StartNachrichtenWald & JagdWeltgrößte Forstmesse mitten in Deutschland

Weltgrößte Forstmesse mitten in Deutschland

KWF-Tagung in Hessen mit über 500 Ausstellern aus 30 Ländern
Von Christian Mühlhausen
Die KWF-Tagung ist mittlerweile die weltgrößte Forstmesse. Fotos: Landpixel

Die Tagung des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) wurde kürzlich in Schwarzenborn ausgetragen. Für vier Tage wurde die kleinste Stadt Hessens zum Mekka der Forstbranche: Die KWF-Tagung ist mit 50.000 Besuchern sowie 521 Ausstellern aus 30 Ländern die größte Forstmesse der Welt und hat vor ein paar Jahren den bisherigen Spitzenreiter, die Elmia Wood im schwedischen Jönköping, abgelöst.

Die Messe ist ein Dreiklang aus Forstmesse mit Neuheitenschau einem Kongress sowie 5 km langem Parcours, bei dem 32 moderne Arbeitsverfahren in Echtzeit vorgeführt und moderiert werden mit Nennung der Vor- und Nachteile, Kosten sowie Auswirkung auf Umwelt und Ergonomie – von der Flächenvorbereitung und Bestandesbegründung über Jungwuchs-/Jungbestandspflege sowie Holzernte und Sonderthemen bis hin zur Schadholzarena. Der besondere Reiz ist dabei, dass sie jedes Mal an einem anderen Ort stattfindet. Einem Wanderzirkus gleich, zieht sie alle vier Jahre um.

Die vier Sonderschauen des KWF setzten die Themen Integriertes Waldbrandmanagement, Forschungsschwerpunkte in der Forstwirtschaft, Tracking und Tracing in der Holzbereitstellungskette sowie Prävention und Bekämpfung von Schadinsekten in den Mittelpunkt. Abgerundet wurde das Programm durch Fachvorträge, Podiumsdiskussionen und Gesprächskreise in der Zukunftswerkstatt und dem Fachkongress. Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis präsentierten dem Publikum unter anderem aktuelle Forschungsergebnisse und innovative Lösungsansätze für die Herausforderungen der modernen Forstwirtschaft.

Neuheiten auf der KWF-Tagung

Allein auf der Hüfte am Gürtel getragen, führt Arbeitsgerät häufig zu ergonomisch unschönen Situationen. Abhilfe schaffen soll der Nordforest-Forstgurt.

Keine Messe ohne Neuheiten: Die KWF-Tagung bot den national und international agierenden Unternehmen die Möglichkeit, ihre Entwicklungen einem großen Publikum vorzustellen – von Software-Lösungen über technische Verbesserungen bei Harvestern und Rücke­zügen bis hin zu Hilfsmitteln für den praktischen Waldbau. Für den Nachbericht wurden die für den Privatwald relevanten Neuheiten angeschaut, die zum Teil mit dem Innovationspreis „KWF-Member-Award 2024“ ausgezeichnet oder nominiert wurden.

So ist Stihl einer der Preisträger mit seiner neuen Rapid-Hexa-Sägekette, die sich durch eine besondere Form des Kettenzahns auszeichnet und eine 15 % längere Schärfe im Vergleich zu einer Vollmeißelkette haben soll. Die Form der Schneidezähne und der eigens dafür entwickelten Hexa-Sechskantfeile sind nach Firmenangaben optimal aufeinander abgestimmt. Somit müsse die Hexasägekette im Vergleich zu anderen Sägeketten weniger häufig nachgeschärft werden.

Spillwinde mit Akkubetrieb

Ebenfalls prämiert würde die Firma Forstreich mit ihrer Spillwinde mit Akkuantrieb. Diese ist mit Zweiganggetriebe und Funksteuerung ausgestattet, verfügt über 1.000 kg Zugkraft im Kraftgang sowie 250 kg Zugkraft im Schnellgang, wobei Schnell- und Kraftgang per Fernbedienung umschaltbar sind. Nach Unternehmensangaben präsentiert man die erste Akku-Spillwinde mit Funksteuerung. Dadurch entfalle das lästige Konzentrieren und Ziehen am Seil. Der Bediener könne sich frei bewegen und in die optimale und sicherste Position begeben, die Gangumschaltung erfolgt ebenso bequem per Fernbedienung.

