StartNachrichtenMarkt„Rin inne Kartüffeln, rut ut de Kartüffeln“

„Rin inne Kartüffeln, rut ut de Kartüffeln“

Marktkommentar
Von Claus Hoeck, LKSH-Markt
Foto: Imago

Am 6. März verkündete US-Präsident Donald Trump, dass Zölle für mexikanische und kanadische Importe für vier Wochen nicht erhoben würden, „um einen Handelskrieg zu vermeiden“. Dies, nachdem die USA nach heftigem Hin und Her am 4. März gerade Zölle auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko in Höhe von 25 % eingeführt hatten. Ottawa reagierte prompt mit Gegenzöllen in gleicher Höhe. Mexiko kündigte Ähnliches an.

Am 8. März teilte China mit, Zölle in Höhe von 100 % auf kanadische  (!) Agrargüter, vor allem Canolaöl und -schrot, erheben zu wollen, die am 20. März in Kraft treten sollen, woraufhin der Canola-Markt kollabierte. Dies war die Reaktion auf Trumps Ankündigung, seine Zölle gegenüber Kanada und Mexiko lockern zu wollen, wenn diese die US-Handelszölle gegenüber China kopieren würden.

Die erratische Zollpolitik des US-Präsidenten kann Warenströme im Handumdrehen verändern, es profitieren nur Spekulanten. Veränderungen der Fundamentaldaten für Weizen, Mais, Soja oder Raps erzielen kaum noch Kurswirkung. Die zusätzliche Volatilität an den Terminmärkten erschwert den Märkten die Orientierung und letztlich die Preisfindung auf Erzeugerebene.

Trumps Wahlversprechen: Lebensmittelpreise sinken!

Trump hat sich mit Wahlversprechen selbst in die Bredouille gebracht. Denn jeder zweite Amerikaner bezeichnete vor der Wahl die gestiegenen Lebensmittelpreise als Thema Nummer eins. Diese sind tatsächlich laut US-Landwirtschaftsministeriums zwischen 2019 und 2023 um 25 % teurer geworden – mehr als andere Konsumgüter. Im Wahlkampf ließ Trump Tische mit Waren und Preistafeln aufbauen, die verdeutlichen sollten, wie sehr US-Bürger ausgenommen würden. Er gab sich entschlossen, die Preise sofort zu senken. Nun sind einige Wochen vergangen, ohne dass etwas passiert ist. „Aber ich werde es schaffen“, sagte er gewohnt selbstbewusst.

Preissenkung durch Importzölle?

Die USA erheben bereits Zölle (von denen Trump erhebliche Einnahmen erwartet, die er zur Senkung der Gewinnsteuern der Unternehmen benötigt) auf importierte Lebensmittel, zum Beispiel auf Zucker. Der ist in den USA etwa doppelt so teuer wie in der EU. Das überrascht keinen Ökonomen, denn Zölle führen in aller Regel zu höheren Preisen und treiben die Inflation. Die USA importieren für über 10 Mrd. US-$ Obst und Gemüse aus Mexiko (und für 3 Mrd. US-$ aus Kanada). 25 % Zoll auf diese Importe führen schlicht zu einer entsprechenden Preiserhöhung. Die amerikanischen Gemüseanbauer könnten diese Mengen theoretisch übernehmen und auch von den höheren Preisen profitieren, wenn sie denn Arbeiter hätten. Aber diese lässt Trump gerade aus dem Land schaffen …

Massenabschiebung von Wanderarbeitern

Die Agrarindustrie warnt, dass Lebensmittel dadurch teurer würden, weil sie nun einmal zur Ernte auf Wanderarbeiter angewiesen sei. Schätzungen zufolge arbeiten mehrere Hunderttausend Einwanderer ohne Papiere in der US-Landwirtschaft.

Manche Ökonomen raten eher dazu, sich die Gewinnspanne des Handels und der Lebensmittelindustrie genauer anzusehen. Etwa die Waltons, die reichste Familie der Welt, zu fragen, wie sie als Eigentümer von Walmart, dem grüßten Lebensmittelhändler der Welt, zu einem Vermögen von 500 Mrd. US-$ gekommen sind. Oder die Mars-Familie, wie sie ein Vermögen von 120 Mrd. US-$ erwirtschaftet hat. Aber es ist wenig wahrscheinlich, dass Trump und sein Kreis amerikanischer Oligarchen dies so genau wissen wollen.

Viele Experten vermuten, dass Trump die Zolldrohungen als Verhandlungstaktik einsetzt, um Zugeständnisse in anderen Bereichen zu erzwingen. Jedem Marktteilnehmer bleibt die Option, diese einfach zu ignorieren, bis sie tatsächlich in Kraft treten und bleiben. Ein zusätzliches Element der Unsicherheit, das eine Preisfindung erschwert, bleiben sie auf jeden Fall. Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump sorgt für Verunsicherung nicht nur auf den Agrarmärkten, sondern auch in US-amerikanischen Haushalten und Firmen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession steigt in der größten Volkswirtschaft der Welt.

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