StartNachrichtenAgrarpolitikGänse fressen Schafen das Futter weg

Gänse fressen Schafen das Futter weg

Deichschäfer unter Druck
Von Sönke Hauschild
Küste ohne Schafe? Das ist für Schleswig-Holsteiner kaum vorstellbar. Foto: Imago

Die Deichschäferei ist vor allem aus Gründen des Küstenschutzes wichtig. Man sollte erwarten, dass die Landespolitik die Deichschäfer nach Kräften unterstützt. Deichschäfer haben aber große Probleme.

Henning Hecker aus dem Sönke Nissen-Koog hält seine Schaffe auf dem Küstendeich und den Salzwiesen davor. Er sieht den Vorteil einer geringen Pacht und der Instandhaltung des Zaunes durch den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN).

Wolf und Weidehaltung funktioniert nicht

Der junge Nordfriese macht darauf aufmerksam, dass die extensive Schafbeweidung der Salzwiesen aus Gründen der Artenvielfalt und des Vogelschutzes sinnvoll sei. Die Nutztiere schaffen offene Bereiche im Vorland und eröffnen damit für viele Vogelarten ein wertvolles Biotop. Leider würden die Gänse diese Stellen schnell besetzen und damit andere Vogelarten verdrängen. Hecker hofft, dass die Landespolitik das Gänseproblem durch Entschädigung, Bereitstellung anderer Flächen oder ein anderes Gänsemanagement endlich angeht. Auch beim Wolf fordert Hecker praktikable Lösungen: „Wolf und Weidehaltung – das funktioniert nicht“, so sein Schluss. Sollte sich nichts ändern, denkt er an betriebliche Umstrukturierungen, eine Einzäunung der Schafe im Winter sei jedenfalls arbeitsmäßig nicht zu schaffen. Neben seinem Onlineshop und Hofladen würde er gern eine Verkaufsstelle am Übergang zur Hamburger Hallig bauen.

Große psychische Belastung

Schäfer Christian Peter Carstensen aus Galmsbüll ist Demeterlandwirt und darf seine Schafe deshalb nicht am Küstendeich weiden. Das LKN behält sich vor, mit Pflanzenschutzmitteln regelnd einzugreifen, sollte sich die Zusammensetzung der Grasnarbe aus Sicht des Küstenschutzes negativ verändern. Carstensen beweidet die zweite Deichlinie und berichtet, dass der Gänsefraß inzwischen über den Winter bis ins Frühjahr reicht. Dadurch können die Schafe erst später auf den Deich, der aber die Futtergrundlage seiner Tiere darstelle. Der Wolf sei zwar nicht am Deich, Gefahr drohe aber im Binnenland auf der Geest, wo die Deichschafe im Winter laufen. Carstensen macht darauf aufmerksam, dass Schafrisse eine große psychische Belastung für Halter und Herde darstellen. Er schlägt vor, den Wolf in Gebiete mit weniger Weidetieren anzusiedeln. Die vorgeschriebenen Wolfschutzmaßnahmen halten die Tiere nicht ab, der Vergleich mit Tierparks, die Wölfe halten, macht es deutlich, sagt der Nordfriese. Deichschutz sei für alle Küstenbewohner ein wichtiges Thema. Wenn Deiche brechen, sei das kein rein landwirtschaftliches Problem.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt