Die Abteilung Forstwirtschaft der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) berät mehr als 10.000 private und kommunale Waldbesitzer in Schleswig-Holstein. Unsere Bezirksförster betreuen Privat- und Kommunalwälder. Wir unterstützen das Waldeigentum unter anderem bei den dringenden Waldumbaumaßnahmen im Klimawandel. Was darüber hinaus noch auf der Agenda steht, dazu folgender Beitrag.
In enger Abstimmung mit dem Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz setzen wir die forstlichen Förderprogramme um. Die Lehranstalt für Forstwirtschaft (LAF) bildet junge Leute zu Forstwirten aus. Wir kümmern uns um den forstlichen Nachwuchs. Das Ausbilderteam macht Weiterbildungsangebote für interessierte Unternehmer und Waldbesitzende. Der Fachbereich Dienstleistungen erstellt mittelfristige forstliche Bewirtschaftungspläne, wertet Betriebsergebnisse aus und erstellt Waldwertgutachten. Waldbestattung, Baumkontrolle und die Vermarktung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen runden unser Angebot für den Waldbesitz ab.
Witterung zieht Grenzen
Das Jahr 2024 war global betrachtet das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der milde Winter ging in Schleswig-Holstein mit erheblichen Regenmassen einher. Bereits im Herbst 2023 konnten die Waldböden kaum noch Wasser aufnehmen. November bis März zeichneten sich durch weitere Niederschlagsmaxima aus. Vielerorts waren die Wasserstände im Wald so hoch, dass die Waldeigentümer das bereits eingeschlagene Holz nicht aus den nassen Waldstandorten rücken oder geplante Pflanzungen durchführen konnten. Der Holzmarkt litt zeitweilig. Gleichwohl brachten die hohen Niederschläge auch Gutes. Die Winter- und Frühjahrskulturen wuchsen gut an. Das gilt sowohl für das Hügelland als auch auf den Geeststandorten.
Den Wald umbauen
Schleswig-Holstein gilt im Vergleich zu den übrigen 15 Bundesländern hinsichtlich der Trockenschäden im Wald als ein „gesegnetes“ Land. Die massiven Waldschäden in West- und Mitteldeutschland blieben dem Norden bislang unbekannt. Aber Vorsicht: Auch bei uns zeigen die Bäume deutliche Hinweise auf den Klimawandel. Es ist dringend geboten, den Wald klimastabil umzubauen. Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt hat 2024 dazu eine Entscheidungshilfe zur klimaangepassten Baumartenwahl in Schleswig-Holstein entwickelt. Diese App steht dem Waldeigentümer zur Verfügung. Sie erhält Informationen zu seinem Waldstandort und empfiehlt dem Wirtschafter, welche Baumart er mit welchem Wirtschaftsrisiko anbauen kann.
Auch in diesem Jahr ging der Waldumbau voran. Im Privat- und Körperschaftswald wurden gut 126 ha geförderter Umbaukulturen angelegt, vorwiegend laubholzdominierte Mischkulturen. Die Buche und die Eiche, gefolgt von den Buntlaubhölzern, sind die führenden Laubholzarten. Auf frischen bis feuchten Standorten bilden Roterle und Flatterulme die Waldgesellschaft. Die Nadelhölzer spielen im Wirtschaftswald eine gewichtige Rolle. Die Douglasie übernimmt in maßvollem Mischungsanteil die Funktion der wasserliebenden Fichte. In geringen Mischungsanteilen sind auch neue Baumarten auf dem Vormarsch: unter anderem Schwarznuss, Esskastanie, Baumhasel und Zedernarten.
Wald wirksam schützen
Die beste Möglichkeit, den Wald zu schützen, ist es, ihn zu bewirtschaften. Waldwirtschaft pflegt den Wald. Holz zu nutzen bedeutet also, den verbleibenden Waldbestand zu vitalisieren. Dies ist gerade im parzellierten Kleinprivatwald oftmals eine Herausforderung. Daher haben sich landesweit 17 forstliche Zusammenschlüsse (14 Forstbetriebsgemeinschaften (FBG), drei Forstbetriebsverbände) gebildet, in denen vor allem der Kleinprivatwald betreut wird. Der guten Tradition der Vorfahren folgend, feierte die Forstbetriebsgemeinschaft Hohenwestedt 2024 ihr 150-jähriges Bestehen: ein Zusammenschluss, der Verantwortung für den Wald übernimmt.
In diesem Jahr konnten die Waldböden ausreichend Wasser aufnehmen und speichern. Lang anhaltende Trockenperioden im Frühjahr, Sommer und Herbst waren nicht zu verzeichnen. Diese vermindern die Baumgesundheit und erhöhen die Anfälligkeit gegen Schädlinge wie zum Beispiel bestimmte Borkenkäfer. Infolge der günstigen Jahreswitterung konnten die Rindenbrüter jedoch keinen nennenswerten wirtschaftlichen Schaden anrichten. Die Bezirksförster der Abteilung Forstwirtschaft meldeten für Schleswig-Holstein lediglich etwa 55.000 m³ Käferholz. Gleichwohl geht es den Waldbäumen im Durchschnitt zwar etwas besser, aber immer noch nicht gut. Kronen verlichten, Rinden schilfern ab. Auch die Buche leidet, sogar im Hauptwuchsgebiet. Bundesweit entwertet der Eichenkernkäfer, oft als Folgeschädling des Eichenprachtkäfers, große Flächen. Im Norden ist die Eiche bislang von dem sich ins Kernholz bohrende Käfer weitgehend verschont worden. Auch bei uns ist aber langfristig mit diesen Käfern zu rechnen. Das Eschensterben geht weiter. Die Universität Kiel hat hierzu im Verbund mit anderen Forschungsinstituten interessante Studien („FraDiv“) angestellt. In einer Lehrveranstaltung hat die LAF über die Thematik berichtet. Fazit: Es lohnt sich, die vitalen Eschen nicht einzuschlagen. Die Esche kann sich bei guter Pflege erholen. Auch sollte kleinflächig die Naturverjüngung übernommen werden. Sie trägt wesentlich zur Biodiversität im Wald und in der Bodenstreu bei.
