StartNachrichtenBetriebsführungGesichertes Einkommen mit Bioschweinen

Gesichertes Einkommen mit Bioschweinen

Zwei erfolgreiche Betriebe gewähren Einblicke
Von Christian Wucherpfennig, Landwirtschaftskammer NRW
Der luftige Auslauf wird von den Schweinen gut angenommen und dient teilweise als Außenliegefläche. Foto: Christian Wucherpfennig

Mit Bioschweinen lässt sich auch derzeit noch Geld verdienen. Im folgenden Bericht geht es um zwei Betriebe, die von ihren ­Erfahrungen berichten.

Den heutigen Bioschweinmast­stall in der Nähe von Würzburg hat Heiko Reinhardt 2003 für 1.200 Tiere neu gebaut. Damals war pro Tier 1 m2 vorgesehen, und die Schweine wurden auch damals schon auf Stroh gehalten. „Daher haben wir bei der Umstellung im Jahr 2016 innen nur wenig ändern und nur die Tierzahl an die neuen Vorgaben anpassen müssen“, betonte Reinhardt, sodass aktuell etwa 800 Schweine gehalten werden können.

Bei der Überdachung des Auslaufs hat sich Reinhardt bewusst für eine freitragende und damit gut durchlüftete Konstruktion entschieden. Sonnenbrand im Auslauf beobachtet er nur selten. „Die Tiere meiden die starke Sonneneinstrahlung und gehen mit der Sonne mit, sodass sie bei großer Wärme meistens im Schatten liegen“, berichtete der Landwirt. Mit 3 m2 insgesamt bietet er den Schweinen mehr Platz als die EU-Bio-Verordnung und die Bioland-Richtlinien es vorschreiben.

Obgleich die Gruppengröße mit 200 Mastschweinen groß ist, koten die Tiere zu 99 % draußen. Nur zu Beginn der Vormast, wenn den Schweinen innen sehr viel Platz zur Verfügung steht, kommt es auch schon mal drinnen zu Verschmutzungen. Da die Luft im Stall gut ist, kann auf mechanische Be- und Entlüftung verzichtet werden und die klassische Trauf-First-Lüftung erweist sich als ausreichend. Nebenbei werden so 7.000 € Stromkosten gespart.

Höhere Kosten sind herausfordernd

Die Fütterung löst alle drei Stunden aus. Durch die Breifütterung werden die Tiere zusätzlich zum Fressen angeregt. Aktuell kostet Vormastfutter etwa 70 €/dt und besteht aus zahlreichen Komponenten, um den Bedarf der Tiere zu decken. Neben Erbsen und getoasteten Sojabohnen dienen auch Luzernecobs und Bierhefe als Eiweißträger. Die Anpassung an die wachstumsbedingt veränderten Bedürfnisse der Schweine erfolgt wöchentlich.

Heiko Reinhardt erzielt gute Preise, wenngleich die Futterkosten die Marge schmälern. Dabei kommt es ihm zugute, dass er im vergangenen Jahr einen Teil der Sojabohnen noch zu deutlich günstigeren Preisen bekommen konnte. Auf die 4,23 €/kg Schlachtgewicht bei 55 % Muskelfleischanteil gibt es momentan über den Erzeugerzusammenschluss noch einen befristeten Aufschlag. Trotz der guten Ausgangslage ist sich aber auch Reinhardt bewusst: „Wir werden unsere Vollkosten neu kalkulieren müssen, um damit die Preise für das zweite Halbjahr zu verhandeln.“

Da die Schweine schon vor der Umstellung auf Stroh gehalten wurden, musste für die ökologische Haltung im Innenbereich nur die Tierzahl reduziert werden. Foto: Christian Wucherpfennig

Erfolgreich mit 70 Sauen nach Demeter

Der Umstellung des im baden-württembergischen Rückertsbronn gelegenen Betriebes der Familie Lober im Jahr 2015 ging eine längere Phase des Herantastens voraus. 1988 überredete der heutige Betriebsleiter Dietmar Lober seinen Vater, einen Unkrautstriegel zu kaufen. Seit 2002 werden auf dem Acker keine Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger mehr eingesetzt. Nach der Umstellung wurden die Ställe über mehrere Jahre weitestgehend in Eigenleistung umgebaut.

„Parallel wurden weiter 35 Sauen gehalten, um sich nicht daran zu gewöhnen, keine Sauen mehr zu haben“, erklärte Dietmar Lober seine Vorgehensweise. Zuvor waren 110 Sauen im Bestand. Da vielfach auf gebrauchtes oder vorhandenes Baumaterial zurückgegriffen wurde, konnte und wollte Lober schließlich keine Investitionsförderung mehr in Anspruch nehmen.

