Die Schlachtzahlen gehen nach unten, der Erzeugerpreis steigt an. Auf diese Entwicklung haben die hiesigen Schweinemäster seit Monaten gewartet. Während sonst zu dieser Jahreszeit über 800.000 Schweine wöchentlich in Deutschland geschlachtet werden, sind zuletzt nur knapp über 700.000 angeliefert worden. Im laufenden Jahr wurden 7,7 % weniger Schweine in Deutschland vermarktet als im Vorjahreszeitraum. Dieser Trend sollte sich im weiteren Jahresverlauf verstärken, da sich jetzt die rückläufigen Sauenbestände bemerkbar machen. Die Fleischgeschäfte haben sich nach dem Ende der Sommerferien etwas belebt. Dies wird durch die weiterhin sommerliche Witterung unterstützt, die eine erhöhte Grillfleischnachfrage zur Folge hat. Der Vereinigungspreis erhöhte sich am 24. August um 5 ct auf 2,05 €/ IP. Auch die Notierung für Schlachtsauen stieg um 7 ct auf 1,18 €/kg SG. Dieser Preisanstieg wird jedoch hauptsächlich durch das knappe Lebendangebot gesteuert. Die Schlachtbetriebe haben Schwierigkeiten, die Kapazitäten auszunutzen, und liefern sich einen regen Wettbewerb um das Angebot. Die Kurse im Fleischverkauf lassen sich dagegen nur zögernd nach oben anpassen.
Zwei-Euro-Marke überschritten
Der Anstieg der Schweinekurse über die wichtige 2-€-Marke sorgt bei vielen Schweinehaltern für etwas Erleichterung. Zuletzt wurde dieses Preisniveau zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 erzielt. Da jedoch derzeit die Kurse für Mastferkel steigen und auch die Forderungen für Schweinemischfutter nur langsam nachgeben, sind eigentlich weitere Preisaufschläge bis zur Vollkostendeckung in der Schweinehaltung notwendig. Die reduzierten Sauenbestände können die mittlerweile wieder rege Ferkelnachfrage kaum bedienen. Die Ferkelkurse sind seit Anfang August bereits um 10 € pro Tier erhöht worden und werden wohl auch weiterhin steigen. Diese Preisaufschläge werden von den Sauenhaltern dringend benötigt. Auch die Kurse für Importferkel aus Dänemark und den Niederlanden steigen weiter an. Im Mischfutterbereich gibt es Preisabschläge durch die nach der Ernte gefallenen Preise für Futtergetreide. Die Forderungen für Komponenten wie Sojaschrot bleiben dagegen recht hoch. Aktuell liegen die Forderungen für Schweinemischfutter noch 40 % über dem Vorjahrespreis. Auch die hohen Energiepreise mindern die Wirtschaftlichkeit in der Schweinehaltung.
In der Schweinehaltung blickt man auf eine schwierige Zeit zurück. Die coronabedingt niedrigen Erlöse, hohe Futterkosten und die anhaltenden Probleme durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) haben die Einstallungsbereitschaft in den vergangenen Monaten deutlich verringert. Viele Betriebe haben die Schweinehaltung vollständig aufgegeben oder die Mastställe vorübergehend nicht wieder neu belegt. Damit wird auch weiterhin mit einem knapp ausreichenden Schlachtschweineangebot gerechnet. Dazu kommen die hohen Temperaturen der vergangenen Wochen, die die Zunahmen in der Schweinemast verringert haben. Problematisch bleibt dagegen die Lage in den von der ASP betroffenen Gebieten in Niedersachsen. Schlachtreife Schweine aus dem Kreis Emsland und der Grafschaft Bentheim finden nur zögernd Abnehmer. Auch Corona bleibt ein Thema. Immer wieder gibt es Meldungen von Schlacht- oder Zerlegebetrieben, die nur eingeschränkt arbeiten können, da durch Erkrankungen Teile der Belegschaft fehlen.
Weiterhin rege Nachfrage?
Auf der Nachfrageseite sorgt der Grillfleischbedarf für einen stetigen Absatz. Dazu kommt, dass der Außer-Haus-Verzehr derzeit nicht durch Corona-Auflagen behindert wird. Auf Stadtfesten und bei Sportveranstaltungen (Fußball-Bundesliga) werden wieder Bratwürste verkauft. Während der Export nach China weiterhin stockt, gibt es Chancen auf Lieferungen in andere Länder wie zum Beispiel nach Südkorea. Somit zeigt sich der Schweinefleischabsatz insgesamt belebt. Dies auch vor dem Hintergrund, dass hierzulande durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten preiswerte Fleischartikel gefragt sind. Mit Blick auf die kommenden Wochen rechnet man allgemein mit stabilen ansteigenden Preisentwicklungen im Handel mit Schweinefleisch, die auch den Lebendhandel positiv beeinflussen sollten.
Marktlage für die Woche vom 29.8. bis 4.9.2022
Getreide: Die jüngste Preisschwäche scheint überwunden, die Kurse tendieren wieder fester.
Raps: Gute Canola-Ernteergebnisse aus Kanada sorgen auch in Europa für schwächere Rapskurse.
Futtermittel: Die US-Sojakurse schwanken auf weiter relativ hohem Niveau. Sojaschrot bleibt vergleichsweise teuer. Der schwache Eurokurs sorgt für hohe Importpreise.
Kartoffeln: Regional erleichtern Regenfälle die Rodungen. Das Angebot hat zugenommen, die Preise geben nach.
Schlachtrinder: In der Vorwoche konnten sich die Kurse für Jungbullen und Färsen behaupten.
Schlachtschweine/-sauen: Hohe Temperaturen und reduzierte Anlieferungen haben den Schweinekurs nochmals erhöht.
Ferkel: Die Ferkelpreise steigen mit den Preisaufschlägen am Schweinemarkt. Das Angebot ist begrenzt.
Milch: Nach längerem Preisrückgang ziehen die EEX-Magermilchpulvekurse wieder an. Auch die Butterkurse steigen.
Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot nimmt laufend zu, da die abgesetzten Lämmer vermarktet werden. Der Preisdruck nimmt zu.
Markttendenz für die Woche vom 5. bis 11.9.2022
Getreide: Reduzierte Erntemengen in der Ukraine, Russland und China und die schwache EU-Maisernte sorgen für stabile Kurse.
Raps: Die hohen Erntemengen in Deutschland und Europa sowie der schwache Sojakurs sorgen für Preisdruck bei Raps.
Futtermittel: Zum Monatswechsel werden die Forderungen für Mischfutter etwas reduziert. Der Spielraum ist jedoch gering.
Kartoffeln: Auch wenn viele Partien erst eingelagert werden, wird mit einem zunehmenden Angebot und Preisdruck gerechnet.
Schlachtrinder: Das Angebot steigt an. Weitere Preisaufschläge bleiben aus. Bei den Schlachtkühen nimmt der Preisdruck zu.
Schlachtschweine/-sauen: Günstiges Schweinefleisch ist wieder gefragt. Im Fleischgeschäft steigen die Preise jedoch nur zögernd.
Ferkel: Viele Ställe werden wieder in Betrieb genommen. Auch die Kurse für Importferkel steigen an.
Milch: Es wird weiterhin mit einem knapp versorgten Milchmarkt gerechnet. Dies gilt auch weltweit.
Schlachtlämmer/-schafe: Das hiesige Angebot wird durch günstige Lammfleischimporte aus Irland ergänzt.