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EuroTier-Nachlese 2022

Schweine aktuell: Zahlreiche Innovationen für Tierhalter
Von Christian Meyer, Landwirtschaftskammer SH

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Aufgrund der Pandemie konnte die EuroTier 2021 nur über eine digitale interaktive Plattform stattfinden. In diesem Jahr öffnete sie in Hannover wieder ihre Tore – nach dem Motto: „Innovationen für die globale Tierhaltungsbranche“. Zu der größten Weltmesse dieser Branche waren 1.800 Aussteller aus 57 Ländern gekommen. In gewohnter präsenter Atmosphäre war der Besucherstrom größer als die Vorhersagen angedacht hatten.

In den vier Tagen kamen 106.000 Besucher zur EuroTier, aus insgesamt 141 Ländern. Für die Besucher selbst ist es wieder einmal ein Highlight gewesen, die Exponate in Augenschein nehmen zu können und, wenn möglich, direkt anzufassen.

Trotz der anhaltend katastrophalen Marktlage und der Preismisere, die für alle Schweinebetriebe existenzbedrohend ist, wurden die Foren zu den brisanten Themen gut besucht: von der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und dem Verbot der Fixierung über die Belegungsphase bis zu den Bewegungsbuchten im Abferkelstall. Aber auch weiterführende Informationen und Gespräche zur Haltung von Schweinen waren ein großer Bestandteil der Vorträge und Anfragen der Besucher. Von guter konventioneller Stallhaltung plus Außenausläufen für die Schweine über die normale Abferkelbucht hinaus bis zum Gruppensäugen mit Auslauf während der Laktationsphase war alles dabei. Einige Vorträge, die sich auf das Thema Einstreu konzentrierten, rundeten die Haltungsfragen ab. Selbstverständlich kamen die Themen um die Tiergesundheit und den Ringelschwanz in Bezug auf das Kupierverbot nicht zu kurz.

Untermauert wurden diese Themen mit den Programmen beziehungsweise Apps zum Livestock-Management. Managementprogramme für die Tiergesundheit sind nicht mehr wegzudenken. Aber: Der Mensch bleibt der Bediener der Technik!

Hochdruckreiniger mit heißem Wasser

Die Firma Stadiko präsentierte auf der EuroTier einen Hochdruckreiniger mit einer Heißwasserfunktion. Der Reiniger selbst benötigt einen Stromanschluss von 400 V und hat zum Beispiel einen Motor mit einer Kraft von 7,5 kW, um mindestens 25 l/min Wasser bei 150 bar durch die verschiedenen Reinigungslanzen einzuhalten. Die Heißwasseraufbereitung läuft über einen 90-kW-Heizöl-Durchlauferhitzer. Dieser braucht laut Firmenangabe 8 bis 9 l Heizöl pro aktiver Arbeitsstunde. Der geringe Stromverbrauch für die Heißwasserunterstützung wird von der 400-V-Zuleitung abgenommen und auf 200 V heruntergebrochen. Wenn die volle Wassermenge über die Reinigungslanzen nicht abgenommen werden kann, ist der Druckausgleich im unteren Rahmengestell des Hochdruckreinigers zu finden. Das gesamte Gerät steht auf Vollgummirädern, um ein Nachfüllen mit Luft zu vermeiden. Zudem ist die gesamte Hochdruck-Warmwassertechnik auf ein Gestell gebaut, um sie mit einer Palettengabel transportieren zu können.

Der Vorteil dieser Heißwasserreinigung liegt in der schnelleren Reinigungszeit, aber auch darin, den Keimdruck ab 30 °C und die desinfizierende Wirkung ab 60 °C zu erwirken. Das ersetzt kein Desinfektionsmittel, aber die Oberflächen können besser gereinigt und vordesinfiziert werden.

Der Heißwasser-Hochdruckreiniger von Stadiko ist fest auf einem Palettensystem montiert, um diesen auch mit vorhandener Großtechnik zu transportieren. Fotos: Christian Meyer

Wie funktioniert Cloud- Management?

Die Firma Prüllage Systeme verfolgt den Ansatz, alle Steuerungs- und Regelprozesse eines Stalls für Schwein und Huhn mit nur einem Regelsystem zu lösen. Die neue Steuerung Melarecon sorgt für das korrekte Klima, übernimmt das Füttern der Tiere, erfasst den Wasserverbrauch, steuert das Licht und kann noch vieles mehr. Die Ergebnisse der ablaufenden Prozesse können komfortabel über einen Touch-Bildschirm vor Ort eingesehen und die Anpassung von Einstellungen vorgenommen werden. Auch die Cloud-Plattform (SolidBlue) kann von jedem Endgerät Einsicht gewähren und Steuerung ermöglichen. Die Plattform bietet jedem Landwirt einen eigenen, separierten Speicher, um alle anfallenden Mess-, Verbrauchs- und Managementdaten dauerhaft zu sichern. Auch die Auswertung sämtlicher Daten erfolgt über dieselbe Plattform.

Entsprechende Schnittstellen, auch API genannt, ermöglichen die Anbindung weiterer Dienste. So können die Daten für den Mast- oder Sauenplaner bereitgestellt werden. Der Vorteil ­dieses Cloud-Management-Systems ist, dass kein Verlust von Daten entsteht – ob von Management- oder von Verbrauchsdaten. Wenn Fehler angezeigt werden, kann ein sofortiges Handeln von überall aus über einen Web-Browser gestartet werden. Nicht jedes Problem kann mit dem Cloud-Management behoben werden, aber die Aufmerksamkeit wird auf das Problem gelenkt.

Die Firma Prüllage zeigt auf der Bildschirmoberfläche des Cloud-Managements eine 3-D-Ansicht vom Stallinneren. Dort sind Sensoren installiert, die sich auf der Bildoberfläche widerspiegeln. Durch klassische Ampelzeichen kann ein schneller Überblick gegeben werden.

Das nützliche Eckenrad

Das Eckenrad mit dem Eigennamen pig-o-bello plus hat unter den Herstellern von Förderecken schon gewissen Neid aufgebaut. In einer Förderecke wird über ein Kugellager ein Eckenrad geführt. Die Eckenräder haben oftmals auch weitere Bezeichnungen wie Mitnehmerrad oder Umlenkrolle. In seltenen Ausführungen werden die Eckenräder über einen eigenen Motor angetrieben, den sogenannten Eckantrieb, der für Förderketten aber relativ selten genutzt wird und fast nur für kleine Förderkreise und wenig Füllleistung gedacht ist.

Das Eckenrad pig-o-bello plus von der Firma Witte Lastrup steht für Gründlichkeit und Sauberkeit in den Ecken der Förderanlagen und erhält daher den besonderen Eigennamen.

Der Aufbau des Eckenrades ähnelt dem Radaufbau eines Fahrrades. In der Mitte des Rades befinden sich das Kugellager mit oder ohne Antrieb, dann die Speichen, um den Druck zur außen liegenden Felge abzuhalten. In der automatisch drehenden Felge wird die Förderkette oder das Förderseil um die Ecke geführt.

Das Eckenrad wird mit einer entsprechenden Schutzkappe geschlossen. Nach außen sind die Ecken speziell abgedichtet, aber in den Innenräumen zwischen den Speichen kann es immer wieder zum Verfüllen der Zwischenräume kommen. Das Besondere an dem Eckantrieb der Firma Witte aus Lastrup ist die Verfüllung von Kunststoff zwischen den Speichen. Laut eigenen Angaben wird dadurch die Verschleppung von Futter zwischen den Speichen verhindert. Eine Ansammlung von Futterresten, die langfristig zur Schimmelpilzbildung führen, kann verhindert werden. Bei Stroh- beziehungsweise Heuanlagen werden die Fasern nicht mittig in die Eckenräder gezogen, und so wird verhindert, dass die Ecken verstopfen. Der Transportfluss wird leichter, da die Ketten im Innenraum leer bleiben.

Selbstfangsystem in der Abferkelbucht

Der neuartige Selbstfang-Ferkelschutzkorb der Firma Big Dutchman ermöglicht den Ferkel führenden Sauen einen Rückzug in die Abferkelbucht.

Die Firma Big Dutchman hat die Abferkelbucht für ihr Gruppenhaltungssystem Agilo der Ferkel führenden Sauen weiterentwickelt. Der Ferkelschutzkorb in der Abferkelbucht ist mit einer Selbstfangfunktion ausgerüstet. Durch den neuen Selbstfangmechanismus schließen sich die rückwärtigen Türen des Schutzkorbes, sobald eine Sau den Stand betritt. Für weitere Sauen ist dann das Betreten des Ferkelschutzkorbes beziehungsweise der Bucht nicht möglich. So kann die Sau im Ferkelschutzkorb, wenn sie möchte, ungestört die Ferkel säugen, ruhen oder Futter aufnehmen. Selbstverständlich kann die Sau den Ferkelschutzkorb jederzeit wieder verlassen, um in den aktiven Bereich der Ferkel führenden Sauen zu gelangen.