Mit heute gerade einmal 70 Sauen ist der Betrieb der größte Demeter-Sauenbetrieb in Deutschland. Etwa 70 % der erzeugten Ferkel gehen an einen etwas größeren Mäster in der Region, der Rest wird an viele kleinere Betriebe verkauft, denn bei Demeter halten viele Betriebe eine kleine Anzahl von Schweinen für die Direktvermarktung und Hofmolkereien finden so einen guten Absatz für die bei der Käseherstellung anfallende Molke.

Die Durchstiege in den Auslaufgittern erleichtern es dem Betreuungspersonal, von einer Bucht zur anderen zu gelangen.

„Man darf den Sauen etwas zutrauen“

Die vorhandenen Gebäude ließen sich gut nutzen, weil durch Auflagen des Brandschutzes bei den in den 1970er Jahren errichteten Stallungen ausreichend Abstand zwischen den Gebäuden bestand, sodass die in der ökologischen Schweinehaltung obligatorischen Ausläufe gut eingerichtet werden konnten. Dabei wird der Auslauf von den Ferkel führenden Sauen insbesondere bei wärmerer Witterung gerne auch zum Säugen genutzt.

Nach dreieinhalb Wochen werden drei bis vier Sauen gemeinsam mit ihren Ferkeln ins Gruppensäugen umgestallt, was es auch ermöglichte, mit einer größeren Buchtentiefe das gesamte vorhandene Gebäude zu nutzen. Das Gruppensäugen funktioniert gut, denn „man darf seinen Sauen auch mal etwas zutrauen“. Die tragenden Sauen werden in mehreren nicht fest zusammengesetzten Gruppen gehalten und kurz vor dem Abferkeln in die Abferkelbuchten umgestallt. Das Ferkelnest in der Abferkelbucht ist bewusst klein gehalten, hat eine Fußbodenheizung und wird daher von den Ferkeln sehr gut angenommen, was unter anderem sehr geringe Erdrückungsverluste zur Folge hat. Nach dem Umstallen ins Gruppensäugen steht den Ferkeln dann ein deutlich größeres Ferkelnest zur Verfügung.

Vor allem im Sommerhalbjahr säugen die Sauen ihren Nachwuchs gern im Auslauf. Fotos (3): Dietmar Lober

Fütterung in einem Demeter-Betrieb

Als Demeter-Betrieb verzichtet Lober auf die sonst noch bei ökologischer Bewirtschaftung zulässigen kleinen Mengen von konventionellem Kartoffeleiweiß. „Mit Kartoffeleiweiß wären die Leistungen vermutlich etwas besser“, merkte Lober aber auch an. Eine Besonderheit im Betrieb ist das großzügige Angebot an Raufutter. Etwa 3 bis 4 ha Klee fressen die Sauen und die Ferkel jährlich. Zwei Drittel des Jahres wird es frisch angeboten, im Winterhalbjahr in Form von Silage oder Heu.

„Durch das viele Raufutter mögen die Ferkel etwas langsamer wachsen, aber sie bleiben dafür während der Aufzucht gesund“, erklärte Lober seine Strategie. Dabei muss das Futter aber früh geschnitten werden, denn überständiger Klee wird von den Schweinen nicht so gut angenommen und hat dann auch nur noch einen geringen Futterwert. Das übrige Kleegras und auch einen Teil des Strohs bekommen ein Schaf- und ein Milchviehbetrieb, Gülle und Festmist gehen im Gegenzug zurück. Somit ist die bei Demeter vorgeschriebene Haltung von mindestens 0,2 Großvieheinheiten Raufutterfresser über die Kooperation erfüllt. Mit Weizen, Triticale, Winter- und Sommergerste, Hafer und Körnermais sowie Soja, Erbsen und Ackerbohnen baut Lober möglichst alles Futter auf seinen 45 ha Flächen selbst an.

Die Altgebäude ließen sich für die Ferkelaufzucht gut nutzen.

Fazit

Sechs Jahre nach der Umstellung sieht sich Heiko Reinhardt in seiner betrieblichen Entscheidung bestätigt. „Außerdem ist ökologische Landwirtschaft viel spannender. Nicht nur die Schweinehaltung, sondern auch der Ackerbau machen Freude“, erklärt er abschließend. Während vor der Umstellung nur fünf unterschiedliche Kulturen angebaut wurden, sind es aktuell 17. Dem zweiten Betriebsleiter Dietmar Lober ist es wichtig zu zeigen, dass ein neues Haltungskonzept auch dann umgesetzt werden kann, wenn nicht alles Alte gleich weggeworfen wird, man sich Zeit lässt beim (Um-)Bauen und der Betrieb nicht unbedingt vergrößert werden soll.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt

Milch: Knapp und teuer

BB-Slider