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Ökonomie nachhaltig ausrichten!

Rinder aktuell: Das DLG-Forum der Spitzenbetriebe
Von Josephine Hahn, Landwirtschaftskammer SH
Das DLG-Forum fand dieses Jahr unter der Überschrift „Ökonomie nachhaltig ausrichten!“ statt. Fotos: Josephine Hahn

Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hat 2004 das Forum der DLG-Spitzenbetriebe als Verbundprojekt zwischen den Beratungsorganisationen und der DLG ins Leben gerufen. Das Forum soll einen Rahmen ­bilden, um einen Informations- und ­Erfahrungsaustausch zwischen den führenden Milcherzeugern und Beratern auf Bundesebene zu schaffen.

Die Spitzenbetriebe aus ganz Deutschland werden anhand ihrer Betriebszweigauswertung (BZA) ermittelt. Hier müssen sie gewisse Kennzahlen und Vorgaben erfüllen, um zu den Spitzenbetrieben zu gehören. So gehören um die 280 Unternehmen zu der Auswahl der DLG-Spitzenbetriebe und werden somit zu der alljährlichen Konferenz in Hohenroda bei Hessen eingeladen. 2025 fand das Forum der DLG-Spitzenbetriebe Milcherzeugung vom 28. Februar bis 1. März statt.

In diesem Jahr war der Schwerpunkt die nachhaltige Milchökonomie. Zu Beginn der Veranstaltung wurden die zusammengefassten Ergebnisse aus den einzelnen Betriebszweigauswertungen 2023/2024 von Dr. Stefan Weber von der LMS Agrarberatung GmbH Rostock vorgestellt und die wichtigsten Punkte aus den Berechnungen anschaulich hervorge­hoben.

Anschließend erklärte Daniel Blömer von der Firma Blömer und Kollegen GmbH, einer Steuerberatungsgesellschaft, wie ein Betrieb richtig steuerlich agieren kann und welche Möglichkeiten hier zur Verfügung stehen.

Am Abend folgte ein Vortrag von Thomas Breitling, der sein Konzept der schneider+freunde GmbH vorstellte. Sie hat die Landwirtschaft und Vermarktung im Betrieb revolutioniert und greifbar für den Verbraucher gestaltet.

Den letzten Vortrag hielt Stieneke Ijdema. Das Thema „Lean Management“ wurde von ihr für alle Beteiligten greifbar und praxisnah anhand ihres Betriebes in Dänemark dargestellt.

Spannende Arbeitskreise und Diskussionen können helfen, den ­Blickwinkel zu erweitern.

Arbeitskreise: BZA und Grassilage

Die insgesamt sieben Arbeitskreise liefen an den zwei Tagungstagen jeweils parallel ab. So hatte jeder Teilnehmer die Chance, während der Tagung zwei der Arbeitskreise zu besuchen.

Im Arbeitskreis 1 stand als Hauptthema die Betreibszweig­auswertung (BZA) im Vordergrund. Der Fokus wurde hier vor allem auf die Tiergesundheitsfaktoren gelegt, die maßgeblich zu hohen ökonomischen und produktionstechnischen Leistungen beitragen. Der Arbeitskreis BZA-Intensiv ist ein fester Bestandteil des Forums. Es werden alljährlich die Erfolgskennzahlen eines Spitzenbetriebes unter die Lupe genommen. Ziel ist es, die kleinen Feinheiten, die den Betrieb so erfolgreich wirtschaften lassen, herauszuarbeiten und zu präsentieren. Oke Thormählen und sein Team sind davon überzeugt, dass Milcherzeugung mit gesunden Kühen mehr Spaß macht. Eine gute Arbeitsorganisation und Kosteneffizienz beim Tierkomfort bilden hier die Grundlage.

Das Thema im Arbeitskreis 2 war „Grassilage – kurz und bündig!“. Die optimale Häcksellänge und damit verbundene Kosten und Arbeitsstrukturen waren hier das Hauptthema. Kim Saß-Hauschild vom Betrieb Westerkamp Holsteins stellte seine Entscheidung und den Weg zur geringen Häcksellänge bei der Grassilage dar und zeigte verschiedene Hürden und Lösungsansätze auf. Im Vordergrund dieser Umstellung lagen vor allem die Futtereffizienz und der Anspruch, die bestmögliche Ration seinen Milchkühen zur Verfügung stellen zu können. Nicht nur in der Futterselektion oder der Wiederkaueffizienz gab es durch die Veränderung der Häcksellänge Auswirkungen. Auch die Kostenstrukturen haben sich verändert. Vor allem der Ernteprozess musste hier angepasst werden, um eine effiziente und erfolgreiche Futtergewinnung zu garantieren.

