Die Privathaushalte in Deutschland haben im vergangenen Jahr im Lebensmitteleinzelhandel erneut weniger Fleisch und Wurstwaren gekauft. Wie aus dem Working Paper 232 des Thünen-Instituts auf der Basis von Daten des GfK-Haushaltspanels und der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) hervorgeht, nahm die Einkaufsmenge 2023 gegenüber dem Vorjahr um 0,7 % auf 2,71 Mio. t ab. Gegen den Trend konnten die Discounter aber ihren Absatz steigern.
Grund für die Kaufzurückhaltung bei Fleisch- und Wurstwaren in Spezialgeschäften waren laut dem Thünen-Institut im Wesentlichen die höheren Preise, die im Vorjahresvergleich 2022 im Mittel um 9,5 % und 2023 um 6,5 % stiegen. Im Schnitt mussten die Privathaushalte 2023 für 1 kg Fleisch 9,61 € sowie für dieselbe Menge an Fleischwaren und Wurst 11,47 € zahlen; bei Bioprodukten waren es 14,85 €. Relativ gesehen zogen die Ausgaben für Schweinefleisch mit 8,7 % auf 8,27 €/kg am stärksten an, bei Geflügelfleisch um 6,6 % auf 7,90 €/kg und bei Rindfleisch um 5,8 % auf 12,11 €/kg. Lediglich Lammfleisch ließ sich mit 17,06 €/kg um 2,4 % günstiger erstehen.
Hackfleisch ist gefragt
Der deutliche Preisauftrieb bei Schweinefleisch bewirkte eine Konsumzurückhaltung, denn die betreffende Einkaufsmenge der Haushalte in den Geschäften verringerte sich gegenüber 2022 um 6,6 % auf 473.000 t. Bei Rindfleisch fiel die Abnahmerate mit 3,0 % geringer aus, und bei Fleischwaren und Wurst blieb der Abverkauf annähernd stabil. Zu den Gewinnern zählten 2023 gemischtes Hackfleisch mit einem Plus von 5,1 % sowie Geflügelfleisch mit einem Zuwachs von 2,8 % auf 472.000 t. Damit wurde erstmals so viel Geflügelfleisch wie Schweinefleisch von den Haushalten erworben.
Die Gesamtmenge an Fleisch und Wurstwaren aus biologischer Erzeugung lag 2023 stabil bei 86.000 t und hatte einen Anteil von 3,2 % an allen Einkäufen. Vor vier Jahren hatte dieser bei 2,0 % gelegen. Für die Fleischersatzprodukte wurde gegenüber 2022 ein Rückgang von 2,1 % auf 70.000 t verzeichnet. Ihr Anteil am gesamten Fleischeinkauf lag bei 2,6 %, vor drei Jahren bei 1,6 %. Die Fleischersatzprodukte kosteten im Schnitt 12,01 €/kg und damit rund 18 % mehr als echtes Fleisch oder Wurst.
Discounter legen zu
Fleisch und Wurstwaren werden häufig bei den Discountern eingekauft, deren Anteil an der Gesamtmenge zuletzt bei fast 43 % lag. Angesichts von Inflation und Kaufkraftverlust nahmen die Einkäufe der privaten Haushalte dort 2023 im Vorjahresvergleich um 2,7 % auf 1,16 Mio. t zu, obwohl der gesamte Markt rückläufig war. Der durchschnittliche Einkaufspreis für Fleisch und Wurst lag bei Aldi, Lidl und Co. mit 8,93 €/kg um gut 12 % unter dem Mittel für alle Einkaufsstätten. In den SB-Warenhäusern war der durchschnittliche Einkaufswert je Kilogramm mit 8,89 € im Schnitt sogar noch etwas niedriger, doch nahm dort der Absatz an die Privathaushalte gegenüber 2022 um 3,6 % auf 356.000 t ab. Bei den Food-Vollsortimentern ging das Verkaufsvolumen um 1,8 % auf 753.000 t zurück, in den Metzgereien um 2,7 % auf 299.000 t. Alle Einkaufsstätten zusammengenommen verzeichneten preisbedingt einen Umsatzzuwachs von 5,7 % auf 27,7 Mrd. €. Discounter waren mit einem Plus von 7,8 % auf 10,4 Mrd. € führend.
age