StartNachrichtenMarktKäufer dominieren Schweinemarkt

Käufer dominieren Schweinemarkt

Marktkommentar
Von Claus Hoeck, LKSH-Markt
Foto: Imago

Volle Ställe und überschwere Schweine: Die Überhänge dominieren nun seit Monaten den Schweinehandel in Schleswig-Holstein. Viele Partien warten seit Wochen auf Abholung und werden immer schwerer. Lebendgewichte über 140 kg sind nicht selten, haben aber die dramatische Konsequenz, dass sie als Sauen abgerechnet werden, deutlich unter dem Schlachtschweinepreis, was für die betroffenen Mäster tiefrote Zahlen bedeutet.

Abbau der Kapazitäten

Im Jahr 2024 hat die deutsche Schlachtindustrie deutlich Kapazitäten abgebaut. Vion hat sich komplett aus dem deutschen Markt zurückgezogen. Zunächst wurde dabei Anfang des Jahres der Standort in Emstek geschlossen, damit verschwand eine Schlachtkapazität von zirka 70.000 Schweinen pro Woche. Perleberg in Brandenburg wurde an die Uhlen GmbH aus Nordrhein-Westfalen verkauft. Der neue Besitzer beschloss im November 2024, die Zerlegung zu schließen und sich auf den Verkauf von Schweinehälften zu konzentrieren, was 160 Arbeitsplätze kostete und auch dazu führte, dass insgesamt weniger Schweine abgenommen wurden. Im November 2024 stellte dann auch die Leine-Fleisch GmbH in Laatzen bei Hannover, die bis dahin bis zu 10.000 Schweine pro Woche abgenommen hatte, den Betrieb ein. All diese norddeutschen Betriebe waren wichtige und traditionelle Abnehmer schleswig-holsteinischer Schweine.

Überhänge seit Dezember 2024

Schon im Dezember 2024 waren die Mastställe in Schleswig-Holstein voll. Es wurde von ersten Absatzproblemen berichtet. Die Schlachtunternehmen reduzierten ihre Aktivitäten ab der dritten Dezemberwoche, weil die Lager für das Sondergeschäft zu den Festtagen gut gefüllt waren. In den beiden letzten Dezemberwochen brachen die Schlachtzahlen feiertagsbedingt um etwa 30 bis 50 % ein. Im Januar kamen die Mitarbeiter aus Südosteuropa erst nach dem orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar zurück. Erst ab dem 13. Januar nahmen die Schlachtbetriebe wieder ihren Betrieb auf, allerdings nicht mit der vollen Kapazität, denn im Vorjahresvergleich kamen seit Jahresanfang etwa 12 % weniger Schlachtschweine an den Haken, mit allerdings höheren Schlachtgewichten. In anderen Ländern wie den Niederlanden wurden zusätzliche Schlachttage am Sonnabend gefahren …

Maul- und Klauenseuche

Mit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg brach das nächste Unheil über die Schweinemäster herein, weil Schweinefleischexport in Nicht-EU-Länder nicht mehr möglich war. Zunächst wurden auch keine Schweine aus den brandenburger Sperrgebieten mehr abgenommen. Um den betroffenen Mästern zu helfen, wurde dort ein „Schlachttag Brandenburg“ pro Woche eingeführt. Dies reduzierte die Kapazitäten überproportional, weil nach den Schlachtungen die Anlagen aufwendig und langwierig gereinigt werden mussten.

In den letzten Monaten wuchsen die Schlachtgewichte stetig an. Inzwischen müssen pro Schlachttier 5 bis 6 kg Fleisch mehr verkauft werden. Und der Markt ist sehr ruhig, es fehlt jeder Impuls für den Schweinefleischmarkt. Dabei sind Trends wie der „Veganuary“ (veganer Januar) nicht hilfreich. Der seit Oktober 2024 um 18 % von 2 €/ kg SG auf nun 1,72 €/kg SG reduzierte Schweinepreis (plus ersatzlosem Wegfall von 3 € Bonus) hatte keinen Effekt im Markt, führte weder zu geringerer Produktion noch zu zusätzlichem Fleischabsatz. Auch wenn der Drittlandexport deutschlandweit nur zirka 7,5 % der Schweineproduktion betrifft, war doch der Export ins Vereinigte Königreich von zirka 10.000 t Fleisch monatlich für Norddeutschland relativ wichtig. Jede nicht dorthin gelieferte Tonne Fleisch drückt hier auf den Markt.

Derzeitig benötigen die Schlachtunternehmen die angebotenen Mengen nicht. Wegen der Energiekosten wollen sie noch nicht für die sommerliche Grillsaison einlagern. Auch der Export in Drittländer läuft wegen der MKS nicht. So wird der Abbau der Überhänge am Schweinemarkt sich noch einige Zeit verzögern. Längerfristig sollte berücksichtigt werden, dass im LEH vor allem Ware mit Tierwohl-Label vergleichsweise gut läuft.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt