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Saugferkelbeifütterung mit der Lax Milk Bar

Schweine aktuell: Ferkelverluste vermindern und die Sau entlasten
Von Prof. Martin Ziron, FH Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft
Mit der Saugferkelbeifütterung lassen sich die Ferkelverluste vermindern, Gewichte steigern und die Sau entlasten. Foto: Prof. Martin Ziron

Durch die Entwicklung der Fruchtbarkeitsleistung bei den Sauen ist die Anzahl der lebend geborenen Ferkel je Sau immer weiter gestiegen und liegt momentan im Mittel bei 14 bis 16 Ferkeln, auf einzelnen Betrieben sogar bei 18 Ferkeln und mehr. Allerdings führt diese hohe Reproduktionsleistung auch zu Problemen, denn je größer der Wurf ist, desto geringer sind die Geburtsgewichte der Ferkel, und die ausreichende Versorgung mit Milch ist nicht mehr gewährleistet, da nicht mehr genügend Zitzen für die Ferkel zur Verfügung stehen. Auch die Milchleistung der Muttersauen ist begrenzt. Wie das zu managen ist, schildert der folgende Beitrag.

Kompensiert werden kann dies durch Ammensauen. Stehen Schlachtsauen zur Verfügung, können diese dazu genutzt werden – ist dies nicht der Fall, müssen Sauen aus dem Bestand dazugenommen werden, welche dann aus der bestehenden Sauengruppe ausscheiden und in die nachfolgende Gruppe integriert werden müssen. Ein weiteres Problem dabei ist die Blockierung der Abferkelplätze, wenn keine zusätzlichen Abferkelbuchten dafür zur Verfügung stehen.

Aufgrund dieser Problematik kommt dem Verfahren einer zusätzlichen Beifütterung der Saugferkel eine immer größere Bedeutung zu. Ziel ist es, dadurch Ferkelverluste zu vermindern, die Gewichtszunahme zu steigern und zur gleichen Zeit die Sau zu entlasten.

Aktuell bestehen die folgenden Möglichkeiten einer Beifütterung der Saugferkel (Auszüge aus dem DLG-Merkblatt zur Saugferkelbeifütterung; im Druck):

stationäre Systeme zur Beifütterung von Ferkeln auf Ventilbasis
stationäre Systeme zur Beifütterung von Ferkeln auf Cup-Basis
separate stationäre Beifütterungssysteme ohne Sau
mobile Beifütterungssysteme mit Sau
mobile Transportbehälter zur manuellen Beifütterung

Im Rahmen der Untersuchungen wurde das Konzept der Lax Milk Bar analysiert. Fragestellungen:

mögliche Ferkelanzahl bei Sau plus Lax Milk Bar
Gewichtsentwicklung der Ferkel (einzeltierbezogen und wurfbezogen)
Milch- beziehungsweise Milchaustauscherverbrauch
Prestarterverbauch

Idee der Lax Milk Bar

Die Idee der Lax Milk Bar ist es, in einer Abferkelbucht mehr Ferkel aufzustallen, als die Sau Zitzen hat. Durch die zusätzliche Fütterung soll es gelingen, diese Ferkel alle ausreichend zu versorgen. Die Zusammenstellung der Tiere sollte erst am dritten Lebenstag erfolgen, da mit zu jungen Ferkeln ansonsten die Erdrückungsgefahr zu groß wäre. Zur Auswahl kommen nur möglichst große Ferkel infrage.

Bei der Lax Milk Bar wird das Milchpulver täglich frisch mit warmem Wasser (50 °C) von Hand angerührt. Eingesetzt wurde dabei das vom Hersteller der Lax Milk Bar empfohlene Milchpulver Lax Piggy Gold Ferkelmilch. Dieses Milchpulver ist extra für die Anlage konzipiert worden und zeichnet sich dadurch aus, dass es sich auch nach längerer Standzeit nicht absetzt. Das Anmischverhältnis lag bei 1 l Wasser und 150 g Milchpulver. Über Schläuche wird die Milch in Ferkelschalen gepumpt, die in der Abferkelbucht außerhalb der Reichweite der Sau befestigt ­wurden.

Im Rahmen der Untersuchungen wurde eine Lax Milk Bar auf der Buchtentrennwand zwischen zwei Abferkelbuchten montiert und mit 220 V angeschlossen.

Insgesamt verfügte die Anlage zur Dosierung der Milch über zwei einstellbare Timer. Der erste Timer steuerte das Dosierintervall der Milch beziehungsweise die Menge der zu dosierenden Milch und der zweite Timer steuerte den Zeitpunkt des Ausdosierens.

