Der Lernort Bauernhof kommt gut an, dies zeigen Ergebnisse einer Befragung unter Lehrkräften im Rahmen des Projektes „Schulklassen auf dem Bauernhof“. Dabei wurden Lerneinheiten auf Höfen, die beim Projekt registriert sind, evaluiert. Die Ergebnisse sind ermutigend und zeigen das Potenzial des Lernortes Bauernhof.
Die Befragung wurde über das Evaluationsportal LehrkräfteOnlinedienst für Schleswig-Holstein (LeOniE.SH), das das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins (IQSH) anbietet, durchgeführt. Befragt wurden Lehrkräfte, die mit ihren Klassen 2021 eine Lerneinheit am Lernort Bauernhof (LoB) wahrgenommen haben. Sie wurden gebeten, zwölf Fragen zur inhaltlichen Ausgestaltung und Organisation des Besuchs am LoB zu beantworten. 60 Lehrkräfte äußerten sich. Im Folgenden werden Teile der Ergebnisse vorgestellt.
Insgesamt fanden im Jahr 2021 165 Besuche am LoB statt. Der Großteil lag in den Sommermonaten, das Frühjahr konnte aufgrund der Corona-Beschränkungen kaum genutzt werden. Es war eine besondere Leistung der Betriebe, während der arbeitsintensiven Monate zusätzlich Schulklassen zu empfangen.
Durchweg positive Wahrnehmung
Es wurden vier Fragen zur inhaltlichen Gestaltung der Lerneinheiten am Lernort Bauernhof gestellt.
90 % der Lerneinheiten knüpften nach Einschätzung der Lehrkräfte gut an den Lehrplan an. Es sei wichtig, detaillierte Absprachen mit den Lehrkräften zu treffen, damit der Besuch am LoB den Unterricht in der Schule optimal ergänzt (Abbildung 1).
Das Ergebnis zeigt, dass der Ansatz „Lernen durch Erleben“ in bester Weise im Rahmen der Lerneinheiten auf den Höfen umgesetzt wurde (Abbildung 2).
Insgesamt wird das außerschulische Lernangebot sehr positiv bewertet. Die Aussage lässt darauf schließen, dass die Lerneinheiten einen guten Mix aus Wissensvermittlung, Kompetenzförderung und Spaß beim Lernen boten – wichtige Elemente zur Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung (Abbildung 3).
Da das Projekt Schulklassen auf dem Bauernhof auch das Ziel verfolgt, nicht nur einmalige Besuche am Lernort Bauernhof zu fördern, sondern am besten kleine Projekte mit mehrmaligen Besuchen, ist das Ergebnis der diesjährigen Umfrage besonders erfreulich. Denn 93 % der Lehrkräfte haben laut Umfrage Interesse, den Lernort Bauernhof häufiger in den Unterricht einzubinden. In den kommenden Jahren sind dafür entsprechende Strukturen zu fördern wie mehr Höfe in der Nähe von Schulen, Zuschüsse für Fahrten zu außerschulischen Lernorten wie im Kreis Rendsburg-Eckernförde, damit das grundsätzliche Interesse der Lehrkräfte auch in die Tat umgesetzt werden kann (Abbildung 4).
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Lernangebote in Inhalten und Form sehr hoch geschätzt werden.
Themenspektrum der Lerneinheiten
Das Themenspektrum der Lerneinheiten, die am LoB angeboten wurden, war breit gefächert. Das Thema Milchviehhaltung wurde am häufigsten bearbeitet (31 %), gefolgt von Gemüse- und Obstanbau (19 %) sowie Getreideanbau (14 %). Verarbeitung und Vermarktung wurden mit 7 % angegeben und der Vergleich konventionelle Landwirtschaft und biologische Landwirtschaft mit 5 %. Hoch war mit 18 % der Anteil Sonstiges. Betrachtet man sich diese Nennungen näher, dann gehören dazu unter anderem Lerneinheiten zum Thema Wald, Vertiefung des Unterrichtsstoffes Naturwissenschaften (NaWi), „Vom Schaf zum Wollpullover”, Kartoffeltag, „Der Knick”, „Kunst und Kuh“ sowie „Wie ich wurde, wer ich bin – Hofladen/Tourismus“.
