Die Kurse für Erdgas sind am europäischen Spotmarkt zuletzt deutlich gefallen. Der TTF-Gaspreis ist Ende voriger Woche auf 142 €/ MWh gefallen. Der Spitzenwert lag noch im August bei 350 €/ MWh. Vor dem Kriegsbeginn in der Ukraine lag der Kurs bei etwa 70 €/ MWh. Trotz des aktuellen Rückgangs liegt der aktuelle Kurs am Gasmarkt somit noch dreimal so hoch wie im Vorjahr. Der aktuelle Terminmarktkurs nähert sich somit dem Niveau, bei dem die Gaspreise zukünftig gedeckelt werden sollen, nämlich 12 ct/kWh. Als Gründe für den Preisrückgang werden der hohe Speicherstand, das milde Wetter und Einsparungen der Verbraucher angeführt. Aber auch die Gaspreisbremse der Bundesregierung und ein geplanter dynamischer Gaspreisdeckel der EU könnten sich preisdämpfend auswirken.
EU-Gaspreisdeckel
Vor allem die Pläne aus Brüssel werden aktuell lebhaft diskutiert. Die EU-Kommission hat einen Entwurf vorgelegt, mit dem man zu hohe Ausschläge am TTF-Energiemarkt verhindern möchte. Ziel soll sein, extreme Ausschläge der Gaspreise sowie Spekulationsgeschäfte zu vermeiden. Damit soll verhindert werden, dass Mitgliedstaaten Schwierigkeiten bei der Gasversorgung bekommen. Die EU-Kommission plant außerdem die Einführung von Instrumenten, welche die Bereitschaft fördern sollen, Gaslieferungen über den Terminmarkt abzusichern. Dies zeigt die wichtige Aufgabe dieser Instrumente. Denn gerade die Lieferanten, die ihre Lieferverpflichtungen am Terminmarkt vor der Krise abgesichert hatten, konnten ihre Lieferverpflichtungen zum vereinbarten Preis einhalten. Andere Anbieter, die aus Kostengründen darauf verzichtet haben, stecken jetzt in der Krise. Diese konnten lange sehr günstige Preise anbieten, da man die Ware am Spotmarkt zu den damals günstigen Kursen eingekauft und auf eine teure Absicherung verzichtet hat. Nun haben sie sich „verzockt“, da sie jetzt Lieferverpflichtungen erfüllen müssen und sich die Kurse am Spotmarkt vervielfacht haben. Unter ihnen sind sehr große Erdgas-Importeure und viele kommunale Versorger. Viele Verbraucher sind verärgert darüber, dass jetzt die Allgemeinheit dafür einspringen muss, diese Unternehmen zu retten. Um ein Gegengewicht zu den alternativen Gaslieferanten zu bieten, plant die EU zudem eine gemeinsame Einkaufsplattform. Diese soll auch das Auffüllen der Gasspeicher koordinieren. Dennoch bleibt der Preisspielraum nach unten begrenzt. Die Preise sind nicht nur durch Spekulationen gestiegen, sondern durch das begrenzte Angebot. Die beiden Nordstream-Leitungen sind durch Sabotage zerstört worden. Damit entfällt der direkte Weg für günstiges Gas. Der europäische Markt ist auf lange Sicht knapp versorgt. Die Preise für LNG-Gas aus den USA, Norwegen oder Katar sind sehr hoch. In Deutschland sind die LNG-Terminals erst im Bau. Damit bleibt die Lage angespannt, eine Verschärfung ist nicht ausgeschlossen. Trotz der geplanten Maßnahmen muss auch weiterhin mit hohen Erdgaspreisen für den Endkunden gerechnet werden. Der sicherste Weg, Geld zu sparen, bleibt somit, den Gasverbrauch so weit wie möglich zu beschränken.
