StartNachrichtenAgrarpolitikZukunftsBauer: Viel mehr als nur Ernährer

ZukunftsBauer: Viel mehr als nur Ernährer

Kommentar zur ZukunftsBauer-Kampagne des Deutschen Bauernverbandes
Von Dr. Robert Quakernack
Ernährungssicherheit ist ein Hauptthema der Schriftzüge auf den Schildern und Plakaten bei den Bauernprotesten. Fotos: rq

„Ohne uns kein Essen“, „Landwirtschaft  macht alle satt, auch die Gegner, die sie hat“ oder „Support statt Import“ – viele der Plakate und Schilder, die auf den Bauerndemonstrationen zu sehen sind, betonen die Bedeutung der heimischen Lebensmittelproduktion. Aber wie passen solche Aussagen mit den Erkenntnissen der ZukunftsBauer-Studie zusammen? Schließlich haben die Autoren herausgearbeitet, dass die Landwirtschaft mit dem Thema Ernährungssicherheit beim Verbraucher kaum noch punktet.

Für Landwirt Jörg Struve, Mitglied der ZukunftsBauer-Arbeitsgruppen auf Bundes- und Landesebene, lassen sich die Proteste mit den ZukunftsBauer-Zielen vereinbaren. „Wir wünschen uns Kommunikation, die in der Gesellschaft ankommt“, erklärte er auf einem Forum im Rahmen der Grünen Woche. Dazu hätten die Proteste beigetragen. Durch den intensiven Austausch mit der Bevölkerung habe man Verständnis füreinander gewonnen. Zum Start der Artikel-Serie „ZukunftsBauer in Schleswig-Holstein“ erklärt Struve, was für ihn einen ZukunftsBauer ausmacht.

Neben friedlichen Kolonnenfahrten, Kundgebungen, Mahnfeuern und kreativen Leuchtaktionen häuften sich zuletzt auch Blockadeaktionen, zum Beispiel an Häfen oder Logistikzentren des Lebensmitteleinzelhandels. Diese Aktionen haben Sympathiepunkte verspielt, sowohl bei der Stadtbevölkerung als auch in der Logistikbranche und beim Handel, deren Vertreter jüngst deutliche Kritik äußerten.

Klar ist: Die Politik muss jetzt liefern. Die Nichtentscheidung des Bundesrates zur Agrardieselrückvergütung hat etwas Zeit verschafft, um die Rahmenbedingungen für die Branche zu verbessern, sei es durch die Beibehaltung der Agrardieselbeihilfe oder zumindest einen längeren Übergangszeitraum, steuerliche Entlastungen an anderer Stelle, einen echten Bürokratieabbau oder die Umsetzung der Empfehlungen der Borchert-Kommission für mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung.

Die ZukunftsBauer-Studie hat Tierwohl als Megatrend herausgearbeitet. Doch ein Landwirt, der mehr Tierwohl produziert, aber Wettbewerbsfähigkeit verliert, hat eben keine Zukunft. Eine gesamte Branche lässt sich nicht in eine Nische stecken. Deswegen müssen der Umbau der Ställe und die höheren laufenden Kosten kompensiert werden.

Weitere Megatrends mit Chancen für die Landwirtschaft sind Artenvielfalt, Umwelt-und Klimaschutz sowie Erneuerbare Energien. Vieles davon setzen die Bäuerinnen und Bauern schon um – sie sind Lösungsanbieter. Und durch das gestiegene öffentliche Interesse an Landwirtschaft lassen sich die Zukunftsthemen aktuell erfolgreich kommunizieren.

Letztlich – das sagt auch Jörg Struve – wird die Rolle der Landwirtschaft immer auch die der Ernährerin bleiben. Aber die Rollen erweitern sich. Damit Bäuerinnen und Bauern die neuen Rollen annehmen und Megatrends verwirklichen können, braucht es Perspektiven.

Ernährungssicherheit ist ein Hauptthema der Schriftzüge auf den Schildern und Plakaten bei den Bauernprotesten. Fotos: rq
Ernährungssicherheit ist ein Hauptthema der Schriftzüge auf den Schildern und Plakaten bei den Bauernprotesten. Fotos: rq
Ernährungssicherheit ist ein Hauptthema der Schriftzüge auf den Schildern und Plakaten bei den Bauernprotesten. Fotos: rq


Dr. Robert Quakernack
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