Das vordere Bedienelement des neuartigen Ferkelschutzkorbes besteht aus zwei schmalen Türen, die über eine Kupplung mit den jeweiligen hinteren Türen verbunden sind. Im geöffneten Zustand stehen die vorderen Türen in den Schutzkorb hinein und werden durch eine eintretende Sau einfach an die Seitenteile des Ferkelschutzkorbes geschoben. Die hinteren Türelemente schließen dann automatisch, und die Sau steht geschützt im Ferkelschutzkorb. Durch eine zentrale Funktion lassen sich alle Ferkelschutzkörbe nach Betreten der Sauen automatisch schließen und wieder öffnen, sodass die Sauen den Bewegungsbereich aufsuchen können.

Trennung von Kot und Harn

Vor einigen Jahren waren die ersten Schieberanlagen unter den Schweinespalten zu finden. Auch am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp wurde 2006 eine Mist-Schieberanlage unter den Spalten im Wartestall eingebaut. Auf der jetzigen EuroTier hat die Firma Kari eine weiterentwickelte Ausführung, eine sogenannte Kot-Harn-Trennung, vorgestellt.

Ein Güllekanal muss gebaut werden, um eine kleine Menge Gülle im Kanal zu lagern und dadurch auch eine Fließfähigkeit der Gülle zu erreichen. Durch die Fließfähigkeit kann die Gülle aus dem Stall über Schieber oder Stöpsel abgelassen werden.

Bei einer Schleppentmistung mit oder ohne Kot-Harn-Trennung kann unter den Spalten eine Fläche als Funktionsboden ausgearbeitet werden. Der Funktionsboden ist gleichzusetzen mit dem bei den alten Handentmistungssystemen: Auf dem leichten Schrägboden in Richtung Jaucherinne wurde zweimal täglich mit Forke und Schaufel der Mist auf die Schubkarre geladen und auf den Misthaufen gebracht. Die Flüssigkeit wurde von den Tieren durch Rinnen abgeführt und lief in die Jauchegrube.

Genau dieses Verfahren wird durch die Kot-Harn-Trennung ersetzt beziehungsweise abgelöst. Unter den einzelnen Spaltenbereichen befinden sich Funktionsböden. Früher waren es Kanäle, die bei diesem System nicht mehr gebraucht werden. Der Funktionsboden hat in der Mitte eine tie­fergelegte Abflussrinne. Die Seitenflächen haben eine mindestens 2%ige Neigung zur Rinne. Der darüberlaufende Schieber nimmt Flüssigkeit über einen Löffel mit und gewährt dadurch die Kot-Harn-Trennung. Der große Vorteil der Kot-Harn-Trennung liegt in den geringeren Emissionen. Es liegen viele Forschungsergebnisse weltweit und auch in Deutschland vor und werden im kommenden Jahr publiziert. Dieses Thema ist spannend – auch im Hinblick auf Stall-Außenausläufe. Die Anerkennung der Höhe der Emissionsminderung muss über die TA-Luft noch bestätigt werden.

Die Firma Kari kann bereits praktische Erfahrungen mit dem Einbau von Kot-Harn-Trennungen in Schweinestallungen vorweisen; erste gute Ergebnisse konnten gesammelt werden.

Fazit

Viele Firmen haben ihre Produkte für die Schweinehaltung neu- oder weiterentwickelt und auf der EuroTier 2022 zeigen können. Die Investitionsbereitschaft in der Schweinehaltung ist aufgrund der schlechten Preise gering. Die Erzeugerpreise müssen steigen, damit Entwicklungsschritte in der Schweinehaltung auch gemacht werden können. Viele Aussteller nutzen jetzt die Chance, ihre Produkte von der EuroTier 2022 in der Bau- und Energielehrschau am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp zu präsentieren. Aber auch neu- und weiterentwickelte Produkte werden wieder am Versuchsstandort im Praxisstall eingebaut und erprobt. Die Erkenntnisse werden dann in Veröffentlichungen, in die Beratung und andere Veranstaltungen einfließen.

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