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China – Hoffnungsmarkt aller Agrarexporteure

Marktkommentar
Von Claus Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

China nimmt als weltgrößter Konsument und Importeur von Nahrungsmitteln eine zentrale Position ein. Im Jahr 2021 waren Chinas Einfuhren landwirtschaftlicher Erzeugnisse von 219,8 Mrd. US-$ 2,6-mal so hoch wie seine Ausfuhren. Mit der wachsenden Mittelschicht steigt auch die Nachfrage nach Fleisch- und Milchprodukten. Diese benötigen jedoch mehr Land- und Wasserressourcen zur Herstellung als Getreide und Gemüse, welche bisher die Speisepläne dominierten. China kann 135 Mio. ha für den Ackerbau nutzen, verfügt damit über etwa 9 % der weltweiten Ackerfläche, stellt mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern aber zirka 22 % der Weltbevölkerung.

Ernährungssicherheit zentrales Anliegen

Ernährungssicherheit als Kernelement der Legitimität der Kommunistischen Partei wurde in den 1960er Jahren kurz nach der durch den „Großen Sprung nach vorn“ verursachten Hungersnot begründet. Dies erklärt auch die großen staatlichen Reserven, China hält zum Beispiel 50 % der weltweiten Weizenreserven. Nach dem WTO Beitritt Chinas 2001 wurden Agrarimporte liberalisiert, China entwickelte sich zum wichtigsten Importmarkt dafür – und hat großen Einfluss auf die Preise.

China dominiert wichtige Agrarmärkte

Wichtigstes Einfuhrgut sind Sojabohnen mit ungefähr 100 Mio. t. Aus Brasilien wurden 2021 etwa 60 Mio. t importiert (= 50 % der brasilianischen Ernte), aus den USA zirka 30 Mio. t. Die lokale Produktion erreichte nur zirka 16 Mio. t. Auch im Weizenhandel entwickelt China sich zu einem globalen Akteur – es wird 2023/24 mit mindestens 14 Mio. t der größte Weizenimporteur sein, obwohl es mit 136 Mio. t auch der weltgrößte Weizenproduzent ist. Allerdings liegt der Verbrauch seit 2020 deutlich über 150 Mio. t. Aktuell gibt es wegen Dauerregen zur Erntezeit große Qualitätsprobleme, der erhebliche Bedarf an Weizen mit Aufmischqualität muss aus Australien und Frankreich sowie zuletzt auch aus den USA und vom Schwarzen Meer importiert werden. Nachrichten über Einkäufe in den USA trieben zuletzt den Kurs in Chicago auf ein Zwischenhoch, fehlende Anschlussverträge ließen ihn wieder sinken. China ist der weltweit zweitgrößte Maisproduzent mit einem Selbstversorgungsgrad von über 90 %, muss aber etwa 20 Mio. t pro Jahr importieren, hauptsächlich aus Brasilien und USA.

China ist mit zirka 56 Mio. t der größte Schweinefleischproduzent, muss aber zirka 2 Mio. t jährlich importieren. Derzeit stagniert der Konsum, seit Sommer 2023 wird deutlich weniger importiert als von einigen Lieferanten erhofft. Dies hat auch zum ruinösen Preisverfall von 50 % im zweiten Halbjahr 2023 in den USA beigetragen.

Diversifizierung von Lieferanten

Es ist nicht ratsam, zu sehr auf China als sicheren Absatzmarkt zu bauen. Es ist sich seiner Rolle auf dem Weltmarkt sehr wohl bewusst und diversifiziert aktiv seine Lieferanten. So hat es kürzlich mit Russland ein Abkommen zur Lieferung von Schweinefleisch geschlossen, dass sich Exporte von mindestens 100.000 t jährlich in Konkurrenz zu jetzigen Lieferanten erhofft, was den Preis drücken wird.

Chinesische Nachfrage und globale Landnutzung

Die chinesische Nachfrage wurde eher durch Umwandlung von Weide in Ackerflächen als durch Ertragssteigerungen gedeckt. Analysen zeigen, dass die chinesische Nachfrage zusätzlich die Ursache für ein Drittel bis zwei Drittel der weltweiten Entwaldung seit 1995 war.

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