Teilautomatisierte Pflanzmaschine

Eine Auszeichnung erhielt auch die Pflanzmaschine Plantomat Flex von Pfanzelt. Sie sei in Kombination mit der Forstraupe Moritz „die Lösung für das naturnahe, leistungsstarke Aufforsten“. Beim System Flex sind die Fräse und die Pflanzmaschine getrennt, es seien 170 Pflanzen pro Stunde möglich. Bisher waren Pflanzmaschinen nur für große und schwere Trägerfahrzeuge verfügbar wie Bagger, Forwarder oder Schlepper. Mit der Containerpflanzmaschine Plantomat an der Forstraupe Moritz sei es erstmals mit bodenschonender Kleintechnik möglich, maschinell zu pflanzen.

Die Pflanzmaschine ist dabei mit einer hydraulisch angetriebenen Frässcheibe ausgestattet, um das Pflanzbeet von ungewolltem Aufwuchs und der Humusschicht zu befreien. Danach wird ein Pflanzloch vorbereitet, und nach dem Setzen der Pflanze wird diese mittels einer hydraulisch betriebenen Vorrichtung angedrückt, um den notwendigen Bodenkontakt sicher zu stellen.

Die Containerpflanzmaschine pflanzt teilautomatisiert, wobei der Bediener das Fahren und Positionieren des Moritz übernimmt – der Pflanzvorgang selbst erfolgt komplett automatisch. Durch das System kann die Stückzahl pro Stunde nahezu verdoppelt werden, da das Fräsen und Pflanzen gleichzeitig durchgeführt wird. Waren vorher nach Firmenangaben etwa 100 Containerpflanzen pro Stunde möglich, sind es jetzt bis zu 170 Pflanzen pro Stunde.

Akku-Kettensäge mit Kupplung

Die 542i XP als weltweit erste Akku-Kettensäge mit Kupplung hat Husqvarna vorgestellt, auch sie wurde prämiert. Die Fliehkraftkupplung biete die Kontrolle und das Verhalten einer benzinbetriebenen Säge bei gleichzeitigem Komfort einer Akku-Säge, so das schwedische Unternehmen. Die Kupplung ermögliche sanftere Starts und Stopps, sorge bei jedem Schnitt für einen kräftigen Anschub und verbessere die Effizienz bei Stopp- und Startsequenzen. Darüber hinaus wurde das Design verbessert, woraus sich ein optimierter Spanauswurf ergebe. Ein digitaler Sensor zeigt an, wann Kettenöl nachgefüllt werden muss, wodurch sich der Kettenverschleiß reduzieren soll.

Berührungsloses Schnittschutzsystem

Einen Award gab es auch für das berührungslose Schnittschutz-System von Infaco („DSES Contactless“). Es erzeugt einen virtuellen Sicherheitsbereich, um den Schneidkopf beim Arbeiten mit einer Akku-Astschere, wie sie beispielsweise im Obst-, Garten- oder Weinbau verwendet wird. Das System arbeitet mit Sensortechnologie, um Hand oder Finger zu erkennen und den Schneidvorgang automatisch zu stoppen, bevor es zu gefährlichen Situationen und Verletzungen kommt. Dadurch werde ein berührungsloser Schnittschutz ermöglicht, der die Verletzungsgefahr für den Benutzer erheblich reduziert. Das System reagiere in Echtzeit, um die Sicherheit zu gewährleisten. Dies ermöglicht eine schnelle und präzise Anpassung während des Betriebs, ohne dass der Benutzer manuell eingreifen müsse.

Innovativer Schutz von Einzelbäumen

Die Arbotrade-Wuchshüllen zum Einzelschutz von Bäumen sind biologisch abbaubar.

Einen enormen Innovationsschub erlebt die Branche seit kurzer Zeit im Bereich des Einzelschutzes von Waldbäumen, den sogenannten Wuchshüllen. Waren diese früher meist in Teilen auf Erdölbasis mit entsprechenden Problemen beim Belassen im Wald, werden seit einigen Jahren Varianten aus den verschiedensten nachwachsenden Rohstoffen entwickelt. Allein in diesem Bereich gab es bei diesem Neuheitenwettbewerb Anmeldungen von sechs Unternehmen.

Einen wichtigen Impuls gab die Hochschule Rottenburg mit ihrem Forschungsprojekt „The Forest Cleanup“, mit der das Thema mit dem Müll im Wald vor allem bei den KWF-Thementagen 2022 in Jessen in den Fokus gerückt wurde. Aus diesem Projekt und unter Begleitung der Hochschule ist auch die Arbotrade-Wuchshülle auf Basis von vollständig biobasierten Kunststoffen entstanden. Die biologische Abbaubarkeit der Materialien sei nicht nur im Labor, sondern auch unter realen Waldbedingungen in Echtzeit bei Kontakt zum Waldboden geprüft worden.

