Die diesjährige NordArt in Büdelsdorf, eine der größten jährlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa, ist seit Freitag vergangener Woche eröffnet und feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums werden in diesem Jahr anstelle eines Länderschwerpunkts Werke von Preisträgerinnen und Preisträgern der vergangenen Jahre gezeigt. Aber auch neue Objekte, Skulpturen, Gemälde und Installationen von Künstlern aus aller Welt sind zu bestaunen. Sie inspirieren, regen zum Nachdenken, Träumen oder Schmunzeln an, laden auf eine Fantasiereise ein und lassen den Alltag für eine Weile vergessen.
Die ehemaligen Hallen der Gießerei Carlshütte bieten immer wieder eine imposante Kulisse und verleihen vielen der Objekte mit dem morbiden Charme verfallener Industrie einen ganz besonderen Rahmen, setzen sie zwischen bröckelndem Beton und herausstechenden Bewehrungen oder vor dem Kupolofen in Szene. Dabei haben Chefkurator Wolfgang Gramm und seine Frau und Kuratorin Inga Aru jedes Jahr aufs Neue die Qual der Wahl, wenn sie aus 3.000 Bewerbungen gut 200 Werke von Künstlerinnen und Künstlern auswählen. Diese ausgewählten Werke erzählen eine gemeinsame Geschichte unserer Zeit. In 25 Jahren haben zahlreiche Ereignisse die Welt geprägt, viele der Geschehnisse spiegelten und spiegeln sich auch in den Arbeiten der NordArt-Künstler wider und machen diese zu unvergesslichen Zeitzeugen und Botschaftern. In ihrer ganz eigenen bildhaften Sprache versuchen die Kunstschaffenden, Erklärungen zu finden, wo einem oft die Worte fehlen. Um einzuordnen, zu mahnen, zu vergessen, zu rebellieren, zu banalisieren, zu kritisieren oder augenzwinkernd zu karikieren. Viele der älteren preisgekrönten Werke der NordArt haben mitunter nichts an Aktualität verloren oder erscheinen angesichts aktueller weltweiter Geschehnisse in einem neuen Kontext.
„Kunst kann die Seele träumen lassen und Zuversicht schaffen – in einer Sprache, die alle Menschen verstehen“, beschreibt es Wolfgang Gramm im Vorwort des umfangreichen Ausstellungskataloges. Seit 2010 sind insgesamt 57 Preisträger ausgezeichnet worden. Diese bilden 2024 mit ihren Werken in und um die Carlshütte den Fokus der Jubiläumsausgabe der Ausstellung. Erneut können sich die Besucher auf die gesamte Bandbreite an zeitgenössischer Kunst freuen. Oft skurril, immer wieder beeindruckend, vielfältig, kreativ, einfallsreich und jedes Werk für sich einzigartig. Oder wie Wolfgang Gramm es nennt: „Ein Blick zurück auf eine wunderbare Reise durch die Kunst.“ Ein Teil der Ausstellung ist der Mongolei gewidmet, mit der seit zehn Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit besteht. Langjährige Kontakte bestehen auch zur chinesischen Kunstszene, unter den Preisträgern sind elf Künstler aus China, in der aktuellen Ausstellung sind 26 chinesische Künstlerinnen und Künstler vertreten.
Aktiv mit Hand anlegen dürfen die Besucher beim Begraben eines Kriegbeils, indem sie eine Handvoll Erde auf die große steinernde Axt mit der Bezeichnung „Hier ruht der Krieg, R.I.P.“ des franzöischen Künstlers Gilles T. Lacombe werfen. Sie erfahren bei der Installation der finnischen Künstler Teija und Pekka Isorättyä „Lilia‘s Garden“, was es mit den Infusionsschläuchen auf sich hat, und können per Knopfdruck die zwölf kinetischen Werke des Sonderprojekts „Von der Wiege bis zur Bahre“ von Willi Reiche in Bewegung setzen. Ein weiteres Sonderprojekt stellt „A Sense of Place“ von Paul Critchley dar, der mit seiner skurrilen Installation die Illusion eines Hauses erschafft. Weitere Infos unter nordart.de