Das Dosierintervall wurde auf stündlich einmaliges Ausdosieren eingestellt. Eine Ausdosierphase von bis zu 10 s war hierbei möglich. Diese Einstellung wird mit zunehmendem Alter der Ferkel täglich angepasst. Der voreingestellte Milchtimer stand auf 2 s.

Die Anlage besaß einen Schalter für zwei verschiedene Modi. Der erste Modus war der Dauerbetrieb. Hierbei pumpte die Pumpe durchgehend Milch aus dem Vorratseimer in die Schalen. Beim zweiten Modus war der Automatikmodus eingeschaltet. Dieser ist der Standardmodus, welcher im Versuchszeitraum über den ganzen Tag lief.

Die Milchmenge wurde in den Versuchen kontinuierlich gesteigert und ab Tag acht ein trockener Prestarter angeboten. Für eine zusätzliche Einstellung zur Regulierung der Milchmenge war die Anlage mit zwei Kugelhähnen ausgestattet. Durch diese ist es möglich, bei unterschiedlich starkem Milchbedarf der beiden Würfe einem Wurf weniger Milch zukommen zu lassen.

Im Rahmen der zu untersuchenden Thematik der Praxistauglichkeit der Lax Milk Bar als Ferkelbeifütterungssystem wurden Feldversuche auf drei konventionellen Ferkelerzeugerbetrieben durchgeführt. Insgesamt wurden auf jedem Betrieb zwei Durchgänge untersucht. Das heißt, es wurden zwei Lax Milk Bars auf den jeweiligen Betrieben aufgesetzt, sodass auf jedem Betrieb vier Würfe untersucht werden konnten. Die Größe der Stichprobe liegt somit bei insgesamt zwölf Würfen.

Grundvoraussetzung bei der Auswahl der Betriebe war, dass die Landwirte selbst die Lax Milk Bar nutzten, da ihnen so die Anwendung des Gerätes schon vertraut war und die Milchbar für den Versuch auf den jeweiligen Betrieben vorhanden war. Letzteres ist vor allem aus hygienischen Gründen sehr wichtig.

Gewichtsbestimmung

Im Verlauf des Versuchs wurden die Saugferkel der jeweiligen Würfe zweimal gewogen – einmal am dritten Lebenstag und einmal am 23. Lebenstag und somit am Tag des Absetzens. Dementsprechend wurden die Gewichtszunahme und die Tageszunahme insgesamt von 20 Tagen ermittelt.

Vor der Gewichtsbestimmung wurden die Würfe, die für den Versuch verwendet wurden, neu sortiert. Das heißt, dass die größten Ferkel aus der abgeferkelten Gruppe zu den Sauen mit der Lax Milk Bar gesetzt wurden.

Insgesamt wurden 25 ­vitale, schwere Ferkel zusammengestellt und an eine Sau mit Beifütterungssystem gesetzt. Im Mittel konnten 23,08 Ferkel an der Lax Milk Bar abgesetzt werden. Zudem konnte die Hälfte der untersuchten Würfe alle 25 Ferkel absetzen, sodass die Saugverluste bei knapp 8 % lagen. Hiervon waren 4 % Abgänge (in erster Linie Erdrückungsverluste), und 4 % waren sehr schwache Ferkel, die aus Tierschutzgründen frühzeitig versetzt werden mussten.

Die biologischen Leistungen der Ferkel mit durchschnittlich 190 g Tageszunahmen lagen auf dem unteren Niveau, das in der Literatur beschrieben wird. Dies ist auf die große Ferkelanzahl je Wurf zurückzuführen. Dennoch haben die Ferkel im Durchschnitt ein Absetzgewicht von 5,68 kg erreicht.

Aufgrund der Auswertungen der Ergebnisse ist der Einsatz der Lax Milk Bar eine gute Alternative zu anderen Ammensystemen. Sie zeichnet sich durch ihre geringen Investitionskosten und die Möglichkeit aus, bis zu 25 Ferkel in einer Abferkelbucht aufzuziehen.

Fazit

Es konnten durchschnittlich 23 Ferkel abgesetzt werden, bei insgesamt 25 Ferkeln zu Beginn. Die Verluste waren sehr gering, Vorversuch 8 % (vom dritten Lebenstag bis zum Absetzen), im Hauptversuch 4 % Verluste und 4 % „schwache Ferkel“ wurden versetzt. Die Tageszunahmen lagen bei den Gruppen zwischen 160 und 230 g (ab dem dritten Lebenstag bis zum Absetzen). Der Milchaustauscherverbrauch lag zwischen 0,7 und 1,3 kg je abgesetztem Ferkel. Die Auswahl der Sau ist entscheidend. Ideal sind „gute“ Sauen mit dem zweiten oder dritten Wurf.

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