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Flüssige Wirtschaftsdünger nur noch verlustarm

Ab 2025 streifenweises Ausbringen oder Schlitzen auf Grünland
Von Peter Lausen, Dr. Lars Biernat , Landwirtschaftskammer SH
Durch Separierung von Gülle und Gärrest können die Infiltration und damit die N-Ausnutzung verbessert und die Futterverschmutzung reduziert werden, wie hier bei einer Vorführung in Futterkamp. Li.: Gärrest ohne Aufbereitung, r.: flüssige Phase von Gärrest nach Separierung. Fotos: Peter Lausen

Im Ackerbau greift die Anforderung der Düngeverordnung (DÜV) zur streifenförmigen Aufbringung von Wirtschaftsdüngern für bestelltes Ackerland bereits seit 2020. Auch im Grünland ist mit dem Ende der Sperrfrist im Frühjahr 2025 die Aufbringung über emissionsärmere Techniken vorgeschrieben. Dies kann durch streifenweise, boden­nahe Ablage oder durch Injektion mit Schlitzgeräten erfolgen. Damit ist eine Breitverteilung durch Schwenk- oder Prallkopfverteiler auf dem Grünland nicht mehr zugelassen.

Eine Befragung auf dem Grünlandportal SH im Jahr 2023 ergab, dass von den 366 Teilnehmenden über 40 % auf Grünland vorwiegend den Breitverteiler einsetzten. Knapp 10 % arbeiteten mit einem Schlitzgerät, und jeweils knapp ein Viertel wendete Schleppschuh oder -schlauch an. Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich auch in Befragungen im Rahmen der Pflichtberatungsseminare für Betriebe mit Flächen in der N-Kulisse.

Durch die Vorgaben der DÜV zur Düngeplanung und noch mehr durch die um 20 % zu reduzierenden N-Düngemengen sowie die zusätzlichen Einschränkungen der 170-kg-Obergrenze in der N-Kulisse steigt die Anforderung jeder Wirtschaftsdüngergabe hinsichtlich des Zeitpunktes, der Mengenverteilung, insbesondere aber auch im Hinblick auf die Optimierung der Ausbringtechnik, um durch Ammoniakverluste fehlenden Düngestickstoff zu vermeiden.

Es ist auch Vorgabe der EU durch die NEC-Richtlinie, die klimaschädigenden Ammoniakverluste deutlich zu reduzieren. Die Ausbringung von Wirtschaftsdünger ist dabei eine der wesentlichen Stellschrauben.

Jede Geruchsbelästigung durch ausgebrachte Wirtschaftsdünger ist nicht nur ärgerlich für Anwohner, sondern weist auch auf Prozesse hin, die N-Verluste in Form von klimaschädlichem NH3 verursachen.

Warum streifenweise und bodennah?

Durch eine streifenweise Ablage wird die Oberfläche, auf die die Gülle nach der Ausbringung einwirken kann, erheblich verringert. Bei der Breitverteilung ist das Sprühen der Gülle durch die Luft schon ein erheblicher Verlustfaktor. Durch das Besprühen des gesamten Grasbestands wird jedoch weit mehr als 1 m² Grasoberfläche je 1 m² Boden benetzt. Dies haftet lange Zeit an den Gräsern.

Daher ist die Aufbringung mit Minipralltellern an Schlauchausläufen eines Schlauchverteilers auch als Breitverteilung zu sehen und auf Grünland ab 2025 nicht mehr zugelassen, auch wenn die Querverteilung und Windabdrift durch diese Technik zweifelsohne sehr viel besser ist als beim Schwenkkopf- oder Prallkopfverteiler.

Bei einer streifenweisen Ablage mit einem üblichen Reihenabstand von 25 cm werden hingegen nur etwa 20 % der Fläche benetzt. Bei Schlitzgeräten ist es noch weniger. Die kleinere Oberfläche ist eine Ursache für die geringeren gasförmigen N-Verluste. Die bodennahe Ablage unter das Grasdach ist eine weitere Ursache, weil dadurch der Luftaustausch reduziert und das Eindringen in den Boden verbessert wird.

Welche Technik steht zur Verfügung?

Beim ­Schleppschlauchverteiler drücken die über den Pflanzenbestand gezogenen Schläuche die Gräser ein wenig zur Seite und legen die Gülle im Band ab. Zumeist bleibt das Gras an den Stellen jedoch unter der Gülle. Wenn es nach der Applikation trocken bleibt, kann das Band auch bei nachfolgendem Regen unter Umständen nicht mehr aufgelöst werden. Dann wächst die Gülle mit dem Gras hoch und gelangt anteilig in die Silage.