Die Wuchshülle erfülle auch alle Ansprüche an die Funktionalität: Sie wird flach und platzsparend geliefert und ist aufgrund ihres geringen Gewichts von 260 g auch in großer Stückzahl leicht zu transportieren. Innerhalb von 30 s lässt sie sich zeitsparend aufbauen, um auch große Aufforstungsflächen problemlos zu bewältigen. Die Wuchshülle schützt nach Firmenangaben zirka fünf Jahre vor Verbiss und biete aufgrund des geschlossenen Korpus und der überdurchschnittlichen Lichtdurchlässigkeit des Materials die gewünschte Wuchsbeschleunigung.

Um das gesamte Produktsystem nachhaltig zu gestalten, besteht auch der Kabelbinder zur Befestigung am Haltestab aus dem gleichen Material. Seit über zweieinhalb Jahren befinde sich die Wuchshülle auf Versuchsflächen der Hochschule Rottenburg erfolgreich im Einsatz. Aus umweltökologischer Sicht sei kein Rückbau der Wuchshülle notwendig.

Fällkeile und Rückenprotektoren

Die Firma Bast-Ing hat schon mit diversen Neuheiten auf sich aufmerksam gemacht, etwa bei hydraulischen Fällkeilen oder den Rücken-Protektoren bei der Holzfällung. Mit SpaltFast-Cut wurde jetzt ein neues Holzspalterprinzip auf dem Markt gebracht: Er wird auf einen Rückewagen ab 10 t gelegt und schneidet und spaltet Stämme mit einem Durchmesser bis zu 80 cm zu fertigen 25, 33 oder 50 cm langem Scheitholz. Der Spalter wiegt 2,5 t, ist robust gebaut und sicher und ergonomisch günstig aus der Schlepperkabine zu bedienen.

Zaunbaumaschine für einen Mann

Von Reil und Eichinger wurde die Zaunbaumaschine ZBM 24 vorgestellt. Sie dienst dazu, Zaunpfosten von Wildschutzzäunen im Einmannbetrieb GPS gesteuert in den Boden zu drücken – inklusive der Abwicklung von Zaungeflecht. Das Unternehmen spricht von einer fünffachen Leistung gegenüber der Handramme und manueller Geflechtabwicklung. Die Rammvorrichtung ist für alle gängigen Zaunpfosten aus Metall und Holz geeignet, eine Seilwinde hilft bei Einsätzen in steilen Lagen, und der Kettenantrieb sorgt für minimalen Bodendruck und extreme Geländegängigkeit. Die Neuheit zur KWF-Tagung war die GPS-Steuerung, mit der Zaunpfosten auf +/-2 cm gesetzt werden können, ohne dass der Bediener messen oder eine Richtschnur spannen muss.

Immer mehr Elektro im Forst

Die Elektrobetriebe halten Einzug in den Forst, wenngleich die vergleichsweise kurze Akku-Betriebsdauer den Profieinsatz bislang begrenzt, weshalb ein durchdachtes Akku-Management nötig ist. Stihl hat dazu eine CB1 Ladebox im Angebot zum Laden und Transportieren von bis zu acht Stihl-AP-Akkus auf dem Fahrzeug. Mit der All-in-one-Lösung für effizientes Akku-Handling kann geladen, transportiert und aufbewahrt werden. Sie ist abschließbar und kann auf der Pritsche, auf einem Pick-up oder Anhänger installiert werden.

Cleveres Anzeichnen vom Meterholz

Eine einfache Lösung zum schnellen und ergonomisch guten Anzeichnen von Meterholz für Brennholzabschnitte stellte Logsafe vor.

Eine einfache, aber clevere Lösung zum schnellen und ergonomisch guten Anzeichnen von Meterholz für Brennholzabschnitte stellte Logsafe vor. Der Meterstock mit Reißhaken hat sich bewährt, aber auch seine Tücken – etwa im unwegsamen Gelände, wenn der Platz zum Anreißen fehlt oder bei sehr grob borkigem Holz. Statt eines Reißhakens hat der Markierstab eine Sprühdose angebaut, ein leichter Druck mit dem Dosensprühkopf auf das Holz genügt für eine Punktmarkierung, um dort später sägen zu können.

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