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Feine Unterschiede im Kostenmanagement

Was machen erfolgreiche Milchviehbetriebe anders?
Von Dr. Klaus Drescher, Landwirtschaftskammer SH
Ein striktes Kostenmanagement sowie eine hohe Produktivität machen den Unterschied beim betrieblichen Erfolg. Foto: Landpixel

Die Kurzauswertungen des Landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes geben Jahr für Jahr ein ungeschminktes Bild über die wirtschaftliche Situation der Betriebe wieder. Dort, wo eine ausreichende Anzahl von Betrieben vorhanden ist, unterscheidet die Kurzauswertung zwischen unterschiedlichen Größenklassen und auch zwischen den Kategorien wirtschaftlich erfolgreicher und abfallender Betriebe. Bei den Milchviehbetrieben steht eine ausreichend große Anzahl an Betrieben zur Verfügung, sodass diese im Weiteren näher analysiert werden können.

Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, wodurch sich die 25 % erfolgreich wirtschaftender Betriebe von den 25 % wirtschaftlich abfallender Betriebe unterscheiden, und zwar anhand von Zahlen aus der Buchführung, die „hart“ und belastbar sind. Dazu werden einige ausgesuchte Kennzahlen herangezogen (siehe Tabelle 1).

Blick auf die Eigentumsverhältnisse

Mit einer Ausnahme verfügen die erfolgreicheren Betriebe über mehr Eigentumsfläche als die weniger erfolgreich wirtschaftenden Betriebe. Spannend ist allerdings, dass die abfallenden Betriebe mehr Fläche hinzupachten, und zwar nicht nur, um die geringe Eigentumsfläche auszugleichen, sondern sogar darüber hinaus. Die weniger erfolgreichen Betriebe bewirtschaften über alle Größenklassen mehr Fläche als die besseren Betriebe. Liegt hier eine Verzerrung vor? Kann es eventuell daran liegen, dass die abfallenden Betriebe über das schlechtere Land verfügen? Dem scheint nicht so, denn die Erträge von Getreide und Ölfrüchten sind bei diesen Betrieben per se nicht schlechter als bei den besser aufgestellten Betrieben. Unterschiede sind jedoch festzustellen bei der Höhe des Spezialaufwandes. Je kleiner die Betriebe sind, desto höher fallen die Unterschiede aus. In der Größenklasse größer als 1.800.000 kg Milch sind die Unterschiede nur noch marginal. Am besten lassen sich die Unterschiede anhand der Tabelle 2 betrachten. Hier wurden der Durchschnitt der Betriebe auf eins gesetzt und die erfolgreicheren und weniger erfolgreicheren Betriebe in Relation gesetzt.

Weniger Kühe, aber mehr Leistung

Ebenfalls interessant ist, dass die erfolgreicheren Betriebe weniger Kühe melken als wirtschaftlich abfallende Betriebe, sie aber generell eine höhere durchschnittliche Milchleistung je Kuh generieren. Das heißt, dass außer in der obersten Größenklasse die gesamte verkaufte Milch zwischen beiden betrachteten Kategorien nahezu gleich ist, aber diese Milch mit weniger Hektaren erzeugt wird.
Große Unterschiede über alle Größenklassen finden sich beim Kapitaldienst wieder. Vor allem in den mittleren drei Größenklassen weichen die Zahlen gewaltig voneinander ab. Natürlich kann das im Einzelfall auch eine Momentaufnahme sein, zumal dann, wenn ein Betrieb massiv neu investiert hat. Aber interessant ist dann doch, dass die Investition in einen neuen Kälber- oder Kuhstall oder in ein neues Melkzentrum im Vergleich nicht zu einer so deutlichen Steigerung der Milchleistung geführt hat, dass man sich mit dieser zu den oberen 25 % erfolgreichen Betrieben hinarbeiten konnte.

Die Aufwendungen im Betrieb senken

Wenn man sich die Spalten „Erträge“ und „Aufwand“ in der Tabelle 2 genauer anschaut, dann stellt man fest, dass die Spanne zwischen den wirtschaftlich stärkeren und weniger starken Betrieben beim Aufwand deutlich größer ist als bei den Erträgen. Bei den Erträgen gibt es zumeist nur graduelle Unterschiede, beim Aufwand liegen die Unterschiede zum Teil schon im Bereich von 30 bis 50 %. Betriebswirtschaftlich ist hier somit der Hebel anzusetzen. Alle Betriebe befinden sich in einem Wettbewerbsmarkt, auf dem der Hauptertrag – Milch – von Handel und Molkereien vorgegeben wird. Ertragsseitig gibt es Möglichkeiten, zum Beispiel über eine höhere Milchleistung, aber die Möglichkeiten sind begrenzt. Der Spielraum auf der Aufwandseite ist dagegen deutlich höher. Folglich muss die Devise für die abfallenden Betriebe lauten: Kostenmanagement optimieren. Denn nur dann kann die Differenz beim Gewinn zu den erfolgreicheren Betrieben geschlossen werden. Beim Gewinn kumulieren sich die Unterschiede in einer Kennzahl, und die Unterschiede sind doch schon erschreckend groß. Aber nicht so sehr die Unterschiede geben zu denken, sondern vor allem die absolute Höhe. Wenn alle Betriebe gute bis sehr gute Gewinne erwirtschaften würden, käme man vielleicht zu der laxen Aussage: „Wäre schön, mehr zu haben, tut aber nicht not.“ Dem ist aber nicht so. Die abfallenden Betriebe haben nicht nur keinen ausreichenden Gewinn, sondern verbrennen noch Eigenkapital. Damit werden sie jeden Tag ärmer, obwohl die Betriebsleiter und -leiterinnen hart und lange arbeiten. Aber nicht nur die abfallenden Betriebe kämpfen um ihr Überleben, sondern auch der Durchschnitt der Betriebe. Auch diese Betriebe weisen vielfach einen zu geringen Gewinn aus mit Ausnahme von Betrieben in der Größenklasse von 1.201.000 bis 1.800.000 kg Milch. Wir haben somit nicht mehr unbedingt eine Dreiteilung im Bereich Erfolg, sondern nur noch eine Zweiteilung: erfolgreich wirtschaftende Betriebe und „übrige“.

Fazit

Wesentlicher Baustein für den wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Milchviehbetriebes ist ein optimiertes Kostenmanagement. Die Kostenseite kann vom jeweiligen Betriebsleiter stärker beeinflusst werden als die Ertragseite. Auf der Kostenseite sind demnach die größten Unterschiede zwischen den wirtschaftlich 25 % erfolgreicheren und den 25 % abfallenden Betrieben zu finden. Interessant ist hier, dass bei den Positionen Strom, Heizstoffe und Wasser und auch bei Betriebsversicherungen sehr große Unterschiede zwischen den Gruppen auftauchen.

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