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Bei der TdoH-Eröffnung diskutierten Vertreter der organisierenden Verbände mit der Politik (v. li.): Joachim Rukwied, Petra Bentkämper, Dr. Dorit Kuhnt, Dr. Manuela Rottmann, Theresa Schmidt und Andreas Löding. Foto: rq
Der Tag des offenen Hofes (TdoH) ermöglicht es Verbrauchern, Landwirtschaft zu erleben. „Wir können zeigen, was uns als Bauern ausmacht“, erklärte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), bei der TdoH-Eröffnungsveranstaltung auf dem Betrieb Löding in Buchholz, Kreis Herzogtum Lauenburg.
Aus Sicht von Betriebsleiter Andreas Löding ist der Abstand zwischen der Gesellschaft und Landwirten größer geworden. Früher habe jeder einen Bauern in der Familie gehabt. „Das ist nicht mehr so, weil wir immer weniger werden“, so Löding. Wenn er Besuchern seine Arbeit erkläre, gingen diese mit einem anderen Verständnis von Landwirtschaft vom Hof – und mit mehr Verständnis dafür, was Landwirte machen. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg und die wachsende Versorgungsunsicherheit betonte Löding: „Wir sind eine Gunstregion und könnten mehr produzieren. Ich bin der Ansicht, wir sollten Verantwortung annehmen und dort, wo wir der Umwelt nicht nachhaltig schaden, unseren Teil zur Versorgungssicherheit beitragen.“ Löding hat auf seinem Betrieb drei Standbeine: Spargel, Himbeeren und Seeluftschweine.
Er sprach die schwierige Preissitutation an. Nach seiner Einschätzung entscheiden derzeit die großen Lebensmitteleinzelhändler, ob ein deutscher Landwirt Geld verdiene oder nicht. Er appellierte an die Politik, die Konkurrenzfähigkeit der Landwirte nicht weiter zu verschlechtern, und forderte eine Nachfragestützung. Rahmenbedingungen müssten so sein, dass Landwirte überleben könnten. „Mit einer gesicherten Nachfrage könnten wir Direktvermarkter funktionierende Logistikketten aufbauen“, so der Betriebsleiter. Sorgen bereite ihm hingegen die Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland auf 12 €, was für ihn eine Personalkostensteigerung von 25 % bedeute. Zum Ausgleich forderte er eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Obst und Gemüse auf 0 %. Dr. Manuela Rottmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, erklärte: „Wir müssen Möglichkeiten nutzen, die Gemeinschaftsverpflegung regional zu beziehen.“ Das könne zu einer stabilen Abnahme regionaler Ware am Lebensmitteleinzelhandel vorbei führen. Sie stellte fest, dass viele Produkte über die heimische Saison hinaus in den Regalen verfügbar seien. Was heimische Produktion bedeute, könne dem Verbraucher beim Tag des offenen Hofes kommuniziert werden. Dieser Aktionstag sei Werbung und Anerkennung für die Arbeit der Landwirte zugleich. Sie warnte davor, für die Bekämpfung der aktuellen Versorgungskrise auf die Stilllegung im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik zu verzichten. „Das wäre wie Feuer mit Benzin zu löschen“, so Rottmann. Intensivere Produktion würde nach ihrer Argumentation mehr Treibhausgase produzieren, was wiederum Dürren in der Welt anheize und ebenfalls zu Versorgungsengpässen führe.
Aus Sicht von DBV-Präsident Rukwied könnten die deutschen Landwirte einen Beitrag leisten. Er erklärte: „Da, wo es Sinn macht, könnte man Lebensmittel anbauen. Zum Beispiel auf ökologischen Vorrangflächen.“ Dabei unterstrich er, dass die Branche zur Transformation stehe, zum Umbau der Tierhaltung und zur Stärkung der Artenvielfalt.Dr. Dorit Kuhnt, Staatsskretärin im Kieler Landwirtschaftsministerium, mahnte: „Auf Uferrandstreifen oder auf Blühflächen zu verzichten kann nicht die Lösung sein.“ Neben der Ernährungskrise bestehe weiterhin eine Biodiversitätskrise. Diese dürfe man nicht gegeneinander ausspielen. Um mehr Geld auf die Höfe zu bekommen, gelte es, die Nachfrage nach regionalen Produkten zu steigern. Sie sieht dafür Möglichkeiten, hält aber nichts davon, etwas vorzuschreiben. Wichtig ist aus ihrer Sicht, die Verbraucher aufzuklären und den Lebensmitteleinzelhandel mitzunehmen.