Der Spargelanstich ist in Schleswig-Holstein etwas ganz Besonderes. Nach zwei Jahren Corona-Pause fand dieses Ereignis auf dem Spargelfeld der Familie Willhöft in Walksfelde im Kreis Herzogtum Lauenburg Anfang April statt. Kammpräsidentin Ute Volquardsen, Spargelherzogin Charlott I., Kreispräsident Meinhard Füllner und Betriebsinhaber Klaas Willhöft stachen unter dem Beifall der zahlreichen Gäste während eines heftigen Regenschauers die ersten Stangen.
„Frischen, heimischen Spargel zu genießen, das ist für viele Menschen hierzulande ein besonderes Highlight“, sagte Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und forderte die Verbraucher und Verbraucherinnen auf, regional einzukaufen, und zwar „am besten direkt vom Feld an den Verkaufsständen, in den Hofläden oder auf dem Wochenmarkt“. Ihre Familie und sie genössen den ersten Spargel am liebsten ganz klassisch „mit neuen Kartoffeln vom eigenen Hof, Schinken und Buttersoße“.
Meinhard Füllner, Kreispräsident des Herzogtums Lauenburg, hob die besondere Bedeutung des Edelgemüses für die Region hervor: „Wir haben hier das größte Anbaugebiet Schleswig-Holsteins.“ Er habe zwar in diesem Jahr schon Spargel aus anderen Bundesländern probiert, aber dies müsse nun ein Ende haben: „Jetzt sollten wir alle Spargel aus Schleswig-Holstein essen.“
Andreas Löding, Vorsitzender des Arbeitskreises Spargel, stimmte dieser Aussage in jeder Hinsicht zu. „Wir Spargelbauern freuen uns auf die Saison.“ Seine Kollegen und er seien froh, dass in diesem Jahr genügend Helfer zur Verfügung stünden: „Einer guten Ernte steht also nichts entgegen.“
Ab jetzt größere Mengen erwartet
Einige Wochen lang, besonders im Februar, sah es aufgrund der starken Regenfälle und niedrigen Temperaturen nicht nach einem frühen Beginn der Spargelsaison aus. Das änderte sich aber schlagartig im März. „In diesem Monat schien fast durchweg die Sonne“, sagte Thomas Hanf, Unternehmensberater der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. „Unter diesen optimalen Bedingungen konnten die Landwirte aufdämmen, und danach hat die Sonne weiterhin für Wärme gesorgt, sodass der Spargel unter der Folie schnell gewachsen ist.“ Das Gros der etwa 45 Spargelbauern öffnete Mitte April die Hofläden und Stände. Das Kilo Spargel wird schätzungsweise knapp unter 20 € kosten und der Preis im Verlauf der Saison dann leicht sinken.
So erkennt man die Frische
So oder so wird sich das Warten auf die Ware aus Schleswig-Holstein wieder sehr lohnen. Zwar macht es die Globalisierung der Märkte möglich, dass Verbraucher zu jeder Jahreszeit mit frischem Obst und Gemüse aus den Anbaugebieten der Welt versorgt werden, aber es gibt gute Gründe, sich ganz bewusst dem heimischen Angebot zuzuwenden:
Saisonale Ware wird reif geerntet und hat dadurch den höchsten Gehalt an Vitaminen und wichtigen Inhaltsstoffen.
Kurze Transportwege und Lagerzeiten erhalten Frische und Qualität, und diese spielen beim Spargel die entscheidende Rolle, besteht das Edelgemüse doch zu
90 % aus Wasser. Spargel ist außerdem kalorienarm und enthält viele Vitamine. Zudem erhalten kurze Wege nicht nur die Nährstoffe, sondern schonen auch die Umwelt.
Frischen Spargel erkennt man daran, dass er geschlossene Spitzen hat und quietscht, wenn man zwei Stangen aneinanderreibt. Die Schnittstellen sollten nicht zu trocken sein. Soll das Gemüse nicht direkt auf den Tisch, empfiehlt es sich, den Spargel in ein feuchtes Tuch zu wickeln, denn dann bleiben die Stangen im Gemüsefach des Kühlschranks zwei bis drei Tage frisch.
Am liebsten aus der Region
Die meisten Verbraucher bevorzugen regionale und saisonale Produkte. Das belegt die Statistik. So essen die Menschen in Schleswig-Holstein am liebsten weißen Spargel, und den bevorzugt von Betrieben aus der eigenen Region. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt im Durchschnitt bei zirka 1,5 kg im Jahr. Aber auch grüner Spargel erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Der Verzehr liegt schätzungsweise bei rund 200 g pro Kopf und Jahr.
In Schleswig-Holstein bauen etwa 45 Betriebe auf einer Fläche von mittlerweile 500 ha Spargel an, darunter 90 ha Junganlagen, die erst nach und nach vollen Ertrag bringen. Damit bleibt die Spargelanbaufläche insgesamt in Schleswig-Holstein konstant auf niedrigem Niveau. Über 90 % des schleswig-holsteinischen Spargels werden direkt vermarktet. Das heißt, der frisch gestochene Spargel kann ab Hof, in Hofläden, an Straßenständen oder auf dem Wochenmarkt gekauft werden.
Auch wenn der Spargelanbau sich schwerpunktmäßig auf die Region um Hamburg, den klimatisch begünstigten Landesteil zwischen Lübeck und Lauenburg sowie den Raum Neumünster konzentriert, kann man während der Saison in allen Regionen Schleswig-Holsteins frischen Spargel direkt vom Erzeuger erwerben.
Die Spargelsaison endet übrigens am Johannistag (24. Juni), damit der Spargel noch ausreichend Zeit hat, durchzuwachsen und einen grünen Busch zu bilden.
Spargelstraße und Arbeitskreis Spargel
Informationen über Einkaufsmöglichkeiten von frischem Schleswig-Holsteiner Spargel direkt vom Erzeuger erhält man im Faltblatt „Spargelstraße Schleswig-Holstein” oder im Internet unter lksh.de (siehe unter Landleben/Einkaufen beim Erzeuger/Spargelstraße).
Der Arbeitskreis Spargel ist 1990 durch Initiative einiger schleswig-holsteinischer Spargelbetriebe in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer gegründet worden. In diesem Arbeitskreis diskutieren die Mitglieder über Fachfragen und setzen sich während der Saison für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ein. Dem Arbeitskreis gehören derzeit 45 schleswig-holsteinische Betriebe an.