Rahmenbedingungen der Besuche am LoB
Die Fragen zum Lerninhalt wurden von Fragen zur Organisation der Besuche auf den Höfen begleitet. Es zeigte sich, dass die meisten Schulen aus den Kreisen Rendsburg-Eckernförde und Schleswig-Flensburg den außerschulischen Lernort Bauernhof aufgesucht haben. In diesen beiden Kreisen sind auch relativ viele Höfe in der Kartei des Projektes „Schulklassen auf dem Bauernhof“ gelistet (Rendsburg-Eckernförde 15 Betriebe, Schleswig-Flensburg zwölf Betriebe; Stand Dezember 2021). Auf dem Gebiet der kreisfreien Städte Kiel und Flensburg gibt es noch keinen gelisteten Betrieb. Insgesamt wurden zum Ende des Jahres 2021 in der Höfekartei des Projektes 81 Betriebe geführt – ein deutlicher Anstieg zum Jahr 2020, als 65 Höfe in der Kartei registriert waren.
Es ist ein schöner Erfolg, dass trotz Corona Betriebe ins Projekt eingestiegen sind.
Es fällt auf, wie hoch der Anteil der Klassen ist, die mit einem gemieteten Bus auf den Hof kamen (30 %). Das zeugt von großem Engagement der Lehrkräfte, den Besuch auf dem Hof umzusetzen. Die Variante Fahrgemeinschaft wurde von 14 % der Schulklassen gewählt. Gut ein Drittel kam zu Fuß (35 %). Das lässt auf eine geringere Distanz zwischen Schule und Hof schließen. Damit sind auch häufigere Besuche am LoB pro Jahr möglich. Kooperationen zwischen Schulen und Höfen können sich leichter bilden.
Häufigere Besuche einer Klasse am LoB im Verlauf des Jahres sind ein erklärtes Projektziel. Die gute Erreichbarkeit des Hofes ist eine wichtige Voraussetzung dafür.
Großes Potenzial des Lernortes Bauernhof
Die Ergebnisse sind in jeder Hinsicht bestärkend und machen Lust auf mehr. „Mehr“ meint, die Wirkungsfähigkeit des LoB noch zu verstärken. So nimmt der Lernort Bauernhof eine besondere Stellung unter den Lernorten ein, da hier die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – gleichermaßen mit Aufgabenstellungen für die Schüler unterfüttert werden können. Als Beispiele sind zu nennen: Aufgaben zum Thema Tierhaltung, zur Milchpreisbildung oder zum Beruf Landwirtin/Landwirt.
Anknüpfungspunkte für unterschiedliche Fächer
Der LoB bietet viele Anknüpfungspunkte an verschiedene Fächer, wie hier dargestellt:
Biologie ➔ Tierhaltung, Stoffkreisläufe
Chemie ➔ Bodenproben
Geografie ➔ Heimat-/Kultur- und Naturraum
Mathematik ➔ Längen, Flächen, Gewichte
Geschichte ➔ Strukturwandel
Wirtschaft/Politik ➔ Agrar-/Strukturpolitik, Preise
Ethik/Deutsch ➔ Fair Trade/Schilderungen
Kunst ➔ Landart
Die Vielfalt der Fächer und Themen zeigt auch, dass der landwirtschaftliche Betrieb für alle Klassenstufen Interessantes zu bieten hat.
Kompetenzen werden gezielt gefördert
Neben Wissen können insbesondere auch Kompetenzen am LoB gefördert werden: selbstentdeckendes Lernen, Offenheit und neue Perspektiven berücksichtigender Wissensaufbau, der Erwerb von Urteilskompetenz, gemeinsam und vorausblickend eine Aufgabe zu erledigen, Mut zu haben, etwas Neues auszuprobieren – um nur einige Beispiele zu nennen.
Hier gibt es noch viele Entwicklungsmöglichkeiten bei der Ausgestaltung der Lerneinheiten.
Um dieses Potenzial optimal ausschöpfen zu können, bietet die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein verschiedene Fortbildungsmöglichkeiten an: zum einen den mehrmoduligen Bauernhofpädagogikkurs sowie zum anderen den eineinhalbtägigen Kurs „Eine Schulklasse kommt – was nun?”
Termine sollten schon vorgemerkt werden: Der nächste ist am 27./28. Oktober in Bad Oldesloe. Für diejenigen, die schon länger dabei sind, gibt es zahlreiche Aufbaukurse.
Das gute Abschneiden des LoB bei der Bewertung der inhaltlichen Fragen der Evaluation fußt auf der stark ausgeprägten Fortbildungsbereitschaft der Projektbetriebe und ihrem großen Engagement, den Lernort Bauernhof fortzuentwickeln. Das Projektteam hofft auch dieses Jahr auf ein Anwachsen der Höfekartei und freut sich über jeden Betrieb, der zum Projekt dazustößt. Weiter Infos dazu unter lernendurcherleben.de
Ansprechpartnerin ist die Autorin; cwellensiek@lksh.de