Solche Futterverschmutzungen sind unbedingt zu vermeiden. Die Gefahr ist bei der Güllegabe zum ersten Schnitt weit weniger gegeben als zum zweiten oder dritten Schnitt, denn dann ist es wärmer, trockener, die Zeit bis zur Ernte kürzer, und die Grasstoppeln lassen nach einem Schnitt den Schlauch häufig nicht tiefer einsinken. Je nachdem welche Bedingungen vorherrschen, sind durch Schleppschlauchaufbringung auf Grünland gegenüber einer Breitverteilung 10 bis 30 % der gasförmigen Verluste vermeidbar, wie die Tabelle zeigt.

Schleppschlauchverteiler haben unter den Verteilgeräten je 1 m Arbeitsbreite das geringste Gewicht. Sie sind in allen Arbeitsbreiten bis 36 m erhältlich und können in allen Kulturen angewendet werden, außer vielleicht in höherem Raps.

Schleppschuhverteiler – so geht’s!

Die beim Schleppschlauch genannten Probleme der Applikation treten beim Schleppschuh weit weniger auf. Da die Gülle hier nicht frei aus dem Schlauch läuft, sondern aus einer federbelasteten Kufe austritt, ist das Band zum einen schmaler, zum anderen kann die Kufe an den Grasstoppeln vorbei auf den Boden geführt werden. Die gemessenen Verlustreduktionen liegen hier bei 40 bis 60 % (Tabelle).

Die besten Ergebnisse lassen sich bei frisch ausgetriebener Grasnarbe nach einem Schnitt erzielen, da neue Blätter dann den Luftaustausch reduzieren. Ist der Neuaufwuchs bereits kräftig etabliert, drückt der Schuh die Blätter herunter. Da auch bei höherem Kufendruck die Blätter nicht durchtrennt werden, liegt die Gülle dann darauf. Dann sind dieselben Probleme wie beim Schleppschlauch festzustellen.

Der übliche Reihenabstand ist 25 cm. Einige Hersteller bieten einen Doppelschuh an. Dadurch werden Reihenabstand und Gülleband halbiert, was die Gefahr einer Futterverschmutzung reduziert.

Schleppschuhverteiler sind gegenüber dem Schleppschlauch schwerer, brauchen je nach Kufendruck und Reihenabstand mehr Zugkraft und werden nur bis 24 m Arbeitsbreite gebaut. Sie können auch gut in wachsendem Getreide oder Raps eingesetzt werden. Dies gilt aber nicht als Einarbeitung auf unbewachsenem Boden.

Unterschiedliche Schlitzgeräte

Es gibt einscheibige Geräte, die in den Boden einen Spalt drücken, der so tief geführt wird, dass die gesamte applizierte Gülle darin abgelegt wird. Bei diesem Verfahren sind jeweils zwei Scheiben an einem Arm schwenkbar montiert, was eine Kurvenfahrt vereinfacht.

Eine andere Ausführung arbeitet mit zwei schräg gestellten selbstschärfenden Scheiben, die einen ebenso großen Spalt öffnen. Bei diesem Verfahren gelingen das Eindringen in den Boden und das Abschneiden der Blätter etwas besser. Bei sehr trockenem Boden wird auch hier nur der Boden angeritzt, was aber gegenüber Schleppschlauch und Schleppschuh, gerade bei Gaben zum zweiten und dritten Schnitt, die Futterverschmutzung deutlich reduziert, ein Eindringen der Gülle in den Boden verbessert und weniger Ablüftung zulässt.

Daher wurde bei diesem Verfahren eine Reduktion der gasförmigen Verluste um 60 bis 80 % erreicht (Tabelle). Da bei jeder Überfahrt Boden geöffnet wird, kann bei diesem Verfahren durch Zugabe von beispielsweise 5 kg/ha Deutschem Weidelgras in das Güllefass eine Nachsaat vorgenommen werden, die gut gelingt.

Der höhere Wirkungsgrad von Schlitzgeräten gegenüber den beiden anderen Verfahren bedingt, dass sie schwerer und teurer je 1 m Arbeitsbreite sind. Hinzu kommt, bedingt durch geringere Arbeitsbreiten, eine geringere Flächenleistung.

Verfahren der Ansäuerung

Mit der Zugabe von 3 bis 5 l Schwefelsäure je 1 m³ Gülle oder Gärrest kann eine pH-Wert-Absenkung auf unter pH 6,5 erreicht werden. Dadurch wird der Übergang von Ammonium zu Ammoniak stark reduziert. Gegenüber einer Schleppschlauchausbringung ohne Ansäuerung können durch Säurezugabe noch zusätzlich 50 % der gasförmigen Verluste vermieden werden, insbesondere bei Gaben zum zweiten und dritten Schnitt. Dadurch wird eine ähnliche Verlustreduktion wie beim Schlitzen erreicht. Durch die Schwefelsäure kann in den meisten Fällen auf eine Schwefeldüngung über Mineraldünger verzichtet werden.

