Noch befinden sich die Villa Wachholtz sowie die weiteren Ausstellungsräume und der Skulpturenpark der Herbert-Gerisch-Stiftung in Neumünster offiziell in der Winterpause. Doch wird schon hinter den Kulissen fleißig an den neuen Ausstellungen des Jahres und am Rahmenprogramm gearbeitet, um dann am 24. März mit großem Elan und voller Begeisterung in das Ausstellungsjahr 2024
zu starten.
„Und wir starten reich beschenkt in das neue Jahr“, erklärte die Stiftungsvorsitzende Brigitte Gerisch bei Vorstellung des Jahresprogramms. So gab es gleich mehrere Schenkungen, „die unsere Sammlungen wunderbar ergänzen“. So spendete die Werkstatt für Bildhauerei Niels Dietrich aus Köln erneut ein Konvolut an Arbeiten des Keramikkünstlers Norbert Prangenberg. Fünf außergewöhnliche Skulpturen sowie sechs farbenfrohe Aquarelle ergänzen fortan den Bestand seines Werkes in der Stiftung.
Mit einer besonderen Schenkung überraschte Ilse Kütemeier, die Witwe des bedeutenden, 2013 verstorbenen Steinbildhauers Klaus Kütemeier, die Stiftung: In Verbindung mit dem Erwerb einiger seiner Arbeiten wird der Park um eine monumentale Außenskulptur aus dem Nachlass des Künstlers reicher. „Geplant ist, das Werk zu einem späteren Zeitpunkt würdigend vorzustellen“, so die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Herbert-Gerisch-Stiftung, Yanine Esquivel.
Und noch eine weitere Schenkung sorgt für Freude, die in Bezug zu einer Ausstellung im Jahr 2008 steht: Die Erbengemeinschaft Breloh schenkt der Stiftung vier Werke aus dem Nachlass des Künstlers Heinz Breloh, die zusammen mit erworbenen sowie Leihgaben in der diesjährigen großen Sommerausstellung gezeigt werden. „Der Familie Breloh war es immer wichtig, dass das künstlerische Wirken Heinz Brelohs neben Standorten in Köln oder Bochum auch hier im Norden sichtbar wird“, erläuterte Brigitte Gerisch. Seine „Skulptur als Körperspur“ entstand im wahrsten Sinne des Worte mit vollem Körpereinsatz und war 2008 erstmals in der Gerisch-Stiftung zu sehen. „Meine Arbeit geht intensiv der Frage nach, wie heute figurative Skulptur entstehen kann. In einem dialogischen Prozess zwischen der realen oder gedachten Bewegung meines Körpers und den Vorstellungen vom Körper als Plastik entstehen dreidimensionale Reflexionen der bildnerischen Existenz“, soll Heinz Breloh 1997 selbst über seine Arbeit gesagt haben. Er verstarb 2001 in Köln.
Den Start in den Ausstellungsreigen macht am Sonntag, 24. März, um 12 Uhr der in Estland geborene Bildhauer und Maler Manfred Sihle-Wissel. Zu Ehren seines 90. Geburtstages widmet ihm die Stiftung eine große Jubiläumsausstellung, die der Künstler ganz nach seinen eigenen Vorstellungen und mit seinen Wunscharbeiten gestalten darf. In „Sihle-Wissel XC“, so der Titel der Ausstellung, wird die ganze Bandbreite seines Lebenswerkes zu sehen sein, und das in der kompletten Villa, also sowohl in den klassischen Ausstellungsräumen im Obergeschoss wie auch im Café Harry Maasz. „Es ist das erste Mal, dass wir eine Ausstellung in dieser Konstellation präsentieren“, so Brigitte Gerisch. Zu sehen sein werden Bronzen, Aquarelle, Collagen, Reliefarbeiten und Holzschnitte. Zur Eröffnung erscheint ein „Album“-Katalog und es wird am Donnerstag, 18. April, um 18 Uhr ihm zu Ehren ein Art-Dinner geben. Informationen dazu sowie zu allen anderen Ausstellungen und Veranstaltungen gibt es auf der Internetseite der Stiftung unter gerisch-stiftung.de
Ebenfalls am 24. März überraschen Studierende der Muthesius-Kunsthochschule Kiel in der Galerie, in der Remise sowie im Souterrain mit ihren Arbeiten „reflections“. „Wir werden uns überraschen lassen, wie und womit sie die Räumlichkeiten gestalten werden. Wir wissen nur, dass sie sich künstlerisch mit der Geschichte der Herbert-Gerisch-Stiftung, des Parks und der Umgebung auseinandergesetzt haben. Dabei geht es immer um das Thema Reflexion“, erläuterte Yanine Esquivel. Im vergangenen Jahr haben die Herbert-Gerisch-Stiftung und die Galerie Rainer Gröschl aus Kiel zum ersten Mal den mit 10.000 € dotierten, länderübergreifenden Kunstpreis G+G Art Award Nord ausgelobt. Jetzt zeigen der Preisträger Villiam Miklos Andersen und die neun Finalistinnen und Finalisten des Kunstpreises ihre aktuellen Arbeiten parallel in der Galerie Rainer Gröschl in Kiel und in der Villa Wachholtz in Neumünster. Die Eröffnung findet am Sonntag, 28. April, in der Galerie Rainer Gröschl in Kiel statt.
Die Sommerausstellung mit der großen Werkschau „Die Spur des Bildhauers – Wiedersehen mit Heinz Breloh“ widmet sich allen Schaffensphasen des Kölner Bildhauers Heinz Breloh und zeigt sein breites Spektrum von der Film- und Fotokunst aus den 1970er Jahren über großformatige Gipsplastiken bis hin zu sinnlichen Keramiken der 1990er Jahre. Auch hierzu wird es einen Katalog sowie ein Art-Dinner geben.
Schulen und Schüler im Land können sich wieder auf das museumspädagogische Programm unter Leitung von Wilhelm Bühse freuen. „Dazu erwarten wir wieder zahlreiche Schulklassen und Kindergartengruppen im Rahmen von ,Kunst trifft Schule‘ und ,Kunst trifft Schule digital‘, darauf freue ich mich schon sehr“, so Bühse. Ergänzt werden die Ausstellungen und die Museumspädagogik durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, mit Teilnahmen an Festen und Ausstellungen in und um Neumünster, mit Lese- und Filmabenden und vielen weiteren Terminen.
Unumgänglich sind Bau- und Sanierungsarbeiten an der Fassade der Villa und an der Galerie-Terrasse. Diese wurde bereits seit September des vergangenen Jahres komplett neu gestaltet und wird künftig als sechster Ausstellungsort Besuchern über die Treppe aus dem Park zugänglich gemacht. „Ein Baufehler aus den 1960er Jahren führte immer wieder zu Wasseransammlungen. Die Terrasse war wie eine Badewanne ohne Abfluss“, erklärte Hans-Ulrich Hölk, stellvertretender Vorsitzender im Stiftungsvorstand und Sohn von Brigitte Gerisch, der die Bau- und Sanierungsarbeiten betreut. Und auch die Villa komme in die Jahre, besonders die Fassade, die nach Absprache und mit Zustimmung der Denkmalschutzbehörden 2025 saniert werden soll. „Dazu laufen aktuell noch Gespräche“, sagte Hölk, der davon ausgeht, dass alle Maßnahmen im kommenden Jahr ausgeführt werden können, damit die Villa rechtzeitig zum 25-jährigen Bestehen der Stiftung 2026 im neuen Glanz erstrahlt.