Effiziente Milchproduktion

Um die Strategie zur effizienten Milchproduktion ging es im Arbeitskreis 3. Der Familienbetrieb Fuchte aus Nordrhein-Westfalen kann eine hohe Milchleistung aufweisen, die über 13.000 kg verkaufter Milch liegt. Um solche Spitzenwerte zu erreichen, bedarf es eines angepassten und konsequenten Managements für das Zusammenspiel der zahlreichen Puzzleteile. Der Grundstein für hochproduktive Kühe wird bereits in der Kälberaufzucht gelegt. Jedoch sollte auch bei der Anpaarung schon eine gezielte Nutzung von genetisch kompatiblen Tieren stattfinden. Auch auf eine reibungslos verlaufende Transitphase und Frühlaktation wird in diesem Betrieb eine große Aufmerksamkeit gelegt. Durch konsequentes Controlling bei der Fütterung und der Überwachung der Herdengesundheit wird gewährleistet, schnell zu reagieren. Diese Grundsteine bilden ein stabiles Fundament und sind für gesunde und hochproduktive Kühe unverzichtbar.

Alternative Geschäftsfelder

Der Arbeitskreis 4 hat sich mit alternativen Geschäftsfeldern rund um die Milchproduktion auseinandergesetzt. Es wurde auf die verschiedenen ergänzenden Modelle zur Milchviehhaltung eingegangen. Der Betrieb von Tobias Babel stellte sich vor und zeigte anhand des Unternehmens auf, was alles möglich ist, um eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaft auszuleben. Babel bewirtschaftet im Allgäu einen Grünlandbetrieb mit 80 Kühen und einer Heutrocknung. Zusätzlich kommen eine Schweinemast, eine Hofmeierei und ein Hofladen sowie ein Landhotel und ein Restaurant mit Brauerei hinzu. Dies ist eine sehr breite Betriebsaufstellung, von der jeder Anwesende bestimmt einige Ideen und Anregungen mitnehmen konnte.  Im Vordergrund steht jedoch, dass der Mensch, die Person, der Betriebsleiter oder die Betriebsleiterin den entscheidenden Faktor darstellt.

Intensive Kälberaufzucht

„Das Kalb von heute ist die Färse und Milchkuh von morgen!“ So lautete das Motto im Arbeitskreis 5. Konstanze und Marcus Rohwer aus Schleswig-Holstein setzen seit 2011 auf ein intensives Tränkeregime bei der Kälberaufzucht. Es wurde in dem Arbeitskreis vorgestellt und die Erfahrungen aus den Jahren weitergegeben. Der Fokus des Betriebes richtet sich vor allem auf die optimale Kälber- und Jungtieraufzucht. Dabei stellen die Gewichtsentwicklungen der Tiere und ein kontrolliertes Vorgehen in der Abtränkephase wichtige Positionen da. Aber auch die Fütterungsintensität und die Umweltbedingungen sind ein wichtiger Grundstein für eine langlebige, leistungsfähige und somit wirtschaftlich gesunde Milchkuh.

Hofnachfolge und Absicherung

Um das Planen, Regeln und Leben einer außerfamiliären Hofnachfolge ging es im Arbeitskreis 6. Gibt es keinen Hofnachfolger aus der eigenen Familie, stellt sich die Frage, ob und wie der Betrieb in Zukunft weiterbewirtschaftet wird. Eine Möglichkeit stellt die außerfamiliäre Hofnachfolge dar. Dieses doch sehr emotionale Thema wurde von der Familie Ruprecht und den künftigen Nachfolgern aus Niedersachsen sowie einem Agrarjuristen vorgestellt. So eine Hofübergabe sollte nicht unterschätzt werden. Die verschiedenen Phasen, wie der Start, die Gespräche, die Zusammenarbeit und das Zusammenleben der Familien bis hin zur erfolgreichen Betriebsübergabe/-übernahme, sollten für alle Beteiligten passend ablaufen. Diesen Rahmen zu schaffen kann eine große Herausforderung darstellen.

Der Arbeitskreis 7 griff ebenfalls ein ernstes und wichtiges Thema im Betrieb auf, das Ute Regina Voß aus Schleswig-Holstein vorstellte: Die Absicherung des Partners im Betrieb. Sei es eine Ehe oder Lebensgemeinschaft – verschiedene Fragen sollten sich Angehörige stellen. Wer haftet wofür, was passiert bei einer Trennung oder Scheidung oder sogar beim Tod eines Partners? Diese und weitere Fragen wurden in diesem Arbeitskreis aus der Praxis für die Praxis aufgegriffen und diskutiert.

Fazit

Das Forum der DLG-Spitzenbetriebe Milcherzeugung bietet den besten 25 % der Betriebe in Deutschland eine Plattform, um untereinander zu netzwerken, Inspirationen für den Betrieb zu bekommen und eigene Entscheidungen und Abläufe zu hinterfragen.

Die BZA stellt die Grundlage der Veranstaltung dar.

Verschiedene Vorträge in den Arbeitskreisen und im Plenum sollen zu Diskussion und Austausch untereinander anregen.

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