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Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 1522

Keine guten Nachrichten zur Sojaernte in Südamerika
Von Caroline Hertell, LK-Markt
Foto: Imago

Der Krieg in der Ukraine hält an und beeinflusst fortwährend drastisch den Weltmarkt für Agrarrohstoffe, insbesondere Weizen und Mais. In der Vorwoche stiegen die Kurse an den Terminbörsen wieder einmal deutlich an und glichen vorangegangene Kursschwächen aus. Heraus sticht die Notierung für Sojabohnen in Chicago, die erneut in Richtung des historischen Höchststandes von über 17 ​US-$/bu strebt. Dass die Sojabohnenernte in Südamerika nicht gerade erwartungsgemäß verlaufen ist, weil das Wetter ungünstig war, hätte unter normalen Umständen die Marktnachrichten dominiert. Als weniger wichtig erwiesen sich seit einigen Wochen die Wetterlage in Brasilien, der Wasserstand im Paraná-Fluss und die Käufe der Chinesen. Daher hier eine kurze Darstellung der Situation am Sojabohnenmarkt.

Ernteeinbußen verknappen Ölsaaten

Das Hauptproblem für die südamerikanische Sojaernte war die Witterung im Sommer der südlichen Hemisphäre. Im zweiten Jahr in Folge präsentierte sich das Wetterphänomen La Niña und brachte eine trockene Hitze über die Anbauregionen Brasiliens, Argentiniens und Paraguays. In Teilen Brasiliens kam es hingegen zu Überschwemmungen. Die Folge sind ständige Rücknahmen der Ernteprognosen seit Jahresbeginn. So ging etwa das US-Agrarministerium im Dezember noch von einer weltweiten Sojaernte von knapp 382 Mio. t aus, davon 206 Mio. t aus Südamerika. Das Vorjahresergebnis hätte damit übertroffen werden sollen. Im neuesten WASDE-Bericht vom April stehen nur noch 351 Mio. t weltweite Ernte und davon 175 Mio. t aus den südamerikanischen Herkunftsländern. Die knappe südamerikanische Ernte an Sojabohnen reiht sich ein in die Anlässe zur Sorge um die Bedarfsdeckung am internationalen Agrarmarkt. Zwar scheint der größte Sojaimporteur China in der laufenden Saison statt der erwarteten 100 Mio. t nur 91 Mio. t Sojabohnen (laut USDA) abzunehmen. Doch das entspannt den Markt kaum. Es werden äußerst geringe Lagerbestände für das Saison­ende erwartet. Am Terminmarkt in Chicago werden die Rekordpreise gemacht, hier sind die preislichen Auswirkungen einer dürftigen Ernte nur wenige Monate her. US-Bohnen konnten zwar eine Rekorderntemenge erreichen, doch Sommergetreide erfuhren historische Einbußen. Das Risiko von Ernteausfällen ist auch in diesem Jahr da, davor warnt besonders Kanada. Für den Bereich der Ölsaaten war der Produktionsausfall von kanadischem Canola fatal. Das brachte den Rapspreis über die 500-€-Marke. Dass sich dieser noch einmal fast verdoppeln würde, wer hätte es geahnt? Durch den Ausfall von Sonnenblumen aus Russland und der Ukraine ergibt sich eine weitere Lücke am Ölsaatenmarkt.

Teure Transporte

Der Hürden nicht genug, bereitet die Logistik global Probleme. Noch immer besteht der Stau in der weltweiten Schifffahrt, welcher auf die Pandemie zurückgeht. Die Frachtraten bleiben nicht nur teuer, sondern steigen mit den Rohölpreisen weiter an. Die wachsenden Spritkosten machen auch den Lkw-Fahrern rund um die Welt schwer zu schaffen. Besonders dort, wo große Distanzen überbrückt werden müssen, ist die Kaufkraft oft schlecht und nicht selten die Tankstelle leer. So zu sehen in Argentinien, wo deshalb gestreikt wird. Immerhin führt der Río Paraná als wichtigste Wasserstraße Südamerikas noch ausreichend Wasser, doch die Messungen sehen denen des Vorjahres verdächtig ähnlich und die kritischen Monate stehen noch bevor.

Ölsaatenpolitik

Auch wenn sich Soja, Raps und Sonnenblumen nur bedingt gegenseitig ersetzen lassen, so gibt es doch gemeinsame Verwendungszwecke, darunter die Herstellung von Biodiesel. Bei all den Zahlen, welche die Knappheit beziffern, sollten rationale Überlegungen über Sorgen stehen. Ist es wirklich richtig, aus Ölsaaten mehr Biodiesel als Lebensmittel herzustellen?

Marktlage für die Woche vom 11. bis 17.4.2022

Getreide: Das knappe Angebot aus der alten Ernte stützt den Markt. Die Kurse bleiben auf dem erhöhten Niveau.

Raps: Auch prompter Raps bleibt sehr knapp. Es fehlen die Importe aus der Ukraine. Höhere Sojakurse stützen auch die Rapskurse.

Futtermittel: Die US-Sojakurse haben sich wieder erholt. In Südamerika sorgt Trockenheit für reduzierte Erträge.

Kartoffeln: Die Preisspanne bei Kartoffeln hat sich, je nach Qualität, ausgeweitet. Die Angebotsmengen reichen für den Bedarf gut aus.

Schlachtrinder: Die Party ist vorbei. In der vorigen Woche gaben bereits die Jungbullenkurse spürbar nach.

Schlachtschweine/-sauen: In der Vorwoche blieb die Notierung unverändert. Die Angebotsmengen haben sich vor Ostern erhöht.

Ferkel: Die Nachfrage hat sich beruhigt. Die Notierungen sind im In- und Ausland stabil geblieben.

Milch: Die Milchproduktion bleibt weiter hinter den Vorjahresmengen zurück. Die Butter- und MMP-Preise sind weiter gestiegen.

Schlachtlämmer/-schafe: Die erhoffte Nachfragebelebung zum Osterfest hält sich in Grenzen. Die Kurse blieben zuletzt stabil.

Markttendenz für die Woche vom 18. bis 24.4.2022

Getreide: Den hiesigen Futtermischern fehlt das Getreide aus der Ukraine. Russland liefert an Abnehmer in Asien.

Raps: Auch die Gebote für die neue Ernte bleiben auf hohem Niveau. Es gibt hier nur noch wenige freie Mengen.

Futtermittel: Rapsschrot liegt preislich auf dem Niveau von Sojaschrot. Mischfutter bleibt weiter sehr teuer, auch nach leichten Korrekturen nach unten.

Kartoffeln: Importierte Frühware wird in größeren Mengen angeboten. Diese ist zu Ostern und zum Spargel gefragt.

Schlachtrinder: Die Nachfrage ist eingebrochen. Das Lebendangebot hat sich deutlich erhöht. Die Rindfleischpreise gehen wieder zurück.

Schlachtschweine/-sauen: Man hofft auf stabile Kurse über die Osterwochen und anschließend wieder rückläufige Angebotszahlen.

Ferkel: Viele Mäster beobachten den Schweinemarkt und die Futtermittelpreise, bevor neue Ferkel gekauft werden.

Milch: Es werden vonseiten der Molkereien recht attraktive Vorkontrakte angeboten. Hier gibt es Spielraum nach oben.

Schlachtlämmer/-schafe: Erste frische Lämmer sind im Handel und erzielen Preisaufschläge. Insgesamt bleibt das Angebot gering.

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