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Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 2122

Tank-Teller-Diskussion unter verschärften Bedingungen
Von Caroline Hertell, LK-Markt
Foto: Imago

Jahrelang ging der Rapsanbau in Deutschland zurück, gerade befindet er sich wieder auf dem aufsteigenden Ast. Seit 2019 hat sich die Aussaatfläche jährlich vergrößert. Enorm gesteigerte Erzeugerpreise beschleunigen den Prozess, allein in Schleswig-Holstein kamen 11.000 ha gegenüber dem Vorjahr dazu. Ein zentraler Treiber der Entwicklung: Biodiesel. Die Treibhausgasminderungsquote im Kraftstoffsektor machte den Raps zwischenzeitlich zum Klimaretter. Raps als Rohstoff für Biodiesel ist im Gegensatz zu fossilem Rohöl ein Nachwachsender Rohstoff. Die Energieausbeute von Biodiesel aus Rapsöl hat sich immer weiter verbessert. Insider flüsterten, die rapsbezogene Biodieselindustrie könne sich mit steigender Effizienz womöglich selbst abschaffen. Das muss sie jetzt nicht mehr, die deutsche Politik will das übernehmen. Bis 2030 soll der Einsatz von Rohstoffen, die auch der Ernährung von Mensch und Tier dienen, in der Biodieselherstellung auf null zurückgefahren werden. So planen es das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium. In Zeiten der Nahrungsmittelknappheit und besonders der leeren Pflanzenölregale im Supermarkt setzen Umweltministerin Steffi Lemke und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (beide Grüne) damit ein Zeichen in der Tank-Teller-Diskussion.

Rapsöl als Nahrungsmittel zurückgedrängt

Tatsächlich geht kaum ein Viertel der deutschen Produktion an Raps­öl in die Nahrungsmittel­industrie. Nur 2 % finden in Form von Speiseöl den direkten Weg in die Küchen der Verbraucher. Von rund 4 Mio. t jährlich gepress­tem Rapsöl geht ein Drittel auf heimischen Anbau zurück, der Rest sind Importe. Die EU ist der größte Rapsverwerter der Welt, die Ölproduktion konzentriert sich in Deutschland. Der deutsche Selbstversorgungsgrad mit Raps liegt bei 35 %, vor fünf Jahren waren es noch fast 50 %. Der Output der Ölmühlen hat sich im selben Zeitraum kaum verändert. Der Anteil von Rapsöl im Biodiesel ist tendenziell leicht zurückgegangen, mehr eingesetzt wurden Sonnenblumen- und Sojaöl. Förmlich explodiert ist der Einsatz von Palm­öl sowie Reststoffen des Palm­öleinsatzes in Form von Hydrierten Pflanzenölen (HVO). Der Anteil „echter“ Reststoffe wie Altspeiseöl ist rückläufig, was dem ursprünglichen Sinn des Biokraftstoffs widerspricht. Die Streichung des Palmölbeitrags wurde bereits beschlossen, ab 2023 soll daraus kein Kraftstoff mehr hergestellt werden. Die Auswirkungen auf Raps für Biodiesel sowie Getreide und Rüben für Bio­ethanol sollten sich dann ab 2024 bemerkbar machen. Die Entscheidung über den Entwurf des Umwelt- und des Landwirtschaftsministeriums soll noch vor der politischen Sommerpause fallen.

