Die Getreideexporte der Ukraine dürften im August eine Gesamtmenge von rund 4 Mio. t erreichen. Davon geht der stellvertretende Vorsitzende des ukrainischen Agrarrats, Denys Martschuk, aus. Gegenüber der Nachrichtenagentur Ukrinform erklärte Martschuk, die Ukraine müsste ihre Getreideausfuhren auf 5 Mio. t bis 6 Mio. t pro Monat erhöhen, um wieder die Vorkriegsmenge zu erreichen. Dazu müssten allerdings monatlich 80 bis 100 Schiffe die Schwarzmeerhäfen des Landes anlaufen.
Im Juli hatte die Ukraine eine Gesamtmenge von 2,66 Mio. t an Getreide, Hülsenfrüchten sowie Ölfrüchten und deren Verarbeitungsprodukten exportiert; das waren 23 % mehr als im Monat davor. Im März kurz nach Kriegsbeginn waren nur 200.000 t Getreide ausgeführt worden. Anfang August waren mit der offiziellen Freigabe der ukrainischen Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Pivdennyj die Exportaktivitäten der Ukraine wieder in Gang gekommen. Von Regierungsseite wurde das Ziel ausgegeben, monatlich bis zu 3 Mio. t Getreide umzuschlagen. Der Vorsitzende des ukrainischen Agrarrats, Andriy Dykun, wies darauf hin, dass seit dem Ende der russischen Seeblockade bereits 33 Schiffe mit etwa 720.000 t an Agrarprodukten an Bord aus den Schwarzmeerhäfen ausgelaufen seien; weitere 18 Schiffe seien beladen und stünden zum Auslaufen bereit. Je länger die Getreideexporte ohne Zwischenfälle über den „grünen Korridor“ verliefen, desto mehr Reeder würden ukrainische Häfen anlaufen, erklärte Dykun. Mit den steigenden Ausfuhren kämen wieder Devisen ins Land, und die Landwirte könnten die neue Ernte und Altbestände verkaufen. Damit würden die Grundlagen für die Aussaat im kommenden Frühjahr gelegt.
Nach Angaben des Ukrainischen Getreideverbandes (UGA) liegen die Preise für Weizen in den Häfen von Odessa, Tschornomorsk und Pivdennyj derzeit bei etwa 190 US-$/t (190 €) bis 205 US-$/t (205 €). Das entspreche dem Preisniveau in den Donauhäfen, sei aber für die Landwirte angesichts der niedrigeren Transportkosten vorteilhafter.
Alternativrouten gesucht
Trotz der Öffnung der Schwarzmeerrouten für die Getreideexporte wird weiter an Alternativrouten über Land gearbeitet. Vorige Woche erreichte ein erster Zug mit rund 1.200 t Mais aus der Ukraine das Getreideterminal Rostock (GTR). Der Futtermais war an der ukrainisch-polnischen Grenze umgeladen und dann von der DB Cargo über Polen nach Rostock gebracht worden. Künftig soll vom Rostocker Hafen aus ukrainisches Getreide weltweit exportiert werden.
Unterdessen korrigierte der Getreideverband UGA seine Schätzung für die diesjährige Getreide- und Ölsaatenernte nach unten. Der Verband geht aktuell von einem Aufkommen in Höhe von insgesamt 64,5 Mio. t aus; das sind 4,9 Mio. t weniger als bei der Prognose Anfang Juli. Zur Begründung führt der Verband an, dass die Anbaufläche um 1 Mio. ha auf 18 Mio. ha verkleinert worden sei und die Ernte weiter durch Kriegshandlungen behindert werde. Für die ukrainischen Exporte an Getreide und Ölsaaten peilt der Verband für 2022/23 jetzt eine Gesamtmenge von 32,8 Mio. t an, nach 48,5 Mio. t im vergangenen Vermarktungsjahr. Dafür müssten allerdings der Seeweg für die Ausfuhr erhalten bleiben und die Kapazitäten der ukrainischen Grenzübergänge erweitert werden. Die Weizenernte wird vom Getreideverband jetzt bei 19 Mio. t gesehen, 14 Mio. t weniger als 2021. Wegen der noch großen Bestände aus der Vorjahresernte wird für das Wirtschaftsjahr 2022/23 mit Weizenausfuhren von etwa 10 Mio. t gerechnet.
Kleinere Körnermaisernte
Die zu erwartende Körnermaisernte beziffert der Verband auf 24 Mio. t; bei der vorherigen Schätzung waren es 27,3 Mio. t (Vorjahr 37,6 Mio. t). Das aktuelle Ausfuhrpotenzial für Körnermais beziffert der UGA ebenfalls auf etwa 10 Mio. t. Unverändert zur Juli-Prognose wird die Sonnenblumenernte bei 9 Mio. t gesehen. In den Export könnten rund 6 Mio. t Sonnenblumenkerne gehen, wovon allerdings 5,8 Mio. t aus Vorjahresbeständen stammen sollen. Die Verarbeitung der Sonnenblumensaat zu Öl dürfte sich auf 7 Mio. t belaufen (Vorjahr 10 Mio. t).
Die Rapsernte wird mit 3 Mio. t erwartet. Die Rapsausfuhren im Wirtschaftsjahr 2022/23 werden auf 2,8 Mio. t geschätzt. Für Sojabohnen rechnet der UGA mit einem Aufkommen von 2,2 Mio. t; rund 1,8 Mio. t könnten in den Export gehen. age
Knapp unterdurchschnittliche Kartoffelernte erwartet
Das diesjährige Kartoffelaufkommen in der Bundesrepublik wird nach Einschätzung der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) wegen der lang anhaltenden Hitze und Trockenheit knapp unterdurchschnittlich ausfallen. Wie der Unika-Vorstandsvorsitzende Olaf Feuerborn vorige Woche in Berlin berichtete, wurden während der am 10. August beendeten Frühkartoffelsaison aber gute Qualitäten gerodet. Diese positive Tendenz setze sich in der laufenden Haupternte fort. „Auf vielen Flächen ist die Ernte gar nicht möglich, da die Knollen bei diesen heißen und trocknen Wetterbedingungen unter Stress leiden und sehr beschädigungsempfindlich sind“, erklärte Feuerborn. Deshalb müsse dort in den Morgen- und Abendstunden geerntet und, wo möglich, vorher beregnet werden.
Die Pflanzbedingungen im Frühjahr 2022 waren überwiegend gut. Regional gab es Frost und Schnee nach der Pflanzung sowie vereinzelt starke Niederschläge. Die Bestände seien meist gut aufgelaufen und hätten überwiegend ordentliche Knollen angesetzt. Der Sommer ist bislang zu trocken mit der Folge von Trockenschäden in nicht beregneten Kartoffelbeständen. Derweil macht sich auch in beregneten Beständen Hitzestress bemerkbar und die Pflanzen reifen auch dort früh ab. age