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Schweineproduktion EU-weit auf dem Rückzug

In Deutschland produzierten die Schlachtbetriebe zehn Prozent weniger Fleisch
Von Mechthilde-Becker Weigel
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank im ersten Halbjahr 2022 die Zahl der Schlachtschweine in Deutschland um 9 % auf 23,781 Millionen Stück. Foto: Agrar-Press

Im ersten Halbjahr 2022 wurden in der EU fast vier Millionen Schweine weniger als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Die Schweinefleischerzeugung sank um rund 3 %. Die deutschen Schlachtbetriebe produzieren ein Zehntel weniger Fleisch, starke Einbußen verzeichneten auch Belgien und Polen. Das Wachstum in Spanien lässt deutlich nach. Folge der Teuerungen bei den Futtermitteln waren auch rückläufige Schlachtgewichte.

Niedrige Erzeugerpreise bei gleichzeitig hohen Futterkosten haben bereits zum Jahreswechsel 2021/22 sinkende Schweinebestände in der Europäischen Union zur Folge gehabt; dies macht sich nun auch immer stärker in der Verarbeitung bemerkbar. Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) kamen im ersten Halbjahr 2022 in den meldepflichtigen Schlachtbetrieben der Gemeinschaft insgesamt 120,15 Millionen Schweine an die Haken; das waren 3,88 Millionen Tiere oder 3,1 % weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Noch etwas stärker ging die Schweinefleischerzeugung zurück, weil die Tiere bei hohen Futterkosten meist mit einem geringeren Gewicht als üblich in die Schlachthäuser geliefert wurden. Insgesamt 11,33 Mio. t Schweinefleisch wurden in der ersten Jahreshälfte 2022 in den 27 Mitgliedstaaten produziert, was im Vorjahresvergleich einem Rückgang von gut 455.000 t beziehungsweise 3,9 % entsprach.

Langjähriger Tiefstand in Deutschland

Ergebnisse der einzelnen Länder zeigen für Juli, dass sich der Rückgang der Schlachtungen fortgesetzt und teilweise noch verstärkt hat, wozu auch die europaweite Hitzewelle beitrug. Aktuelle Daten zur Entwicklung des Schweinebestandes, der im Mai beziehungsweise Juni weiter verringert wurden, lassen ein im Vorjahresvergleich deutlich kleineres Schlachtschweineangebot für das restliche Jahr erwarten. In ihrer jüngsten Prognose ging die Brüsseler Kommission im Sommer davon aus, dass die EU-Schweinefleischerzeugung 2022 mit rund 22,5 Mio. t das Vorjahresniveau um 1,1 Mio. t oder 4,7 % verfehlen wird. Es dürfte das kleinste Aufkommen seit 2014 werden.

Einen wesentlichen Beitrag zum Rückgang der EU-Schweineschlachtungen und -Fleischerzeugung leistet Deutschland. Eurostat zufolge nahm das Schlachtaufkommen hierzulande im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2021 um 2,33 Millionen oder 8,9 % auf 23,78 Millionen Stück ab. Neben den insgesamt kleineren Tierbeständen auf immer weniger Schweine haltenden Betrieben sorgte auch der schwächere Import von Auslandsferkeln zur Mast in Deutschland für das deutlich kleinere Schlachtviehangebot. Zudem verringerten sich die durchschnittlichen Schlachtgewichte gegenüber der Vorjahresperiode um rund 1,2 kg auf 95,5 kg, was letztlich zu einer um 10,1 % auf 2,27 Mio. t gesunkenen Schweinefleischerzeugung führte. Es zeichnet sich ab, dass die in den deutschen Schlachtunternehmen produzierte Menge an Schweinefleisch 2022 die geringste seit mehr als 15 Jahren sein wird.

Lediglich in zwei EU-Staaten nahm von Januar bis Juni 2022 die Schweinefleischerzeugung noch stärker ab als im Bundesgebiet; das waren die Slowakei mit einem Minus von 12,1 % sowie Rumänien mit 18 %. Auch in anderen Schweinehochburgen der EU bekamen die Schlachtunternehmen spürbar weniger Tiere für die Verarbeitung angeliefert. So wurden in Polen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 mit 9,75 Millionen Schweinen 863.000 beziehungsweise 8,1 % weniger verarbeitet, und in Belgien verringerte sich das Aufkommen um 456.000 Stück oder 7,9 % auf 5,31 Millionen. Für Österreich wurde ein Rückgang von 3,6 % auf 2,47 Millionen geschlachteter Tiere gemeldet. In Frankreich und den Niederlanden gingen die Schlachtzahlen dagegen unterdurchschnittlich stark zurück.

Produktionsanstieg in Spanien verlangsamt

In sieben EU-Staaten wurden entgegen dem negativen EU-Trend jedoch im ersten Halbjahr 2022 mehr Schweine als in der Vorjahresperiode geschlachtet. Dazu zählte auch das größte Erzeugungsland Spanien, wo das Wachstum mit 1,1 % auf 29,05 Millionen Tiere jedoch deutlich unter dem früherer Jahre blieb. Die Schweinefleischerzeugung der Iberer nahm aber wegen zunächst höherer Schlachtgewichte gegenüber den ersten sechs Monaten 2021 noch um 1,6 % auf fast 2,64 Mio. t zu. Seit Juni werden auch in Spanien weniger Schweine als im Vorjahr an die Schlachthöfe geliefert. Die Schlachtgewichte der Tiere weisen in diesem Sommer das niedrigste Niveau seit Jahren auf.

Neben gewissen Tiergesundheitsproblemen geht der steile Anstieg der Futterkosten auch an den spanischen Erzeugern nicht spurlos vorbei, sie treten auf die Bremse.Zudem belastet der starke Rückgang der Schweinefleischexporte um rund 60 % nach China die spanische Schweinebranche, das Land ist Hauptlieferant für die Volksrepublik. Zu den weiteren EU-Mitgliedstaaten mit einer zunehmenden Schweinefleischerzeugung im Betrachtungszeitraum zählten ansonsten nur Länder mit relativ kleinen Schweinebeständen wie Estland, Lettland, Luxemburg, Griechenland, Bulgarien und Irland. age

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