Die Waldpflegeverträge
Die 17 Forstbetriebsgemeinschaften und drei Forstbetriebsverbände in Schleswig-Holstein wollen den Waldbesitzenden helfen, die strukturbedingten Schwierigkeiten besser zu meistern. Dazu bedarf es finanzieller Möglichkeiten. 2024 entfiel die Geschäftsförderung für die forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse. An die Stelle dieser Förderung traten die Waldpflegeverträge. Der Vertrag wird zwischen dem forstlichen Zusammenschluss und jedem einzelnen Waldeigentümer geschlossen. Die FBG informieren den Grundeigentümer über die Verkehrssicherung in seinem Wald. Sie laden die Mitglieder zu Naturschutz- und Waldschutzveranstaltungen ein. Im Gegenzug erhalten die forstlichen Zusammenschlüsse Zuwendungen zur Optimierung des Zusammenschlusses. Die Abteilung informierte die forstlichen Zusammenschlüsse in Lehrveranstaltungen und Mitgliederversammlungen. Die Bezirksförster und forstliche Dienstleister halfen, die Anforderungen der Waldpflegeverträge zu meistern. 2024 wurden 2.600 Waldpflegeverträge abgeschlossen. Die Fördersumme betrug über 1 Mio. €. Schon jetzt bleibt festzuhalten: Die Waldpflegeverträge sind ein großer Erfolg für das Waldeigentum und für den Wald in Schleswig-Holstein. Weitere etwa 3,5 Mio. € Fördermittel des Bundes und des Landes flossen in den Waldumbau, Aufforstungen, Waldpflegemaßnahmen, Waldwegebau und Waldschutzprojekte.
Wald wandeln
Die Bestattungskultur wandelt sich, auch in Schleswig-Holstein. Viele Menschen suchen ihre letzte Ruhe im Wald. Die Landwirtschaftskammer betreut 21 Ruheforste in Schleswig-Holstein und auch Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2024 war die Nachfrage nach dieser naturnahen Form der Bestattung weiterhin hoch. Die Energiewende betrifft uns alle. Durch große Bauprojekte entstehen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Wir konnten in diesem Jahr etlichen Flächeneigentümern bei dem Verkauf von Ökopunkten helfen. Vermarktet wurden 1,5 Millionen Ökopunkte. Es entstanden 13 km neue Knicks und 35 ha neuer Ersatzwald: ein Sachbereich mit weitersteigender Nachfrage. Als forstliche Dienstleister richteten wir 5.500 ha Waldfläche neu ein und erstellten 25 aktuelle Waldwertgutachten. Viele Forstbetriebe schließen sich unserem Benchmarking an. Der fachliche Austausch ist mittlerweile ein Gewinn für alle Beteiligten, diefür mehr als 12.500 ha Waldfläche stehen. Wir kümmern uns um die Verkehrssicherheit im Wald, ein immer wichtigeres Thema für Waldeigentümer. Über 100 Vertragspartner vertrauen auf unsere Expertise. Auch hier nutzen immer mehr Waldbesitzende unser Dienstleistungsangebot.
Der Klimawandel schreitet voran. Waldmoore speichern CO2. In Schleswig-Holstein gibt es rund 15.000 ha Waldmoore. Im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung im Frühjahr 2024 informierte die Abteilung Forstwirtschaft interessierte Waldeigentümer über den Stand der CO2-Vermarktung. Als Gastrednerin konnten wir Dr. Stefanie von Schelia David vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Bad Segeberg begrüßen. Hier gilt es, für die privaten und kommunalen Waldeigentümer ein Geschäftsfeld zu entwerfen. Erste Pilotprojekte werden angeschoben.
Ausbilden
Die Lehranstalt für Forstwirtschaft bildet junge Forstwirtinnen und Forstwirte am Standort Bad Segeberg für die Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg aus. 2024 folgten gut 50 junge Auszubildende dem theoretischen und praktischen Unterricht. Darüber hinaus ist die Lehranstalt für die Weiterbildung rund um die Forstwirtschaft zuständig und hat rund 30 Veranstaltungen für Waldbesitzende, Mitarbeiter von Forstbetrieben und sonstige Interessierte angeboten und durchgeführt. Die Nachfrage nach technischen Lehrgängen übersteigt dabei vielfach die Angebotsmöglichkeiten und zeigt die Bedeutung einer fundierten Aus- und Weiterbildung in der Forstwirtschaft.
Fazit
2024 war ein bewegendes Jahr. Der Klimawandel mahnt zum Umbau der Kommunal- und Privatwälder. Die Abteilung Forstwirtschaft der Landwirtschaftskammer unterstützt mit den verschiedenen Fachbereichen und Bezirksförstern die Waldbesitzenden bei den vielfachen Herausforderungen.