Umstrukturierung für die Zukunft

Allerdings gibt es Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Ausstiegs. Der Ukraine-Krieg hat parallel zum Thema Ernährungssicherheit auch das der Energiequellen auf den Plan gerufen. Zu einer Unabhängigkeit von russischem Öl trägt Biodiesel aus heimischer Erzeugung eindeutig bei. Bis zur finalen Abschaffung der Beimischung sind noch acht Jahre Zeit, bis zum Aufbau einer von Russland unabhängigen energetischen Infrastruktur mindestens so lange. Dennoch stellt sich die Frage, wie die Zukunft des Rapsanbaus aussieht. Die Agrarpolitik forciert eine Diversifizierung der Anbaukulturen, nicht zuletzt die GAP-Reform honoriert vielfältige Fruchtfolgen. Der Raps ist ein vielseitiger Rotationspartner. Für die Zielsetzungen der grünen Agrarpolitik ist ein florierender Rapsanbau in Deutschland von Vorteil, für andere Öl verarbeitende Industrien auch. Die Verwendungszwecke gehen weit über Biodiesel und Speiseöl hinaus. Die Grundrichtung des geplanten Ausstiegs aus der Verbrennung von Nahrungsmitteln ist zukunftsweisend und durchweg logisch. Für die Umsetzung ergeben sich unweigerlich Zielkonflikte, es bleibt spannend.

Marktlage für die Woche vom 23. bis 29.5.2022

Getreide: Die Schätzung der kommenden Weltgetreideernte wurde nochmals reduziert. Die Maitf-Kurse haben neue Höchststände erreicht.

Raps: Die Kurse für alte Ware bewegen sich deutlich über den Matif-Kursen. Die Vorräte der Mühlen neigen sich dem Ende zu.

Futtermittel: Die US-Sojakurse sind weiter gestiegen. China zeigt eine hohe Nachfrage nach Soja aus Brasilien.

Kartoffeln: Trotz der erhöhten Kosten sind die Preise für alt- und neuerntige Ware unverändert geblieben.

Schlachtrinder: Trotz reduzierter Angebotsmengen sind die Kurse weiter gefallen. Die Fleisch- und Rindernachfrage ist gering.

Schlachtschweine/-sauen: Trotz reduzierter Gebote der Schlachtereien blieb der Basispreis auch in der Vorwoche unverändert.

Ferkel: In der Vorwoche blieb die Notierung unverändert. Die Kosten- und Erlössituation sorgt weiter für eine zurückhaltende Ferkelnachfrage.

Milch: Die Milchanlieferungen steigen wieder leicht an. Die Nachfrage ist am Weltmarkt zurückgegangen. Hierzulande sind Frischeprodukte gefragt.

Schlachtlämmer/-schafe: Die erhöhten Kurse für frische Lämmer lassen sich nur schwer durchsetzen. Die Kurse geben nach.

Markttendenz für die Woche vom 30.5. bis 5.6.2022

Getreide: Die fundamentalen Fak­toren bleiben bullisch. Die jüngsten Regenfälle lassen hierzulande wieder höhere Erträge erwarten.

Raps: Die Kurse bleiben weiterhin fest gestimmt. Die Einschränkung der Biodieselproduktion zeigte bislang wenig Wirkung.

Futtermittel: Der Preisanstieg für Futtergetreide und der schwache Euro-Kurs sorgen für weiter hohe Mischfutterkurse.

Kartoffeln: Im Direktabsatz und auf Wochenmärkten wird verstärkt Frühware angeboten. Die Umsätze im LEH sind noch ruhig.

Schlachtrinder: Die fehlenden Schlachttage drängen das Angebot zusätzlich zusammen. Besonders deutlich geben die Jungbullenkurse nach.

Schlachtschweine/-sauen: Die Angebotsüberhänge sind wieder recht groß. Jetzt ruht die Hoffnung auf guten Geschäften durch die Feiertage.

Ferkel: Bei reichlichem Angebot geben die Ferkelkurse in der laufenden Woche nach. Damit hofft man, die Nachfrage zu beleben.

Milch: Die Kurse für Käse zeigen noch Luft nach oben, während die Butter- und MMP-Preise schwächeln. Die Erzeugerpreise sollten vorerst noch steigen.

Schlachtlämmer/-schafe: Viele Schäfer reagieren auf die schwächeren Gebote mit einem reduzierten Angebot. Man lässt die Lämmer auf der Weide.

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