Dagmar Friedrichsen-Jahnke aus Bergfeld im Kreis Ostholstein packt an. Ehrenamtlich und beruflich engagiert sich die LandFrau aus dem OV Lensahn mit Herzblut für Dinge, die ihr wichtig sind – ob Bauernhofpädagogik, Kommunal- und Verbandspolitik oder die Sache der Frauen. Bei einem Kaffee erzählt sie, was sie antreibt.
Ein Freitagnachmittag im Mai. Gerade ist Dagmar Friedrichsen-Jahnke vom Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp zurückgekommen. Hier arbeitet die 49-Jährige auf Honorarbasis als Bauernhofpädagogin. In der zurückliegenden Woche betreute sie eine agrarpädagogische Klassenfahrt. 25 Schülerinnen und Schüler einer fünften Klasse erlebten fünf Tage Landwirtschaft pur, lernten etwas über Bodenbearbeitung, erkundeten den Kälber- und Kuhstall und entdeckten Interessantes rund ums Getreide. „Die Kinder waren toll und mit Feuereifer dabei“, freut sich Friedrichsen-Jahnke.
Mit Ehemann Jens, dem Nachwuchs Christian (19), Clas (22) und Carolin (24) sowie Schwiegervater Fritz lebt sie auf einem Ackerbau- und Milchviehbetrieb, der seit drei Generationen in Familienhand ist. Auf dem Hof macht sie die Buchhaltung und übernimmt die Vermietung einer Ferienwohnung. „Auch sind wir am von der Landwirtschaftskammer koordinierten Projekt Schulklassen auf dem Bauernhof beteiligt, das ich in Futterkamp umsetze. Kinder und Jugendliche erfahren dort mit allen Sinnen, woher die Milch kommt“, erzählt die LandFrau begeistert.
Wenn man die LandFrau so fröhlich und in sich ruhend auf dem Hof werkeln sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass sie früher als Bankfachwirtin mit trockenen Zahlen jonglierte. „Nach der Geburt meiner Kinder war ich in diesem Bereich noch eine Zeit lang tätig, musste aber feststellen, dass es im Bankgeschäft nicht möglich war, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen“, schaut sie zurück. Also traf sie die Entscheidung für eine berufliche Neuorientierung. Da kam das Fortbildungsangebot des LandFrauenverbandes zur Büroagrarfachfrau gerade recht. Später absolvierte sie eine Fortbildung zur Bauernhofpädagogin. Weitere Fortbildungen folgten. „Ich hatte großes Glück, dass Jens und meine Familie mich nach Kräften unterstützten. Eltern und Schwiegereltern hüteten ein, wenn ich unterwegs war. Mit meiner Schwiegermutter wechselte ich mich beim Kochen ab, das entlastete.“ Zusätzlich baute sie in ihrem 60-Seelendorf, das ein Ortsteil von Kasseedorf ist, ein Frauennetzwerk auf. „Zum Beispiel brachte eine Nachbarsmutter unsere Kinder morgens in den Kindergarten, ich holte sie mittags wieder ab. Die Fahrgemeinschaft war eine super Zeitersparnis.“
Anfang im Kindergarten
Im Kindergarten fiel auch der Startschuss für ihr ehrenamtliches Engagement. Sie wurde als Vorstandsmitglied in dessen Trägerverein gewählt, später in den Schulverein. Irgendwann sprach sie ein Bekannter an, ob sie auf dem Ticket der CDU für die Gemeindevertretung Kasseedorf kandidieren wolle. Mit dem Ansatz, sich sachlich mit den Aufgaben und Standpunkten auseinanderzusetzen, um konstruktive Lösungen zu finden, ergriff sie die Chance. „Heute bin ich Mitglied in der Gemeindevertretung und im Schulverband, ohne in der Partei zu sein“, stellt sie heraus. Auch wenn der Handlungsspielraum für Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker begrenzt sei, finde sie es wichtig, mitzureden und mitzugestalten. „Frauen gehören dorthin, wo Entscheidungen getroffen werden. Über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, sich für das Gemeinwesen einzusetzen, ist spannend und bereichernd, auch für die eigene Persönlichkeit.“ Negative Erfahrungen, nur weil sie eine Frau sei, habe sie bisher nicht gemacht. Deshalb möchte sie andere Frauen ausdrücklich ermutigen, in der Gemeinde aktiv zu werden. „Wir brauchen dort unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen. Wir brauchen die Expertise von Frauen und Männern, um verschiedene Lebenswirklichkeiten abzubilden“, ist sie überzeugt.
Gremien weiblicher machen
Ebenso bringt sie sich im Fachausschuss „Öffentlichkeitsarbeit“ des schleswig-holsteinischen Bauernverbands ein. „Ein offener und respektvoller Dialog zwischen der Landwirtschaft und den Verbraucherinnen und Verbrauchern liegt mir am Herzen“, betont sie. Leider seien Frauen in den bestehenden zwölf Fachausschüssen in der Minderheit. Von insgesamt rund 150 Ausschussmitgliedern seien nur drei weiblich, lediglich ein Fachausschuss habe eine Frau zur Vorsitzenden. Eine weitere Unternehmerin gehöre dem Landeshauptausschuss an. „Da ist noch Luft nach oben“, resümiert Friedrichsen-Jahnke. Frauen brächten sich auf den Höfen mit großem Sachverstand ein, da sollte es selbstverständlich sein, dass sich das in der Besetzung von Gremien widerspiegle.
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