Das abgeschlossene Wirtschaftsjahr war in der Ferkelerzeugung von großen ökonomischen Sorgen geprägt, was sich leider auch durch die Betriebszweigauswertungen nicht schönreden lässt. Wie auch die Maizählung 2022 des Statistikamtes Nord bestätigt, ist landesweit der Zuchtsauenbestand um 14,1 % gesunken. Für die Auswertung bedeutet dies, dass die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und die Schweinespezialberatung nur noch 50 Ferkelerzeuger mit angeschlossener Ferkelaufzucht auswerten konnten.
Erstmalig wurden die ökonomischen Zahlen netto ausgewertet, um die Vergleichbarkeit bei verschiedenen Steuermodellen aufrechtzuerhalten.
In der Geschichte der Schweinespezialberatung hat es noch nie einen so hohen monetären Verlust in der Ferkelerzeugung gegeben. Unter Berücksichtigung einer kalkulatorischen Vollkostenauswertung liegt im Mittel der Betriebe der Verlust bei minus 776 € je Sau und Jahr. Dies bedeutet bei einer durchschnittlichen Herdengröße von 334 Sauen je Betrieb, dass ein Ferkelerzeuger zirka 260.000 € Verlust in einem Jahr gemacht hat.
Die größten Kostensteigerungen gab es beim Futter sowie bei den Wasser- und Energiekosten, dem gegenüber stand ein niedriger Ferkelerlös (siehe Abbildung). Wo es ging, haben die Ferkelerzeuger gespart, aber die Möglichkeiten waren eingeschränkt. Als Direktkostenfreie Leistungen konnten im Mittel der Betriebe nur 21,50 € je Sau und Jahr erzielt werden (ohne Berücksichtigungen von Sonderzahlungen für Tierwohlleistungen). 86 % der Ferkelerzeuger kaufen hier das Futter zu. Durch den Verlauf der stark steigenden Futterkosten im vorigen Wirtschaftsjahr war der Zeitpunkt für den Abschluss der Kontrakte sehr entscheidend und hat unter anderem dazu geführt, dass bei den Direktkostenfreien Leistungen zwischen dem oberen (240 €) und unteren Viertel (–242 €) fast 500 € liegen.
Biologische Leistungen werden nachhaltiger
Im Gegenzug zu den ökonomischen Leistungen ist die Entwicklung der biologischen Leistungen viel erfreulicher. Ein wesentlicher Faktor der Nachhaltigkeit ist die Effizienz der eingesetzten Ressourcen, und in dieser Hinsicht konnten die Ferkelerzeuger einen großen Schritt weiterkommen. Im Schnitt wurden 0,3 Ferkel je Wurf mehr geboren und 0,5 Ferkel mehr abgesetzt. Das beinhaltet auch, dass trotz steigender genetischer Vielfalt bei den Sauen die Saugferkelverluste um 1,4 % reduziert werden konnten (siehe Tabelle 1). Auf Vaterseite gibt es 76 % Piétrain-Anpaarungen, und nur 12 % der Betriebe nehmen einen Duroc-Eber als Vater der Mastschweine.
Die Futterverwertung der Ferkel – berechnet aus der gesamten Ferkelfuttermenge durch den Ferkelzuwachs (Verkaufsgewicht minus 1,3 kg pauschales Geburtsgewicht) – hat sich von 1,46 auf 1,42 verbessert. Auch die Gesamtfuttermenge (Ferkel- plus Sauenfutter) je Kilogramm Ferkelzuwachs reduzierte sich von 2,92 auf 2,86. Damit konnte mit weniger Futter mehr Zuwachs generiert werden, was weniger Bedarf an Futterfläche nach sich zieht. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend halten kann.
In Tabelle 2 sind die biologischen Leistungen des oberen und unteren Viertels nebeneinander dargestellt. Eingeteilt wurden die Viertel nach den Direktkostenfreien Leistungen ohne Sonderzahlungen. Im oberen Viertel bringen schon die Jungsauen 0,5 mehr lebend geborene Ferkel je Wurf. Diese höhere Leistung zieht sich durch bis hin zu 1,8 mehr lebend geborenen Ferkel je Sau und Jahr. Durch deutlich niedrigere Ferkelverluste (–5 %) hat das obere Viertel sogar 3,5 Ferkel mehr im Jahr abgesetzt als das untere Viertel. In der Schlussfolgerung bedeutet es, dass gute ökonomische Leistungen auch gute biologische Leistungen bedingen. Allerdings stimmt der Umkehrschluss nicht. Gute biologische Leistungen bringen nicht zwangsläufig auch gute ökonomische Leistungen.
Unterschiedliche Kastrationsmethoden
Seit vergangenem Jahr werden die männlichen Ferkel unterschiedlich kastriert. In Deutschland stehen vier Methoden zur Verfügung: die Ebermast, die Impfung mit Improvac, die Kastration mit Injektionsnarkose und die Kastration mit Inhalationsnarkose. Durch die ungleiche Klassenbesetzung sind die Leistungen nach Kastrationsmethode in Tabelle 3 nicht direkt vergleichbar. Wenn weniger Betriebe in einer Klasse sind, ist der einzelne Betriebseffekt größer.
70 % der Betriebe kastrieren mit Isofluran und 22 % mit Ketamin und Azaperon. Die Injektionsnarkose nutzen eher die kleineren Betriebe mit durchschnittlich 203 Sauen im Bestand, und die Inhalationsnarkose nutzen eher die größeren Betriebe mit durchschnittlich 382 Sauen. Bei der Injektionsnarkose wird sichtbar, dass die Gefahr höherer Ferkelverluste gegeben ist und die Management-Herausforderungen dort größer sind.
Jeder professionelle Betrieb wirtschaftet in einem bestimmten Produktionsrhythmus. Damit wird unter anderem definiert, in welcher Regelmäßigkeit Betriebsabläufe wiederkehren, die Länge der Säugezeiten, die Anzahl der Sauengruppen und damit die Gruppengrößen, was dann die entsprechenden Stallstrukturen hergeben müssen. 18 % der Betriebe nutzen den Wochenrhythmus, doppelt so viel den Zweiwochenrhythmus, 26 % den Dreiwochenrhythmus und 12 % den Vierwochenrhythmus. Die Auswertungen zeigen, dass sowohl die biologischen als auch die ökonomischen Leistungen nicht vom Rhythmus abhängig sind. Der Rhythmus ist gut, wenn er zum Betrieb passt!
Fazit
Trotz schwerwiegender finanzieller Sorgen haben die Ferkelerzeuger die Herausforderung angenommen, die Betriebe nachhaltiger auszurichten, indem sie die Effizienz gesteigert haben. Der ausführliche Schweinereport kann Anfang 2023 auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer (www.lksh.de) oder der Schweinespezialberatung (www.ssbsh.de) eingesehen werden.
Auf dem Online-Schweinetag NordSüd am 31. Januar 2023 wird vormittags besprochen, wie den herrschenden produktionstechnischen und rechtlichen Herausforderungen begegnet werden kann. Programmdetails finden sich beim vlf, Fokus Tierwohl, oder der Schweinespezialberatung.