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Verschiebungen im Ölsaatenanbau

IGC erwartet global mehr Raps und weniger Sonnenblumensaat
Von Mechthilde Becker-Weigel/Age
Blick auf ein Sonnenblumenfeld mithilfe einer DrohneFoto: Imago

Die diesjährige weltweite Ernte an Sonnenblumen wird deutlich kleiner als 2021/22 ausfallen. Dafür zeichnet sich für Raps ein kräftiger Zuwachs ab. Der Internationale Getreiderat (IGC) veranschlagt die globale Rapsproduktion auf 77,4 Mio. t. Im Juni waren 600.000 t mehr erwartet worden, aber dennoch würde mit der aktuellen Prognose ein neuer Rekord aufgestellt und das Vorjahresvolumen um 5,8 Mio. t oder 8,1 % übertroffen.

Ausschlaggebend für den globalen Rapsanstieg ist nach Einschätzung des IGC die voraussichtlich deutliche Erholung der Canolaerträge in Kanada. Allerdings dürfte der Canolanabau in Kanada mit schätzungsweise 8,7 Mio. ha das Vorjahresareal um 4 % verfehlen. Diese Daten sind aber nach Ansicht des Getreiderates mit großer Unsicherheit behaftet, da sie nur den Vierwochenzeitraum bis Mitte Juni abdecken. Vor allem in der Provinz Manitoba sei die Aussaat durch starke Regenfälle und Überschwemmungen behindert worden. Vor diesem Hintergrund beließ der IGC seine Produktionsprognose für das nordamerikanische Land bei 18 Mio. t Rapssaat; das wären 5,4 Mio. t oder 42,9 % mehr als im Vorjahr.

Deutsche Rapsernte
kleiner geschätzt

Mit Blick auf die diesjährige Raps­ernte in der Europäischen Union mehrten sich nach Angaben des IGC zuletzt Bedenken, dass die anhaltend heiße und trockene Witterung der vergangenen Wochen Ertragseinbußen in einigen Anbaugebieten verursachen könnte. Der Getreiderat korrigierte deshalb seine Prognose für die EU-Rapsernte um 200.000 t auf jetzt 17,8 Mio. t nach unten; dennoch würde damit das Vorjahresergebnis um 800.000 t oder 4,7 % übertroffen. Im Einzelnen wird für Deutschland – dies ist der größte Produzent unter den Mitgliedstaaten – im Vorjahresvergleich ein Zuwachs um 300.000 t oder 9,7 % auf 3,8 Mio. t Rapssaat erwartet. Im Juni hatten die Fachleute aber noch mit 100.000  t mehr gerechnet. Für Frankreich, den zweitwichtigsten ­Erzeuger, wurde die Ernteprognose bei 3,6 Mio. t Raps belassen; das wären 400.000 t oder 11 % mehr als im Vorjahr. Dagegen passten die Londoner Fachleute ihre Voraussage für das Rapsaufkommen in Polen – die Nummer drei auf der EU-Erzeugerrangliste – um 100.000 t auf 2,9 Mio. t nach unten an. Im vergangenen Jahr ernteten die Landwirte dort noch 3,2 Mio. t.

Die Farmer in den USA haben den Rapsanbau im Vorjahresvergleich um 9 % auf kaum 800.000 ha eingeschränkt. Dennoch sei dort mit einer Ernte von 1,6 Mio. t Rapssaat zu rechnen; gegenüber dem Vorjahr wären das 400.000 t oder 31,4 % mehr. Das Rapsaufkommen liegt im langjährigen Durchschnitt bei 1,5 Mio. t. Die australische Ernte wird auf 5,6 Mio. t veranschlagt. Dies wären zwar 900.000 t weniger als das Vorjahresaufkommen, aber immer noch gut 40 % mehr als der langjährige Durchschnitt.

Bessere Ernteaussichten für Sonnenblumen

Die globale Ernte an Sonnenblumensaat wird etwas größer ausfallen als bislang angenommen. Der IGC beziffert die Ernte auf 51 Mio. t. Trotz dieser nun optimistischeren Vorhersage würde damit der im Vorjahr erzielte Rekord von 56,7 Mio.t aber um 5,7 Mio. t oder 10,1 % verfehlt und der Dreijahresdurchschnitt um 2,4 Mio. t oder 4,5 %.

Die kriegsbedingt erheblich geringere Ernte in der Ukraine dürfte nur teilweise durch Zuwächse in anderen Ländern ausgeglichen werden. Die IGC-Analysten gehen davon aus, dass die Ukraine in diesem Jahr nur 9,5 Mio. t an Sonnenblumensaat ernten wird; einen Monat zuvor waren noch 10 Mio. t erwartet worden. Im vergangenen Jahr lag die Ernte bei 16,4 Mio. t. Die diesjährige Erzeugung von Sonnenblumensaat in Russland wird weiter bei 14,9 Mio. t gesehen.

Anbauausweitung in der EU und Argentinien

Der IGC korrigierte die EU-Sonnenblumenernte 2022/23 um 200.000 t auf eine Spitzenmenge von 11,1 Mio. t Sonnenblumensaat nach oben; das wären 7,8 % mehr als im Vorjahr. Die Anbaufläche wurde um 7 % auf einen Rekord von 4,7 Mio. ha ausgedehnt. Vor allem die Landwirte in den wichtigen Erzeugerländern Rumänien, Ungarn, Frankreich und Spanien hätten die Flächen vergrößert. Für Argentinien rechnet der Getreiderat für 2022/23 ebenfalls mit der größten Sonnenblumenfläche aller Zeiten. Damit dürften die Landwirte auf die hohen Preise für Verarbeitungsprodukte wie Sonnenblumenöl als Folge der deutlich rückläufigen Verfügbarkeit von Schwarzmeerprodukten für den Export reagieren. Der IGC prognostiziert für das südamerikanische Land eine Ernte von 4,5 Mio. t Sonnenblumensaat; im Juni waren noch 400.000 t weniger erwartet worden. Die Vorjahresmenge würde damit um 500.000 t oder 12,5 % übertroffen.

Kräftige Flächenausweitung in den USA

Der IGC hebt hervor, dass Argentinien zwar ein weniger bedeutender Exporteur von Sonnenblumenkernen sei, denn der größte Teil werde vielmehr in verarbeiteter Form im Ausland vermarktet. Die Gesamtlieferungen von argentinischem Sonnenblumenöl und -mehl hätten 2020/21 bei mehr als 1,5 Mio. t gelegen. Auch mit Blick auf das diesjährige Sonnenblumenaufkommen in den USA zeigte sich der IGC noch optimistischer als im Juni und korrigierte seine bisherige Prognose um 200.000 t auf 1,3 Mio. t nach oben. Im Vorjahr waren dort lediglich 900.000 t Sonnenblumensaat gedroschen worden. Als Begründung für die positive Entwicklung verweist der IGC auf aktuelle Daten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA), denen zufolge die Farmer die Anbaufläche um fast 30 % ausgeweitet haben. 

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