Alle zwei Jahre lädt Futterkamp zum Tag des offenen Hofes ein. Am 4. Mai ist es wieder so weit. Das Lehr- und Versuchszentrum der Kammer sieht sich als Botschafter zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern. Man will ins Gespräch kommen und die moderne konventionelle Landwirtschaft zeigen. Alle, die in Schleswig-Holstein Landwirtschaft lernen, kommen einmal im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung hierher. Warum sich ein Besuch darüber hinaus für Landwirte lohnt, weiß Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer (LKSH).
Frau Volquardsen, wie hat sich die Ausbildung im Bereich der landwirtschaftlichen Tierhaltung in den letzten Jahren verändert, und welche Rolle spielt das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp dabei?
Ute Volquardsen: In den letzten Jahren haben wir einen deutlichen Wandel in der Ausbildung erlebt. Der Fokus liegt nun stärker auf moderneren Technologien, aber auch Tierwohl. Das Lehr- und Versuchszentrum bietet den Auszubildenden die Möglichkeit, neueste Methoden der Tierhaltung kennenzulernen, was sie optimal auf die Herausforderungen der Branche vorbereitet. Die Erkenntnisse aus unseren Forschungsprojekten fließen direkt in die Ausbildung ein. Wir integrieren aktuelle Forschungsergebnisse in unsere Lehrpläne und bieten den Auszubildenden die Möglichkeit, an praktischen Projekten teilzunehmen, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Was können Sie uns über die aktuellen Investitionen in Tierwohl und Digitalisierung erzählen? Welche konkreten Maßnahmen wurden bereits umgesetzt und können in Futterkamp angesehen werden?
Wir haben in den letzten Jahren – und sind auch noch voll dabei – erheblich in moderne Stallanlagen und digitale Technologien investiert. Dazu gehören etwa Sensoren zur Überwachung des Tierverhaltens und automatisierte Fütterungssysteme. Diese Maßnahmen helfen nicht nur, das Tierwohl zu verbessern, sondern auch die Effizienz der Betriebe zu steigern.
Welche Technologien halten Sie für besonders vielversprechend für die Schweine- und Rinderhaltung?
Die Digitalisierung ist entscheidend für die Zukunft der Tierhaltung. Technologien wie Big Data und Künstliche Intelligenz ermöglichen es uns, präzisere Entscheidungen zu treffen und die Gesundheit der Tiere besser zu überwachen. Ich sehe besonders viel Potenzial in der Nutzung von Datenanalysen zur Optimierung von Fütterung und Zucht. Überall an den Ställen, die einsehbar sind, werden am 4. Mai Mitarbeiter Führungen machen und stehen für Fragen zur Verfügung.
Wie reagieren die Landwirte in Schleswig-Holstein auf die neuen Standards und Anforderungen im Bereich Tierwohl?
Wir Landwirte zeigen ein großes Interesse an den neuen Standards, aber es gibt auch Herausforderungen. Viele sind bereit, in Tierwohl zu investieren, benötigen jedoch Unterstützung, um die finanziellen und praktischen Hürden zu überwinden. Wir bieten mit dem Projekt „Netzwerk Fokus Tierwohl“ ein Fortbildungsnangebot an, um diesen Übergang zu erleichtern.
Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren in der Tierhaltung?
Ich sehe eine Zukunft, in der Tierhaltung noch nachhaltiger und tierfreundlicher wird. Wir werden weiterhin in Forschung und Entwicklung investieren, um neue Methoden zu finden, die sowohl den Tieren als auch den Landwirten zugutekommen. Zudem wird der Verbraucher zunehmend Wert auf Transparenz und Nachhaltigkeit legen, was die Branche weiter vorantreiben wird.
Was möchten Sie unseren Besuchern in Bezug auf die Bedeutung der Landwirtschaft und Tierhaltung für unsere Gesellschaft mitgeben?
Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Sie ist nicht nur für die Nahrungsmittelproduktion verantwortlich, sondern auch für den Erhalt unserer Kulturlandschaft und die Förderung von Tierwohl. Ich lade alle ein, sich aktiv mit den Themen Landwirtschaft und Tierhaltung auseinanderzusetzen und die Arbeit der Landwirte wertzuschätzen. Und ganz nebenbei im Rahmen eines tollen Hoffestes mit plattdeutschem Gottesdienst und vielen Aktionen regionale Lebensmittel zu genießen.