dann auch gemeinsam vor. Über die wichtigsten Inhalte wurde bereits im Bauernblatt in der Ausgabe 6 berichtet. Hier die aktuellen Strecken und die Sicht der Jäger.
Jagd und Naturhaushalt gehören zusammen. Zu dem Schluss kommen die beiden Minister Werner Schwarz (Landwirtschaft, CDU) und Tobias Goldschmidt (Umwelt, Grüne) in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung. Mit rund 22.000 Jagdscheininhabern gehört Schleswig-Holstein bundesweit zur Spitzengruppe. „Zum Schutz der Wälder und unserer Kulturlandschaften und damit zum Erhalt der Artenvielfalt ist die Jagd unverzichtbar“, sagte Werner Schwarz bei der Vorstellung. Das dürfte die Jäger freuen, die viele Stunden im Jahr nicht nur mit dem Ansitzen, sondern auch mit Biotopmaßnahmen, Tierzählungen, Hege und Pflege verbringen.
Die aktuellen Strecken zeigten, so Schwarz weiter, dass die Jäger im Land ihre Aufgabe ernst nähmen und auch in besonderen Zeiten (Afrikanische Schweinepest) ihrem Auftrag zur Regulierung der Bestände nachgekommen seien. Bei nahezu allen Schalenwildarten sei die Jagdstatistik konstant hoch geblieben, so der Minister (Tabelle 1): „Ich begrüße es, dass sich auch immer mehr junge Menschen für diese anspruchsvolle Ausbildung begeistern können und somit einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der biologischen Vielfalt und des Naturhaushaltes leisten.“
Beurteilung der Jäger
Allein knapp 18.000 Jägerinnen und Jäger sind im Landesjagdverband organisiert. Für sie spricht Wolfgang Heins. Er ist der Präsident des Zusammenschlusses der regionalen Jäger und hat sich auf Nachfrage zum Jahresbericht 2022 zur biologischen Vielfalt wie folgt geäußert:
„Der Bericht macht deutlich: Die Jägerschaft leistet ihren Beitrag, sei es beim Umbau unserer Wälder oder der Reduzierung der Schwarzwildbestände im Hinblick auf die Prävention der Afrikanischen Schweinepest, aber auch beim Wolf, wenn es zu Problemen kommen sollte. Sorgen bereiten uns die Erkenntnisse über den Verlust von Naturräumen und damit einhergehende Problemen für wandernde Arten. Als Naturschutzverband werden wir den Schwerpunkt unserer Arbeit auf das Freihalten von Wanderkorridoren legen, um der genetischen Verarmung und damit dem Artensterben wirksam zu begegnen.“ Aus der Geschäftsstelle des Verbandes in Flintbek hieß es außerdem, dass es konsequent gedacht sei, dass Landwirtschafts- und Umweltministerium den Bericht gemeinsam veröffentlichten, denn das Thema lasse sich nur Hand in Hand angehen.
Große Teile des Berichtes gehen auf die Jagdausübungsberechtigten vor Ort zurück. Die Jäger sind es, die die Statistik jedes Jahr mit Zahlen füttern. Sie müssen einerseits das erlegte Wild melden (Wildnachweisung), und sie liefern andererseits im Auftrag des Wildtierkatasters Zahlen über das Vorkommen von Wildarten (Monitoring). Durch das Reviersystem liegen somit umfassende Angaben aus Schleswig-Holstein vor – von Flensburg bis Lauenburg und von Dithmarschen bis Fehmarn.
Zahlreiche Fachbeiträge
Neben statistischen Erhebungen beinhaltet der Jahresbericht auch unterschiedliche Fachbeiträge aus dem Jagdbereich zu jagdbarem und nicht jagdbarem Wild. So werden verschiedene Fragestellungen rund um das Rotwild behandelt. Um einer genetischen Verarmung dieser Tierart entgegenzuwirken, kommt der sinnvollen und realisierbaren Wiedervernetzung von Lebensräumen laut Bericht eine besondere Bedeutung zu. Ein Beispiel dafür sind Wildbrücken an der Autobahn (siehe Foto).
Darüber hinaus beinhaltet der Jahresbericht auch aktuelle Beiträge zu Brutvogelmonitoring, Bestandsentwicklungen von Gänsepopulationen, die Rote Liste der Brutvögel Schleswig-Holsteins, das Rotmilanprojekt und Einblicke in die Welt des Fischotters. Interessierte, die ins Detail gehen möchten, finden den Bericht auf der Internetseite des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz unter dem Schlagwort Jahresbericht zur biologischen Vielfalt. Dort sind auch die vergangenen Jahre einsehbar.
Wer etwas Zeit mitbringt und mehrere Berichte vergleicht, kann ablesen, wie sich das Wild über die Jahre entwickelt.
Sorge bereiten den Jägern unter anderem die Neozoen. Das sind Tierarten, die ursprünglich nicht bei uns zu Hause waren, hierzulande eingeschleppt worden sind und sich meist als Kulturfolger sehr stark ausbreiten. Beispiele dafür sind Marderhund und Waschbär. Sie mögen für den Laien putzig aussehen, gefährden jedoch den Bestand des heimischen Niederwildes.