Auch frische Gülle aus dem Rinderstall hat durch enthaltene organische Säuren einen niedrigeren pH-Wert, der durch längere Lagerung jedoch ansteigt.

Ertragswirkung der Aufbringverfahren

Die Reduktion der gemessenen Ammoniakverluste führt auch tatsächlich zu höheren Erträgen. Die Ergebnisse eines Versuchs in Schuby sind in der Grafik dargestellt. Dabei wurde zu den ersten beiden Schnitten Gülle in ortsfesten Parzellen mit den genannten Verfahren ausgebracht. Wird der Ertragseffekt aus der mineralischen Ergänzungsdüngung herausgerechnet, ergibt sich gegenüber der Breitverteilung ein relativer Ertragsvorteil beim Schleppschlauch von 4 %, beim Schleppschuh von 9,3 % und beim Schlitzen von 17,4 %.

Es wird erkennbar, dass der Ertrag zunimmt, je tiefer die Gülle abgelegt wird und je weniger damit dem Wind und der Sonne ausgesetzt ist. Je verlustmindernder die Technik ist, umso besser gelingt es, mit den Einschränkungen durch die DÜV, insbesondere in den Roten Gebieten, klarzukommen und die steigenden Kosten der Ausbringung zu tragen.

Verschmutzung von Futter

An einigen Stellen wurde bereits auf eine mögliche Futterverschmutzung hingewiesen. Dabei geht es darum, dass Gülle und gegebenenfalls auch Gärreste Clostridien und Kolibakterien enthalten können, die bei der Ausbringung nicht auf den Boden gelangen und am Gras antrocknen. Wenn dann kein ausreichender Niederschlag folgt, um die Gülle aufzuweichen und abzuwaschen, werden Teile der Gülle mit der Silage geborgen und landen auf dem Futtertisch.

Solche Silage kann die Gesundheit der Rinder gefährden und ist zu vermeiden. Dies kann durch Einschlitzen und Schleppschuhausbringung beim Durchgrünen der Narbe geschehen und natürlich bei bevorstehendem Regen. Aber auch durch die Struktur der Gülle kann eine Ablage mit schnellem Eindringen in den Boden erreicht werden. Bei vergorener Gülle, scharfem Cutter, ganz besonders durch Separieren, lassen sich die langen Fasern bei der Aufbringung vermeiden, durch die die Gülle an dem Pflanzenbestand festhängt.

Die streifenweise Aufbringtechnik

Die Anpassung an die künftigen technischen Anforderungen kann darin bestehen, einen Lohnunternehmer oder den Maschinenring zu beauftragen, eventuell auch nur bis die neue Technik geliefert wird. Aber auch die Maschinengemeinschaft kann eine Lösung sein, mit der vorhandene Technik zur Zubringung genutzt werden kann.

Bei einer Nachrüstung des vorhandenen Güllewagens ist zu beachten, dass das beladene Güllefass mit Ausbringtechnik auf der Straße teilweise nur weniger als 12 t bei Zugmaulkupplung und 14 t bei K80-Kupplung auf die Waage bringen darf. Daher ist auf das zulässige Gesamtgewicht zu achten. Wenn ein schweres Ausbringgerät an einem Einachser mit relativ weit vorn liegender Achse angebracht wird, kann es bei Leerfahrt zu negativem Kupplungsdruck kommen, was zu vermeiden ist.

Neben den genannten Verteiltechniken sind auch andere Techniken auf dem Markt, die ebenfalls bodennah streifenweise applizieren. Die Technikförderung des Bundeslandwirtschaftsministeriums über die Rentenbank ist nun ausgelaufen und wird nicht wieder aufgelegt.

Fazit

Ab Februar 2025 dürfen Gülle und Gärreste auf dem Grünland nur noch bodennah und streifenweise aufgebracht werden. Dazu stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Die Verlustminderung gelingt umso besser, je tiefer die Gülle unter dem Grasdach abgelegt werden kann. Damit steigen die Kosten, aber die Wirtschaftlichkeit wird auch durch die N-Ausnutzung des Wirtschaftsdüngers bestimmt.


Weiterbildungsseminar am 21. November 2024

Welche Gülleausbringtechnik für meinen Betrieb? So lautet das Seminarthema am Donnerstag, 21. November. Es wird auch praktische Anschauung geboten und die im Artikel angesprochenen Themen sollen vertieft und diskutiert werden. Anmeldungen dazu im Agrarterminkalender.


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