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Fleischkonsum ist in der Bevölkerung „stark verankert“

Politik, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen betonen die Bedeutung des Tierwohls beim Fleischkonsum
Von Redaktion
Die meisten Konsumentinnen und Konsumenten haben nach wie vor Appetit auf Fleisch. Foto: Imago

Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Fleischindustrie, des Fleischhandwerks, von Handel und Politik diskutierten beim diesjährigen Deutschen Fleisch-Kongress am 26. und 27. November in Mainz über aktuelle Themen wie das veränderte Konsumverhalten der Kunden, Transformationsstrategien, Tierwohl und Nachhaltigkeit sowie die Potenziale von Fleischalternativen. Eine aktuelle Studie der Universität Göttigen, die vorgestellt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass es für 70 % der Deutschen „nomal“ ist, Fleisch zu essen.

Der Verzehr von Fleisch sei in der deutschen Bevölkerung „stark verankert“. Das hat Prof. Achim Spiller von der Universität Göttingen jetzt auf dem Deutschen Fleisch-Kongress 2024 erklärt. Laut aktuellen Ergebnissen seiner Forschungsarbeit fänden es 70 % der Deutschen „normal“, Fleisch zu essen. Ebenfalls 70 % werteten Fleisch als Bestandteil einer gesunden Ernährung. Drei Viertel hielten den Konsum von Fleisch für einen vernünftigen Grund, Tiere zu töten.

Besonders häufig greifen die Konsumenten in Deutschland immer noch zu Schweinefleisch. Ihr Appetit auf Geflügelfleisch wächst aber. Das berichtete Werner Lauß von YouGov unter Verweis auf das eigene Verbraucherpanel.

Demnach hatte Schweinefleisch im September einen mengenmäßigen Marktanteil von 32,6 %, Geflügelfleisch von 31,3 %. Zentrales Kriterium bei der Produktauswahl bleibe der Fleischpreis, so Lauß. Er sei 55 % der Befragten sehr wichtig.

Tierwohl für Konsumenten immer wichtiger

Die Bundestierschutzbeauftragte Dr. Ariane Kari unterstrich die Bedeutung des Tierwohls. Es werde von immer mehr Verbrauchern gewünscht. Allerdings stimme die Kaufbereitschaft oft nicht mit dem tatsächlichen Kaufverhalten überein. An dieser Stelle sei mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig.

Der Präsident der Albert-Schweitzer-Stiftung, Mahi Klosterhalfen, forderte in einem Streitgespräch mit dem Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Wolfgang Schleicher, Produkte der niedrigen Haltungsformen irgendwann aus dem Angebotssortiment herauszunehmen. Dem widersprach Schleicher vehement. Der Verbraucher müsse die Wahl behalten. Eine zwanghafte Sortimentsumstellung dürfe es nicht geben.

Wirtschaft fühlt sich ausgebremst

Vertreter von Lebensmittelunternehmen unterstrichen das Engagement der Wirtschaft im Bereich Tierwohl. Dr. Carolin Winkel vom Kompetenzzentrum Landwirtschaft der Rewe Group verwies auf firmeneigene Projekte wie das Strohwohl-Projekt der Rewe-Region West, bei dem Schweine mit einem größeren Platzangebot und Auslaufmöglichkeiten auf Stroh gehalten werden.

Der Head of Public Affairs bei Tönnies Lebensmittel, Thomas Dosch, wertete die Themenfelder Fleisch und Tierhaltung als zu wichtig, um sie Kritikern zu überlassen. In der Tierwohldiskussion müssten alle offen miteinander reden. Außerdem sei es die Wirtschaft, die Lösungen schaffe. Der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsforums Nord-West, Sven Guericke, ergänzte, dass die Wirtschaft Themen eher aufgreife als die Politik. Vielmehr würden unternehmerische Initiativen von der Politik oft „ausgebremst“. age

Mit gutem Gewissen essen

Initiative Fleisch startet Werbekampagne für Rotfleisch

Deutschland bekommt eine Kommunikationsstrategie für den Verzehr von Rotfleisch. Mit diesem Ziel ist kürzlich die Initiative Fleisch, eine Gesellschaft des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und des Verbandes der Fleischwirtschaft (VDF), gestartet. Darauf hat die Geschäftsführerin der Initiative, Dr. Kirsten Otto, jetzt auf dem Deutschen Fleisch-Kongress 2024 in Mainz hingewiesen.

Laut Otto reagiert die Initiative damit auf das derzeitige Image- und Absatzproblem von Rotfleisch sowie undifferenzierte Beiträge über Forschungsergebnisse. Geplant sei, Rotfleisch durch umfangreiche Werbemaßnahmen etwa im Fernsehen und in den Social-Media-Kanälen als festen Bestandteil einer gesunden Ernährung zu revitalisieren. Rotfleisch solle wieder „mit gutem Gewissen“ verzehrt werden können. Davon erhoffe man sich auch höhere Absätze für die Fleischwirtschaft.

Angesprochen werden sollen mit der Kampagne nach den Angaben Ottos Meinungsbildner und Fleischesser.

Das größte Potenzial für eine Stärkung des Fleischkonsums sieht sie bei den deutschlandweit etwa 20 Millionen „bewussten Genießern“. Diese griffen vergleichsweise selten zu Rotfleisch und kauften nach hohen Qualitätskriterien ein. Nicht zur Zielgruppe gehörten Fleischverweigerer. Auch an diesen gingen die Kommunikationsinhalte aber sicher nicht vorbei. Angaben zum Budget, das der Initiative zur Verfügung steht, machte Otto auch auf Nachfrage nicht. age

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