Warten auf die Strompreisbremse
Die Stromnotierungen sind am Terminmarkt zuletzt ebenfalls gesunken, auch als Folge der reduzierten Erdgasnotierungen und der Verlängerung der Laufzeiten einiger Kernkraftwerke. Doch eine Entwarnung ist nicht in Sicht. Strom wird knapp bleiben. Als zweiter Teil des von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigten „Doppelwumms“ sollen auch die Strompreise für die Verbraucher gedeckelt werden. Konkrete Inhalte der Strompreisbremse liegen jedoch noch nicht vor. Es wird erwartet, dass Privathaushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen eine Basisversorgung zu gedeckelten Preisen nutzen sollen. Wie hoch dieser Basisverbrauch ausfallen soll, wurde aber noch nicht gesagt. Für größere Unternehmen solle ein „spezifischer Basisverbrauch verbilligt“ werden, heißt es in einem Papier der Bundesregierung. Wenn diese Grundlast überschritten worden ist, soll der (derzeit hohe) Marktpreis greifen. Damit will man Anreize zur Einsparung setzen. Zur Finanzierung der Strompreisbremse sollen auch Zufallsgewinne von Stromproduzenten abgeschöpft werden, die derzeit wegen des beträchtlichen Strompreises hohe Zusatzgewinne einfahren.
Marktlage für die Woche vom 17. bis 23.10.2022
Getreide: Nach dem vorangegangenen Preisanstieg sind die Matif-Weizenkurse in der letzten Woche wieder gefallen.
Raps: Auch die Matif-Rapskurse haben im Wochenverlauf nachgegeben. Der schwache Sojamarkt zeigt hier Wirkung.
Futtermittel: Die US-Sojaernte kommt gut voran und übertrifft die Erwartungen. Hierzulande bleibt Sojaschrot vorerst noch teuer.
Kartoffeln: Die Ernte der Speiseware konnte größtenteils beendet werden. Die Einlagerung verringert das aktuelle Angebot.
Schlachtrinder: Die Kurse für Schlachtkühe gaben in der Vorwoche nochmals nach. Die Jungbullenkurse blieben stabil.
Schlachtschweine/-sauen: Bislang konnte sich der Basispreis behaupten, obwohl die Schlachter den Druck erhöht haben.
Ferkel: Entsprechend der Entwicklung am Schweinemarkt blieben die Ferkelkurse unverändert. Die Nachfrage reicht bislang aus.
Milch: Die sehr hohen Milchpreise haben die Produktion wenig steigen lassen. Weiterhin kann die Nachfrage kaum bedient werden.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Schlachtlämmerkurse sind nochmals reduziert worden. Günstige Importe aus England erhöhen den Preisdruck.
Markttendenz für die Woche vom 24. bis 30.10.2022
Getreide: Derzeit hängt viel davon ab, ob Russland den Weizen-Transportkorridor durch das Schwarze Meer weiter offen hält.
Raps: Die reduzierten Rohölkurse belasten den Rapshandel. Die kanadische Rapsernte steht vor dem Abschluss.
Futtermittel: Rapsschrot ist zuletzt deutlich im Preis gestiegen. Durch den schwachen Euro sind Importe sehr teuer.
Kartoffeln: Die Nachfrage im LEH hat sich leicht belebt. Die Forderungen für erste ausgelagerte Ware wurden erhöht.
Schlachtrinder: In der laufenden Woche werden für Jungbullen vereinzelt Aufschläge gezahlt. Das Angebot reicht nicht immer aus.
Schlachtschweine/-sauen: Die Schlachter bekräftigen ihre Forderungen durch Hauspreise und reduzierte Schlachtungen.
Ferkel: Die Nachfrage bleibt verhalten. Das Angebot an freien Ferkeln steigt wieder an, die Nachfrage tendiert schwächer.
Milch: Der Preisanstieg hat sich für viele Produkte nicht weiter fortgesetzt. Die Kurse für Spot-Milch tendieren wieder schwächer.
Schlachtlämmer/-schafe: Weitere Preisabschläge sind möglich. Die Schlachter reduzieren die Stückzahlen.